Super Bowl LIX steht vor der Tür und die Kansas City Chiefs und Philadelphia Eagles begegnen sich im Grunde auf Augenhöhe. Doch wer hat in den einzelnen Matchups die Nase vorn? Wer hat bessere Voraussetzungen und wer krönt sich zum Champion der NFL?
NFL-Redakteur Marcus Blumberg macht für sport.de den Check und wagt eine Prognose.
Super Bowl 2025 Head to Head: Chiefs vs. Eagles
Das lange Warten hat ein Ende, Super Bowl LIX steht an. In der Nacht zum Montag (So., ab 23:15 Uhr live bei RTL und im Livestream auf RTL+*) entscheidet sich im Caesars Superdome von New Orleans/Louisiana, ob den Chiefs der historische Three-peat gelingt oder die Eagles ihren zweiten Titel nach 2017 einfahren.
Wie immer war ich gespannt, wie diese Mannschaften für diese Aufgabe gerüstet sind, wo die Stärken und Schwächen der einzelnen Units liegen und wer letztlich auf dem Papier im Vorteil ist. Das Ergebnis wirft dann mal wieder die übliche Frage auf, worauf es am Ende wirklich ankommt.
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Quarterbacks
Patrick Mahomes (Chiefs) vs. Jalen Hurts (Eagles)
Isoliert betrachtet ist dies das naturgemäß größte Mismatch. Patrick Mahomes steht in seinem fünften Super Bowl und hat schon drei davon gewonnen, während Jalen Hurts erst seinen zweiten spielt und bekanntermaßen trotz starker Leistung vor zwei Jahren Mahomes unterlegen war.
Allein dieser Erfahrungsunterschied gibt den Ausschlag für Mahomes, bevor wir uns in den folgenden Kategorien mit den tatsächlichen Matchups auseinandersetzen, die womöglich ein etwas anderes Bild zeigen werden. Doch wenn es allein darum geht, welcher Quarterback am ehesten den Unterschied machen und mit einer genialen Aktion das Spiel entscheiden könnte, dann wird derzeit keiner dem Vergleich mit Mahomes standhalten.
Mahomes scheint immer noch einen Gang hochschalten zu können, wenn es in die Playoffs und den Super Bowl geht. Bei Hurts wiederum muss man abwarten, wie er mit den exotischen Pressures einer Spagnuolo-Defense in diesem Spiel klarkommt. Zudem war er bislang nicht gezwungen, über die Mitte zu werfen und hielt den Ball mitunter zu lange. Insgesamt gibt es zu viele Variablen in seinem Spiel, als dass man hier von einem Duell auf Augenhöhe sprechen könnte.
Vorteil: Kansas City.
Running Backs Chiefs vs. Linebacker Eagles
Isiah Pacheco, Kareem Hunt, Samaje Perine vs. Zack Baun, Oren Burks
Zack Baun ist ein First Team All-Pro und spielte seine beste Saison in der NFL im ersten Jahr unter Vic Fangio in Philly. Er war eine Offenbarung und ist sicherlich das Herzstück dieser Defense. Eine Defense, die gegen den Run die drittwenigsten EPA/Play der Liga zugelassen hat laut "Next Gen Stats". Die Chiefs wiederum sind überdurchschnittlich gut darin, den Ball zu laufen. In den vergangenen Wochen kristallisierte sich vor allem Rückkehrer Kareem Hunt als gute Red-Zone-Waffe heraus, während Samaje Perine eher in Pass-Situationen zur Geltung kommt.
Auf dem Papier haben hier die Eagles die Nase vorn, allerdings gilt das womöglich nur im Run Game. Im Passspiel dagegen dürfte gerade Oren Burks im Fokus von Andy Reid und Mahomes stehen. Burks ist der Ersatzmann des verletzten Nakobe Dean, der schon im Vorjahr gegen die Chiefs im Super Bowl ran musste, nachdem sich Dre Greenlaw die Achillessehne in Diensten der 49ers gerissen hatte. Das Ergebnis war unschön: Burks ließ 9 Receptions auf 9 Targets und einen Touchdown zu. Er könnte auch dieses Mal der Ansatzpunkt fürs Passspiel der Chiefs sein.
Was den Run an sich angeht, haben jedoch die Eagles hier Vorteile.
Vorteil: Philadelphia.
