Im AFC Championship Game der NFL kommt es einmal mehr zum Prestigeduell zwischen den Kansas City Chiefs und Buffalo Bills. Es ist bereits das zweite Duell der beiden in dieser Saison, nachdem die Bills den Chiefs die erste Saisonniederlage beigebracht hatten. Doch welche Lehren kann man daraus ziehen?
Zum vierten Mal kommt es am Championship Sunday (Montag, ab 0:20 Uhr live bei RTL und im Stream auf RTL+*) zum Duell zwischen Patrick Mahomes und Josh Allen in den Playoffs. Bislang gewann immer Mahomes, zuletzt im Divisional Game der Vorsaison (27:24). Und damals gingen die Bills vor heimischer Kulisse sogar als 2,5-Punkte-Favorit ins Duell.
In diesem Jahr sind aber doch wieder die Chiefs als Gastgeber Favorit, wenn auch nur hauchdünn (2 Punkte). In Woche 11 allerdings gelang den Bills nun schon der vierte Sieg am Stück gegen die Chiefs in der Regular Season. Buffalo setzte sich 30:21 durch und setzte damals ein Ausrufezeichen, speziell deshalb, weil die Defense einen herausragenden Job machte gegen Mahomes, gerade in zwei Disziplinen, an der andere meist gescheitert sind.
Was haben die Bills also gemacht, um die Offense der Chiefs bei 259 Total Yards zu halten? In erster Linie legten sie eine starke Disziplin an den Tag. Sie spielten weitestgehend Contain an der Front, sprich: sie haben Mahomes nicht aus der Pocket gelassen. Mahomes hatte im gesamten Spiel laut "PFF" keinen einzigen Scramble. Normalerweise hat er mindestens einen pro Spiel. Gegen die Texans im Divisional Game waren es deren vier. Tatsächlich war das Bills-Spiel das einzige in dieser Saison ohne Mahomes-Scramble.
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Bills sehr diszipliniert an der Front
Insgesamt setzten die Bills dabei vor allem auf ihren 4-Man-Rush und blitzten Mahomes nur in 22,9 Prozent seiner Dropbacks. Sie erzeugten damit aber dennoch Pressure in 37,1 Prozent der Dropbacks laut "Next Gen Stats". Unterm Strich standen dann auch zwei Sacks zu Buche - und zwei Interceptions. Eine zu Beginn und eine ganz am Ende. Letzteres wird sicherlich ein großes Thema am Sonntag werden, schließlich haben die Chiefs nun seit Woche 11 keinen einzigen Turnover mehr fabriziert, was die längste Serie der Super-Bowl-Ära ist (8 Spiele).
Neben dem Druck auf Mahomes und dessen eingeschränkter Bewegungsfreiheit war aber auch noch ein anderer Aspekt entscheidend: die Bills spielten sehr enge und aufmerksame Zone Coverage. Sie hatten damit nicht nur Mahomes immer im Blick, sie hielten das Spiel damit auch vor sich. Und sie hatten ein besonderes Auge auf Travis Kelce, der spätestens im Divisional Game gegen die Texans bewiesen hat, dass er immer noch Mahomes' beste Waffe ist.
Man stellte nicht einen speziellen Spieler auf ihn ab, sondern umzingelte ihn mit jeweils dem Spieler, der eben an dem Spot verfügbar war. Zone eben. In jedem Fall aber war er so gut gedeckt, dass er trotz 26 gelaufener Routes nur vier Targets von Mahomes sah. Drei, wenn man einen absichtlich weggeworfenen Ball ins Aus abzieht. Daraus machte Kelce gerade mal 2 Receptions für 8 Yards. Und davon waren 6 Yards nach dem Catch.
Daran lässt sich auch schon ablesen, dass Mahomes in diesem Spiel wie so häufig zuletzt eher kurze Pässe warf, weil Downfield einfach nichts zu holen war. Seine Pässe flogen im Schnitt nur 6,8 Air Yards. Und die Zahl ist schon schöngerechnet, weil dort die zwei Throwaways, die länger gingen, mit drin sind. Er hatte zwar ewig Zeit zu werfen (3,35 Sekunden im Schnitt), fand aber kaum offene Receiver. Er warf 18,2 Prozent seiner Pässe in enge Passfenster (weniger als ein Yard Abstand zum nächsten Verteidiger). In der Saison waren es sonst im Schnitt 2,81 Sekunden und nur 10,4 Prozent der Pässe gingen in enge Passfenster.

