Mercedes-Pilot George Russell hat sich vor dem Saisonstart der Formel 1 im Interview mit RTL/ntv und sport.de zu den drängendsten Fragen rund um die Silberpfeile geäußert: Ist er bereit für die neue Leader-Rolle? Wie groß sind die Titel-Chancen? Und wie gefährlich kann ihm Jungspund Kimi Antonelli werden?
Gut zwei Wochen vor dem Start in die Testfahrten hat George Russell im exklusiven Interview mit RTL/ntv und sport.de mit Zuversicht auf die anstehenden Aufgaben in der Formel 1 geschaut. Er sei nach dem Abschied von Lewis Hamilton zu Ferrari "absolut" bereit für seine Rolle als neuer Leader bei den Silberpfeilen.
"Ich gehe jetzt schon in meine siebte Saison in der Formel 1, es ist meine vierte Saison mit Mercedes, ich bin erst 26 Jahre alt", hob er seine Erfahrungen trotz seines insgesamt noch jungen Alters hervor und fügte an: "Ich fühle mich bereit, zu kämpfen."
Zuversicht für 2025 gebe ihm die Erfahrung aus dem Vorjahr. "Wenn ich auf 2024 blicke, haben wir die Möglichkeiten, die sich uns boten, immer genutzt. Wenn es die Chance gab, haben wir uns die Pole Position geschnappt oder den Sieg", betonte Russell, der zwei GP-Erfolge einfuhr (Österreich und Las Vegas) und viermal von ganz vorn gestartet war.
"Natürlich haben wir am Ende nicht um die Weltmeisterschaft gekämpft", räumte der Brite ein, der mit Mercedes in der Konstrukteurs-WM nur auf Platz vier landete, setzte jedoch hinzu: "Ich hoffe, dass uns das dieses Jahr gelingt."
Allerdings erwartet Russell eine durchaus "krasse Saison", weil schon so viel Arbeit in 2026 gesteckt werde, wo das neue Technische Reglement greifen und es runderneuerte Boliden geben wird. "Man hat also sowohl dieses Jahr als auch das nächste Jahr schon im Kopf."
Formel 1: George Russell hofft auf gutes Mercedes-Rennauto
Was die Ambitionen für 2025 angeht, wollte Russell erst noch abwarten, wie das neue Auto performt. "Ich glaube, wir haben immer die Hoffnung, aber wir bleiben auch realistisch. Im Moment kann ich nicht sagen, ob der WM-Titel ein realistisches Ziel ist oder nicht", hielt er sich zurück und fügte hinzu: "Aber nach vielleicht fünf Runden im Auto kann ich dann schon eher sagen, wie die Chancen stehen."
Seine aktuelle Prognose: Da viele Rennställe schon am Auto für 2026 tüfteln, heißt das, "dass das Team, das weiter gut am 2025er Auto arbeitet, das Team sein wird, das die Weltmeisterschaft gewinnt. Es wäre also gut, wir würden direkt mit einem guten Auto in die Saison gehen."
Im Video: RTL-Experte ordnet die Lage bei Mercedes ein:
Dass er sich erstmals ohne Lewis Hamilton auf die neue Saison vorbereiten musste, war für Russell kein Problem.
"In den drei tollen gemeinsamen Jahren mit Lewis habe ich so viel von ihm gelernt. Aber zu diesem Zeitpunkt der Saison ist es vor allem das Team in der Fabrik, das alles antreibt. Die Rolle des Fahrer beginnt dann so richtig, wenn die Rennen starten. Dann müssen wir das Auto so schnell es geht fahren und es weiterentwickeln", erklärte er.
Russell fiebert auf Testfahrten der Formel 1 hin
Er habe dem Team im letzten Jahr "jede Menge Feedback gegeben", führte Russell aus. "Wir wissen also genau, was das neue Auto alles können soll. Aber erst mit den Testfahrten sind wir als Fahrer dann wieder voll in unserem Element, um das Team voranzubringen", blickte der 26-Jährige auf die drei Test-Tage, die vom 26. bis zum 28. Februar in Bahrain stattfinden (sport.de berichtet von allen Sessions im Live-Ticker).
Dort wird Russell dann an der Seite seines neuen Teamkollegen Kimi Antonelli fahren. "Er wird mich definitiv auf Trab halten, da gibt es gar keine Zweifel", räumte Russell mit Blick auf den Teenager ein. Könnte der junge Italiener dem Briten in puncto Geschwindigkeit den Rang ablaufen?
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"Wenn ich an mich denke, als ich 18 Jahre alt war ... ich fühle mich heute nicht schneller als damals. Heute bin ich vor allem erfahrener, ich weiß, wie man man dem Druck in der Formel 1 umgeht, wie man mit einem Team umgeht, in dem über 2000 Menschen arbeiten. Was den Speed angeht: Entweder hat man ihn oder eben nicht. Und ich glaube, er hat den Speed", so Russells Einschätzung zu Antonelli.
Er habe großen Respekt vor dem 18-Jährigen. "Ich bin gespannt, was er beitragen und leisten kann", sagte Russell und sah sich selbst auch in der Pflicht. "Man sollte nie naiv sein, wenn die Youngsters ins Team kommen. Wenn ich mich an das Alter damals zurückerinnere: Da hat man mächtig Feuer in sich", schien Russell seinen neuen teaminternen Widersacher nicht zu unterschätzen.