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Running Backs Eagles vs. Linebacker Chiefs
Saquon Barkley, Kenneth Gainwell, Will Shipley vs. Nick Bolton, Leo Chenal, Drue Tranquill
Die effizienteste Rushing Offense der NFL trifft auf die Nummer-12-Defense in dieser Hinsicht. Saquon Barkley, der Offensive Player of the Year, braucht nur 29 Yards, um den Scrimmage-Yards-Rekord (inkl. Playoffs) von Terrell Davis aus dem Jahr 1998 (2476) zu brechen. Er ist wohl die gefährlichste Waffe der Eagles-Offense und der König der explosiven Runs. Er hatte in diesem Jahr inklusive Playoffs nun 7 Touchdown-Runs über mindestens 60 Yards, einsamer Rekord in der NFL.
Die Chiefs werden in erster Linie versuchen, diese explosiven Runs (mindestens 15 Yards) einzudämmen. Dazu wird es nicht nur die Linebacker brauchen, sondern auch Hilfe der Defensive Backs. Es kann gut sein, dass wir so häufig wie lange nicht die Base-Defense der Chiefs sehen werden, also alle drei Linebacker auf dem Feld. Und selbst dann wird es schwer, dieses Run Game zu stoppen, zumal auch immer die Gefahr besteht, dass Hurts per Read-Option selbst läuft.
Die Chiefs werden gegen ihre Tendenzen spielen müssen, wenn sie das Run Game stoppen wollen. Sprich: Wenn sie zu viel Wert darauf legen, dann könnte das die Secondary verwundbarer machen, weil dann Eins-zu-Eins-Duelle der Wide Receiver entstehen. Ich glaube zwar, dass wir nicht viele explosive Runs von Barkley sehen werden, aber auch hier gilt, dass die Eagles an dieser Front besser besetzt sind.
Vorteil: Philadelphia.
Receiving Corps Chiefs vs. Secondary Eagles
Travis Kelce, Xavier Worthy, JuJu Smith-Schuster, Hollywood Brown vs. Quinyon Mitchell, Cooper DeJean, Darius Slay, C.J. Gardner-Johnson, Reed Blankenship
Aus Sicht der Chiefs ist das hier wohl der Schlüssel. Gelingt es, Travis Kelce wie üblich in den Playoffs in Position zu bringen, um gegen die Zone Coverage der Eagles über die Mitte zu gewinnen? Kelce führt die Liga seit 2018 mit 3927 Receiving Yards auf Targets gegen Linebacker an. Das entspricht +185,7 EPA. Die Eagles allerdings haben auf Targets gegen Linebacker in dieser Saison die drittniedrigste Completion Percentage (69,9) und die wenigsten Yards pro Target (5,6) zugelassen.
Ich rechne mit vielen direkten Duellen von Baun gegen Kelce, jedoch stets mit Safety-Hilfe, gerade von CJGJ. Und dann stellt sich eben die Frage, was sonst noch über die Mitte geht, um die Schwachstelle Burks auszunutzen. Spielt man viel 12-Personnel und bringt Noah Gray ins Spiel? Oder setzt man wie zuletzt auf Hollywood Brown mit Routes über die Mitte?
Generell lässt sich sagen, dass Mahomes in diesem Jahr die Liga in Pässen hinter die Line of Scrimmage anführt (851 YDS) und sehr häufig kurz wirft, weil Downfield wenig geht. Auch hier entscheidet sich womöglich das Spiel, denn die Fangio-Defense ist darauf ausgelegt, den Gegner in kurze Pässe zu zwingen und ist dann sehr versiert, diese zu verteidigen. Kein Team hat weniger Yards pro Passversuch hinter der LOS zugelassen als die Eagles (4,1) und niemand ließ eine niedrigere Success Rate zu (29,9 Prozent).
Die Eagles lassen keine Big Plays zu und auch die Mahomes'sche Zermürbetaktik könnte hier auf Granit beißen.
Vorteil: Philadelphia.
Receiving Corps Eagles vs. Secondary Chiefs
A.J. Brown, DeVonta Smith, Jahan Dotson, Dallas Goedert vs. Trent McDuffie, Jaylen Watson, Chamarri Conner, Justin Reid, Bryan Cook
Auch hier ist die Tendenz recht klar. Auf dem Papier spielen die Chiefs den Eagles mit dem, was sie normalerweise tun, ziemlich in die Karten. Spagnuolo setzt in 51,5 Prozent der Snaps auf Press Coverage (Abstand zum Receiver beim Snap beträgt weniger als 3 Yards) bei seinen Cornerbacks. A.J. Brown wiederum führt die Liga mit einer Target Rate von 37,3 Prozent und 3,5 Yards pro Route (!) an, wenn er gegen Press antritt. Schon in Super Bowl LVII vor zwei Jahren sah er 18 Mal Press Coverage. Aus 5 Targets in diesen Fällen machte er 92 Yards und einen Touchdown.
