Vetle Sjastad Christiansen zählte in den vergangenen Jahren stets zum festen Stamm der norwegischen Biathlon-Nationalmannschaft. Doch für die Weltmeisterschaft in Lenzerheide wurde er nicht nominiert - eine Entscheidung, die er einerseits zwar nachvollziehen kann. Andererseits schlägt der 32-Jährige Alarm. Denn die psychische Belastung des großen Konkurrenzkampfes bei Team Norge sei schlichtweg zu hoch geworden.
Innerhalb der großen Biathlon-Nation Norwegen ist der Konkurrenzkampf so groß wie sonst in keinem anderen Land, womöglich könnten die Skandinavier gut und gerne auch zwei Nationalmannschaften stellen, die dann um Top-Platzierungen kämpfen. Doch zur Weltmeisterschaft in Lenzerheide (12. bis 23. Februar) können nur sechs Athleten nominiert werden - gleich mehrere Stars mussten aussortiert werden.
Dazu zählt neben Johannes Dale auch Vetle Sjastad Christiansen, der immerhin noch als Reservist in die Schweiz reisen darf.
Aus sportlicher Sicht kann der 32-jährige Staffel-Olympiasieger und Bronzemedaillensieger im Massenstart von 2022 die Entscheidung durchaus auch nachvollziehen. Dennoch hadert Christiansen mit der Situation.
Biathlon-Star Christiansen spricht über "mentalen Stress"
"Ich habe diese Nachricht gelassen aufgenommen. Man muss einfach akzeptieren, dass es andere besser gemacht haben", sagte Christiansen zunächst im Gespräch mit dem norwegischen Sender "NRK".
Der erfahrene Skijäger, unter anderem auch dreifacher Staffel-Weltmeister, blickt bislang auf eine durchwachsene Saison zurück, auch im laufenden Kalenderjahr läuft es noch nicht nach Plan. Im Massenstart von Ruhpolding schoss er zwar 20 Mal ins Ziel, trotzdem landete er nur auf den enttäuschenden 16. Platz - ein Indiz, dass er sich nicht in körperlicher Bestform ist. In Antholz durfte er immerhin noch mit der Staffel antreten und wurde Zweiter.
Christiansen glaubt, dass der "mentale Stress" zum Leistungsabfall geführt hat. Das Problem: "Man darf den Druck, der auf dem norwegischen Team lastet, nicht ignorieren, und ich konnte mit diesem Stresselement nicht umgehen."
"Der interne Kampf um die Plätze ist ein bisschen zu weit gegangen"
Dem Norweger zufolge gibt es bei der Kaderauswahl für die Athleten "zu wenig Vorhersehbarkeit". Zudem variiere es zu sehr, "ob und wie Selektionskriterien verwendet werden", so Christiansen, der in den letzten drei Saisons in der Gesamtwertung des Weltcups immer unter den ersten fünf war.
Dennoch betonte er. Die nun getroffene Entscheidung sei "sehr gut", es gäbe aber "viel Raum für Verbesserungen" in puncto Kommunikation. "Wir haben alle das Gefühl, dass das, was wir befürchtet haben, eingetreten ist. Der interne Kampf um die Plätze ist ein bisschen zu weit gegangen", schloss der Biathlet.


