Die Free Agency der NFL ist nur noch wenige Wochen entfernt. Derzeit haben Teams die Möglichkeit, ihren wichtigsten angehenden Free Agent per Franchise Tag zu halten. Doch wer kommt dafür 2025 überhaupt infrage?
Der Franchise Tag gibt den Teams der NFL die Chance, ihren wohl wichtigsten Spieler mit auslaufendem Vertrag für mindestens eine weitere Saison vom freien Markt fernzuhalten oder ihm zumindest den Weg zu einem neuen Team erheblich zu erschweren. In diesem Jahr jedoch kommt für diese Option kaum jemand infrage. Zum einen, weil die Preise für den Franchise Tag hoch und der Cap Space bei vielen Teams knapp bemessen ist. Zudem gibt es auch nicht so viele herausragende Spieler, die Free Agents werden.
Dennoch gehören ein paar größere Namen durchaus zur Kategorie Spieler, die das jeweilige Team unbedingt halten sollte. Wir zeigen, wer das sein könnte und wie wahrscheinlich es ist, dass es tatsächlich zu einem Franchise Tag kommen wird.
Zur Erinnerung: Im Vorjahr wurden ganze neun Spieler mit dem Franchise Tag belegt.
Spieler | Position | Team |
---|---|---|
Josh Hines-Allen | Edge Rusher | Jacksonville Jaguars |
Brian Burns | Edge Rusher | Carolina Panthers |
Kyle Dugger* | Safety | New England Patriots |
Tee Higgins | Wide Receiver | Cincinnati Bengals |
Jaylon Johnson | Cornerback | Chicago Bears |
Justin Madubuike | Defensive Tackle | Baltimore Ravens |
Michael Pittman Jr. | Wide Receiver | Indianapolis Colts |
L'Jarius Sneed | Cornerback | Kansas City Chiefs |
Antoine Winfield Jr. | Safety | Tampa Bay Buccaneers |
*) Dugger erhielt den Transition Tag von den Patriots.
Von den neun Spielern einigten sich anschließend sechs auf einen langfristigen Vertrag mit ihrem jeweiligen Team. Die Ausnahmen waren L'Jarius Sneed, der zu den Tennessee Titans getradet wurde, Brian Burns, der zu den New York Giants geschickt wurde, und Tee Higgins, der mit dem Franchise Tag für die Bengals spielte.
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Und das bringt uns zu den Spielern, die in diesem Jahr legitime Kandidaten für den Franchise Tag sind. Vorweg: Es sind wirklich nicht viele, die damit rechnen müssen!
Tee Higgins - Wide Receiver, Cincinnati Bengals
Wie unter anderem "Sports Illustrated" kürzlich berichtete, planen die Bengals, Higgins zu dessen Leidwesen erneut mit dem Franchise Tag zu belegen. Das brächte ihm zwar ein Gehalt von 26.179.202 Dollar (120 Prozent des Vorjahres) ein, doch käme er erneut nicht auf den offenen Markt, wo er gerne schon im Vorjahr gelandet wäre, weil die Bengals nicht mit ihm verhandeln wollten, ihn aber auch nicht ziehen ließen.
Nun soll die Sachlage anders sein. Er selbst wechselte seine Berater-Agentur und die Bengals sollen in diesem Jahr gewillt sein, tatsächlich ernsthaft über einen neuen Vertrag zu verhandeln. Ende offen, zumal auch Ja'Marr Chase und Trey Hendrickson neue Deals erwarten. Doch ein Franchise Tag für Higgins, der neben Chase Joe Burrows beste Waffe ist, scheint unumgänglich.
Sam Darnold - Quarterback, Minnesota Vikings
Aus dem Nichts wurde Darnold 2024 zum Starter der Vikings, weil sich Rookie J.J. McCarthy so schwer am Knie verletzt hatte, dass er die komplette Saison verpasste. Darnold blühte dann unter Head Coach Kevin O'Connell auf und half mit, die Vikings mit einer 14-3-Saison in die Playoffs zu führen. Anschließend implodierten Darnold und Co. jedoch und verloren sang- und klanglos im Wild Card Game gegen die Los Angeles Rams (9:27).
Nun stellt sich die Frage, wie es mit Darnold weitergeht. Er hatte nur einen Einjahresvertrag und ist dank seiner starken - und locker besten - Saison ein gefragter Mann auf dem Free-Agent-Markt. Viele Teams suchen verzweifelt nach einem Quarterback, der mindestens mal die neue Saison und vielleicht auch mehr überbrücken kann, so wie etwa Geno Smith oder auch Baker Mayfield vor ihren jeweiligen aktuellen Verträgen betrachtet wurden.