Generell ist Hurts äußert präzise mit Pässen nach außen und gegen Man Coverage. Die beste Hoffnung der Chiefs ist es, dass Trent McDuffie mit Brown mithalten kann und Hurts seine übrigen Anspielstationen nutzen muss. Doch auch DeVonta Smith, der in diesem Spiel häufiger als sonst im Slot agieren könnte, weil die Chiefs dort Probleme haben, und Tight End Dallas Goedert sind stark in Eins-zu-eins-Duellen.
Die Gefahr dieser Secondary geht allerdings ohnehin eher von möglichen Blitzern aus. Gerade McDuffie und Chamarri Conner sind hier immer wieder starke Waffen von Spagnuolo. Zudem sind Justin Reid und Conner sehr wichtig im Run Game. Conner führt die NFL mit einer Defensive Stop Rate von 12 Prozent an. Dieser Fakt ist Sinnbild dafür, wie verzahnt diese Defense ist. Die klassischen Pass-Verteidiger sind entscheidende Faktoren im Run Game, werden aber vermutlich Probleme gegen den Pass haben, speziell dann, wenn Spagnuolo nicht vielleicht doch eher auf Zone geht, was dann aber seine Blitzes beeinflussen könnte.
Vorteil: Philadelphia.
Offensive Line Chiefs vs. Defensive Line Eagles
Joe Thuney, Mike Caliendo, Creed Humphrey, Trey Smith, Jawaan Taylor vs. Nolan Smith, Josh Sweat, Jalen Carter, Milton Williams
Die O-Line der Chiefs ist sicherlich nicht die größte Stärke dieses Teams. Im Gegenteil. Die Tatsache, dass Guard Joe Thuney als Left Tackle einspringt und diese Sache auch sehr ordentlich macht, ist aller Ehren wert, zeigt jedoch, wie die Lage an dieser Front ist. Dass man dennoch die neuntniedrigste Pressure Rate der Liga zugelassen hat, liegt auch an der Pocket-Präsenz und der Scramble-Fähigkeit von Mahomes.
Und Mahomes wird den Ball verhältnismäßig schnell los. Kurioserweise geriet er in diesem Jahr eher dann in Probleme, wenn er den Ball zu lange hielt. Das klingt komisch, denn eigentlich ist er in den Situationen dann immer brandgefährlich, doch scheinbar gelingt es seinen Receivern derzeit nicht so gut wie früher, mit Mahomes zu improvisieren.
Der Schlüssel für die Defensive Front der Eagles ist es daher nicht unbedingt, Mahomes auf Teufel komm raus zu attackieren, sondern ihn nicht aus der Pocket zu lassen. Hier sind Nolan Smith und Josh Sweat gefragt, die Edge zu etablieren. Zudem muss gerade Jalen Carter durch die Mitte zwar Lücken reißen, aber eben nicht übertreiben, um Mahomes keine Running Lane zu geben. Das Problem: Die Eagles-Defense ist generell nicht sonderlich gut gegen Scrambles von Quarterbacks.
Ein X-Faktor in diesem Spiel könnte Edge Rusher Brandon Graham sein, der nach seinem Trizeps-Riss womöglich sein Comeback feiert und dann vielleicht für den einen besonderen Moment sorgt, wie damals in Super Bowl LII, als er den einzigen (Strip-)Sack gegen die Patriots und Tom Brady schaffte, der letztlich den Unterschied machte. Auf ähnliches dürfte Philly wieder hoffen.
Leichter Vorteil: Philadelphia.

Offensive Line Eagles vs. Defensive Line Chiefs
Jordan Mailata, Landon Dickerson, Cam Jurgens, Mekhi Becton, Lane Johnson vs. George Karlaftis, Charles Omenihu, Chris Jones, Tershawn Wharton
Wir reden hier über die beste Offensive Line im Football. Jordan Mailata und vor allem Lane Johnson sind die derzeit besten Offensive Tackles im Football und dominieren vor allem im Run Blocking. Im Pass Blocking sind sie nicht ganz so effizient, was aber auch daran liegt, dass Hurts mitunter den Ball zu lange hält und entsprechend selbst dafür sorgt, dass er unter Druck gerät.
