Lewis Hamilton dreht seine ersten Runden in einem Formel-1-Auto von Ferrari - und die Tifosi jubeln schon. Der Brite ist nach seinem ersten Test in Rot hin und weg. Die eigentliche Arbeit findet zunächst aber hinter verschlossenen Türen statt.
Nebel, Nieselregen, garstige fünf bis sechs Grad - und doch machten sich die Tifosi am Mittwoch in Scharen auf zur Ferrari-Teststrecke in Fiorano, um Lewis Hamiltons Jungfernfahrt in einer Roten Göttin zu verfolgen.
"So viele Leute habe ich hier noch nie gesehen, nicht mal bei der Präsentation", sagte ein Fan der "Gazzetta dello Sport". Ein anderer wollte gar schon gesehen haben, wie "sehr, sehr entschlossen" der Brite den SF-23 aus der Saison 2023 auf rutschiger Piste in die Kurven warf.
Kurzum. Euphorie und Jubelstimmung in und um Maranello. Die Erwartungen an Hamilton aus dem Ferrari-Kosmos sind riesig, größer noch, als bei Amtsantritt der weltmeisterlichen Vorgänger Fernando Alonso (2010) und Sebastian Vettel (2015).
Der siebenmalige Champion soll Ferrari zurück auf den WM-Thron rasen. Seit Kimi Räikkönen warten die Tifosi auf einen roten Fahrer-Weltmeister, der letzte Konstrukteurs-Titel liegt 17 Jahre zurück.
Formel 1: Lewis Hamilton schwärmt nach erstem Ferrari-Test
Hamilton selbst genoss die Probefahrt im Grauen. "Ich kann mich glücklich schätzen, viele erste Male in meiner Karriere gehabt zu haben, vom ersten Test zum ersten Podium, Sieg und Weltmeisterschaft. Ich war mir also nicht mehr sicher, wie viele erste Male ich noch haben würde, aber an diesem Morgen zum ersten Mal einen Ferrari zu fahren, war eines der besten Gefühle meines Lebens", sagte der 40-Jährige hinterher.
Als er aus der Garage fuhr, "hatte ich das größte Grinsen im Gesicht. Es hat mich an das erste Mal erinnert, als ich ein Formel-1-Auto getestet habe, es war so ein besonderer und aufregender Moment - und jetzt spüre ich all diese Gefühle fast 20 Jahre später wieder", gab Hamilton Einblick in seine Seelenwelt.
Der Engländer spulte im SF-23 rund 89 Kilometer ab, der Test diente als "System-Check", zum Kennenlernen der neuen Umwelt. Später präsentierte sich Hamilton den Fans - winken, lächeln, ein kurzes "Ciao a tutti".
Hamilton wird zum Ferrari-Fahrer umgepolt
Die wesentlich wichtigere und bedeutsamere Arbeit verrichtet Hamilton derzeit freilich hinter verschlossenen Türen. Im Scuderia-Simulator wird er vom langjährigen Mercedes-Fahrer zum Ferrari-Piloten umgepolt.
Wie die "Gazzetta dello Sport" berichtet, fuhr Hamilton im Simulator die letzte Spezifikation des 2024er Modells. Dabei hätten die Ferrari-Leute Details wie die Kalibrierung der Aufhängung oder die Motoreinstellung bewusst "weit weg", von dem, was der Altmeister vom Silberpfeil gewohnt sein sollte.
Das Ziel der Scuderia-Ingenieure: Hamiltons "sensorisches Gedächtnis" an den Mercedes-Simulator "löschen". Diese Kärrnerarbeit dürfte den Hoffnungsträger der Tifosi bis zu den ersten Testfahrten in Bahrain (26. bis 28. Februar) begleiten.