Für Minnesota stellt sich nun die Frage, ob ein Franchise Tag der richtige Schritt ist. Der für Quarterbacks wäre äußerst teuer - "Over The Cap" geht von 42,386 Millionen Dollar aus. Ein stolzer Preis, gerade wenn man bedenkt, dass die Vikings derzeit nur über rund 61 Millionen Dollar an effektivem Cap Space verfügen. Über allem schwebt jedoch die Gesundheit von McCarthy. Keiner weiß, ob er zur neuen Saison fit und vor allem bereit für die NFL ist und das allein birgt ein großes Risiko.
Die Vikings könnten also auf Zeit spielen und Darnold, der sicher keinen neuen Vertrag dort als Backup unterschreiben wird, erstmal taggen und dann schauen, wie sich McCarthy in der Offseason entwickelt. Sollte das positiv verlaufen, könnte man Darnold gegebenenfalls noch traden. Allerdings liefe man Gefahr, dadurch weniger Spielraum für die Frühphase der Free Agency zu haben, was neue Spieler betrifft. Zudem würde der Trade-Preis mit fortlaufender Offseason immer weiter sinken - und nur bis 15. Juli wäre für das neue Team dann noch ein langfristiger Vertrag nötig, um den enormen Cap-Hit des Tags noch zu senken.
Entsprechend befinden sich die Vikings in einer Zwickmühle. Vertrauen sie auf eine positive Entwicklung von McCarthy oder gehen sie auf Nummer sicher mit der Gefahr, dann einen Backup-QB zu haben, der 2025 mehr als 20 Mal so viel verdient wie der Starter.
Die Tendenz geht hier dahin, dass man Darnold ziehen lässt.
Trey Smith - Guard, Kansas City Chiefs
Die Chiefs haben zahlreiche Free Agents. Gleich sechs potenzielle Starter für 2025 könnten auf den Markt kommen und zu einem gewissen Umbruch führen beim amtierenden Champion der AFC. Wie Super Bowl LIX jedoch verdeutlichte, ist keine Baustelle so groß wie die Offensive Line. Diese sah ganz alt aus gegen die Philadelphia Eagles und ließ unter anderem sechs Sacks zu.
Wenn man ehrlich ist, dann sind Center Creed Humphrey, Guard Joe Thuney - wenn er denn Guard spielt und nicht als Left Tackle aushelfen muss - und eben Right Guard Trey Smith die einzigen wirklich verlässlichen Spieler dieser Gruppe. Right Tackle Jawaan Taylor ist teuer und höchstens Durchschnitt und Left Tackle ist nach dieser Saison vakant. Insofern erscheint es nicht unbedingt ratsam, noch einen weiteren Starter ersetzen zu müssen.
Sprich: Wenn jemand bei den Chiefs den Franchise Tag bekommen sollte, dann Smith. Dieser würde 25,8 Millionen Dollar kosten, weil Offensive Linemen aus irgendeinem Grund alle in einen Topf geworfen werden. Ein stolzer Preis für einen Right Guard vor einem rechtshändigen Quarterback. Doch das ist die Sachlage.
Die Chiefs verfügen derzeit über knapp 8 Millionen Dollar an Cap Space, könnten jedoch schnell auf circa 70 Millionen Dollar an Cap Space mit drei simplen Restructures der Verträge von Patrick Mahomes, Chris Jones und Jawaan Taylor kommen - sie würden dafür nur den Großteil der jeweiligen Gehälter in einen Signing Bonus umwandeln müssen. Zudem ist weitere Ersparnis mit einer Verlängerung von Thuneys 2025 auslaufendem Vertrag drin.
Und dann könnte man es sich locker leisten, Smith zunächst mal per Tag zu halten und ihn dann anschließend in Ruhe langfristig an sich zu binden.
Dieser Move wirkt wahrscheinlich, denn sie können es sich angesichts ihrer derzeitigen Personalsituation nicht leisten, diesen so wichtigen Spieler zu verlieren. Und auf dem Markt gibt es einige Teams, die vermutlich mehr Cash zur Verfügung haben, um ihn abzuwerben.
Die Philadelphia Eagles
Auch die Philadelphia Eagles haben zahlreiche Free Agents, die zu den Leistungsträgern zählen und die es allesamt wert wären, den Franchise Tag für sie zu verwenden. Zu nennen sind zuvorderst Linebacker Zack Baun, Edge Rusher Josh Sweat und Defensive Lineman Milton Williams. Doch die Wahrheit ist, dass die Eagles nicht über sonderlich viel Cap Space verfügen und somit Stand jetzt keinen Franchise Tag für die jeweilige Position stemmen könnten.
Und so wie ihre Verträge strukturiert sind, wird es auch kaum möglich sein, viel mehr Cap Space zu generieren. Entsprechend muss man die Eagles als mögliches Team, das seinen Franchise Tag benutzt, von der Liste streichen.