Die Chiefs-Defensive-Line ist individuell betrachtet nicht mehr sonderlich imposant. Doch Chris Jones ist wohl weiterhin der beste Defensive Tackle und Inside-Rusher der Liga und sollte auch von Philly stets im Double-Team aufgenommen werden. Das wiederum reißt dann Lücken für George Karlaftis, Charles Omenihu oder Mike Danna, die allesamt gute Playoffs spielen. Zudem versteht es Spagnuolo immer wieder gut, mit Blitzes freie Rusher zu kreieren, was auch hier wieder zum Tragen kommen könnte.
Für sich betrachtet ist diese O-Line ein klarer Vorteil, doch gepaart mit den Tendenzen von Hurts und dem Genie von Spagnuolo komme ich hier auf ein Unentschieden.
Unentschieden.
Special Teams: Chiefs vs. Eagles
Harrison Butker (Kicker), Matt Araiza (Punter), Nikko Remigio (Returner) vs. Jake Elliott (Kicker), Braden Mann (Punter), Cooper DeJean/Kenneth Gainwell (Returner)
Um mal etwas weniger konkret anzufangen, sei gesagt, dass "PFF" die Chiefs auf Rang 5 in Sachen Special Teams gerankt hat. Die Eagles liegen auf Rang 15. Beide verfügen sie über fähige Returner und solide Punter. Doch der größte Unterschied liegt sicherlich im Kicking Game. Hier hat Jake Elliott eine Seuchensaison hinter sich, wenn es darum geht, lange Field-Goal-Versuche zu versenken, die in einem engen Spiel durchaus zum Tragen kommen könnten. Aus mehr als 50 Yards ist er inklusive der Playoffs 1/8.
Auf der anderen Seite steht Harrison Butker, der trotz Verletzungspause eine üblich starke Saison spielte und sich in den Playoffs nichts zu Schulden kommen ließ. Er ist perfekt in Sachen Field Goals (4/4) und Extrapunkte (5/5). Und er trat schon das Field Goal zum Sieg vor zwei Jahren in den Schlusssekunden.
Vorteil: Kansas City.
Coaches: Chiefs vs. Eagles
Andy Reid (Head Coach), Matt Nagy (Offensive Coordinator), Steve Spagnuolo (Defensive Coordinator) vs. Nick Sirianni (HC), Matt Moore (OC), Vic Fangio (DC)
Matt Moore und Vic Fangio haben das Niveau der Eagles auf beiden Seiten des Balls enorm gesteigert seit ihrer Ankunft. Sie und die zahlreichen Neuzugänge sind der Hauptgrund dafür, dass nach dem enttäuschenden Jahr 2023 dieser enorme Turnaround gelang. Doch bin ich weiterhin nicht vollends von ihrem Boss, Nick Sirianni, überzeugt, was sein Game-Management insgesamt angeht. Wird er im Zweifel die richtigen Entscheidungen treffen und das auch zügig?
Auf der anderen Seite arbeiten mit Reid und Spagnuolo zwei absolute Genies bei den Chiefs, was Offense und Defense angeht. Reid hat bereits drei Ringe als Head Coach (zudem einen als Assistent bei den Packers) gewonnen, Spagnuolo vier als Defensive Coordinator. Beide sind sicherlich mit die Besten ihres Fachs, wenn nicht die Besten überhaupt in der NFL. Und sie haben es eben auf der ganz großen Bühne schon bewiesen.
Dieses Matchup und der QB-Vergleich sind die größten Vorteile der Chiefs.
Vorteil: Kansas City.
Super Bowl 2025: Predictions
Wir mitgezählt hat, sieht hier einen 5:4-Vorteil für die Eagles. Und das passt am Ende auch sehr gut, denn in Vegas steht der Spread derzeit bei einem Punkt (Chiefs). Es wird also richtig eng im Superdome. Doch auch wenn die Eagles personell sicher besser besetzt sind, sprechen eben die wohl entscheidenden Faktoren für KC, nämlich das Coaching und natürlich der Quarterback - vielleicht sogar im Zweifel noch diese gestreiften Pferde, doch hoffen wir mal auf keine derartigen Vorfälle.
In jedem Fall werden die Eagles dem zweimaligen Titelverteidiger alles abverlangen, doch wird am Ende Mahomes vielleicht den einen genialen Moment haben, der den Unterschied macht. Oder es wird ein exotisches Blitz-Package von Spagnuolo. In jedem Fall bin ich nicht davon überzeugt, dass die Eagles, obwohl sie den besseren Kader haben, für diese Momente gerüstet sind.
Tipp: Chiefs vs. Eagles 27:24
Super Bowl LIX seht Ihr am Sonntag ab 23:15 Uhr live bei RTL und auch im Livestream auf RTL+*! sport.de liefert wie gewöhnlich den ausführlichen Live-Ticker.
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