Die deutschen Skispringer enttäuschen drei Wochen vor der WM auch beim Heimspiel in Willingen. Daniel Tschofenig siegt doppelt.
Pius Paschke blickte verzweifelt gen Himmel, Karl Geiger schüttelte den Kopf, Andreas Wellinger war schon mit Rang zwölf halbwegs zufrieden: Die deutschen Skispringer haben beim Heim-Weltcup in Willingen ein Wochenende zum Vergessen erlebt.
"Das war zäh. Eigentlich wollten wir hier aufholen, aber wir haben weiter verloren", sagte der ratlose Bundestrainer Stefan Horngacher nach der Bruchlandung.
Während der Österreicher Daniel Tschofenig gut drei Wochen vor der WM zweimal gewann, waren die 23.500 deutschen Fans vor allem am Samstag fassungslos.
Felix Hoffmann sorgte als 15. noch für das beste Ergebnis, nur drei Deutsche schafften es in den zweiten Durchgang. 24 Stunden später waren es dann nur noch zwei: Wellinger als Zwölfter und Philipp Raimund (15.) betrieben zumindest Schadensbegrenzung.
Sven Hannawald ist "sprachlos"
"Es ist eine beschissene Situation, und es wird auch nicht von heute auf morgen funktionieren", sagte Wellinger. Zum elften Mal in Folge blieben die DSV-Adler in einem Einzel-Wettkampf ohne Podest, eine längere Durststrecke hatte es zuletzt vor 14 Jahren gegeben. "Es geht immer tiefer. Leider", sagte "ARD"-Experte Sven Hannawald: "Ich bin teilweise sprachlos. Ich habe viele Fragezeichen im Gesicht."
Auch Horngacher war ratlos. Wie sein Team den Weg aus dem Tal finden könne? "Das ist eine gute Frage", sagte der Österreicher. Sorgen um seinen Job muss sich der 55-Jährige aber nicht machen. "In einem Wechsel würde ja auch ein Risiko stecken, deswegen ist das für uns nicht das Thema", sagte DSV-Sportdirektor Horst Hüttel, forderte aber: "Es liegt jetzt auch an Steff, die richtigen Schlüsse zu ziehen."
Vor allem der Samstag hinterließ seine Spuren. Neben Hoffmann landeten nur Wellinger (17.) und der fünfmalige Saisonsieger Paschke (27.) in den Punkten. Am Sonntag lief es dank Wellinger und Raimund nur etwas besser, zum dritten Mal in Folge landete kein Deutscher in den Top 10. Paschke kam diesmal nur noch auf den 31. Rang.
Harte Kritik aus dem eigenen Lager
Hüttel nahm dann auch kein Blatt vor den Mund. "Wir waren richtig schlecht, wir sind sehr enttäuscht. Der Trend spricht gegen uns", sagte der DSV-Funktionär. Auch Karl Geiger, zuletzt einer der wenigen Lichtblicke, war auf den Rängen 44 und 33 so schwach wie nie in diesem Winter. "Ich bin ziemlich gefrustet", sagte Geiger.
Enttäuschend verlief der Heim-Weltcup zudem für Ex-Weltmeister Markus Eisenbichler (48.) und Lokalmatador Stephan Leyhe (38.). Beide kehrten am Samstag über die nationale Gruppe in den Weltcup zurück, nutzten ihre Chance aber nicht. Für die beiden Routiniers platzten damit auch die letzten Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme.
Und nicht nur das: Ähnlich wie Paschke suchte auch Katharina Schmid bei den Frauen vergeblich ihre starke Form der ersten Wochen. Die Weltmeisterin, die fünf der ersten acht Springen des Winters gewonnen hatte, landete in Willingen am Samstag nur auf Rang elf und damit zum dritten Mal in Folge nicht in den Top 10. Im Gesamtweltcup liegt Schmid mit 872 Punkten als Zweite weiter hinter der Slowenin Nika Prevc (933).