Chiefs-Serie gegen Bills gerissen
Die Bills zeigten mustergültig, wie man Mahomes stoppen kann. Man muss ihn in der Pocket halten, Kelce zustellen und generell dafür sorgen, dass er nicht allzu viele leichte Pässe hat.
Auf der anderen Seite stellt sich natürlich auch die Frage, was die Bills damals offensiv richtig gemacht haben. Beziehungsweise, warum es der Chiefs-Defense seinerzeit erstmals nach 29 Spielen am Stück nicht gelungen war, den Gegner unter 30 Punkte zu halten.
Alles steht und fällt bei den Bills grundsätzlich mit Josh Allen. Der Quarterback hatte damals rein statistisch vielleicht nicht seinen besten Tag, er war jedoch am Ende das Zünglein an der Waage. Er wurde den Ball relativ schnell los (2,76 Sekunden im Vergleich zu seinem Saisonschnitt von 2,88), warf auch eher kurz (6,4 Air Yards), fand aber selten keinen offenen Receiver - nur in 7,5 Prozent seiner Pässe warf er in ein enges Passfenster.
Die Chiefs setzten Allen in einem Drittel seiner Dropbacks unter Druck und erzeugten somit 15 Pressures. Jedoch gelang ihnen kein Sack. Um Druck zu erzeugen, schickten sie derweil Blitzer in 37,8 Prozent der Dropbacks. Letzteres ist deutlich höher als sein Saisonschnitt (28,4 Prozent), während die Pressure Rate leicht über dem Schnitt lag (31,6 Prozent).

Chiefs mit Blitz erfolgreich
Auch die Chiefs spielten untypisch oft Zone gegen Allen. Und sie hatten durchaus Erfolg mit ihren Blitzes. Laut "NGS" brachte Allen dagegen nur 8/16 Pässen für 108 Yards und einen Touchdown (INT) an. Gegen vier oder weniger Rusher dagegen lag er bei 19/24 für 154 Yards. Vermutlich wird Defensive Coordinator Steve Spagnuolo also noch mehr Blitzes ansagen müssen, um Allen aus der Ruhe zu bringen.
Das allerdings birgt die Gefahr, dass Allen scrambelt. In Woche 11 lief er zwölfmal für 55 Yards und einen Touchdown. Fünf seiner Carries waren Scrambles, mit denen er 45 Yards und den entscheidenden Touchdown erzielte.
Was herkömmlichen Pressure betrifft, bleibt derweil Chris Jones - George Karlaftis hatte damals 5 Pressures - die beste Möglichkeit dazu. Er brachte es seinerzeit auf 7 Pressures. 6 davon kamen in Snaps, in denen er nur von einem Blocker aufgenommen wurde (25 Prozent Pressure Rate). In 31,8 Prozent seiner Pass Rushes hingegen sah er Double Teams und schaffte dann nur einen Pressure (7,7 Prozent Pressure Rate). Das heißt: die Bills sollten sich darauf konzentrieren, ihm per Double Team gegenüberzutreten.
Hinzu kommt, dass das Passspiel der Bills äußerst unberechenbar ist. Zwar lag Khalil Shakir damals mit 12 Targets klar vorne, doch dahinter war Allen nicht gerade wählerisch. Curtis Samuel, Dawson Knox und James Cook sahen je 6 Targets, Amari Cooper immerhin 3. Es gibt also im Grunde keinen Spieler, den die Chiefs gezielt zustellen könnten, um große Wirkung zu erzielen.
Datum | Runde | Begegnung | Ergebnis |
---|---|---|---|
19.10.2020 | Woche 6 | Chiefs @ Bills | 26:17 |
24.01.2021 | AFC Championship | Bills @ Chiefs | 24:38 |
10.10.2021 | Woche 5 | Bills @ Chiefs | 38:20 |
23.01.2022 | AFC Divisional | Bills @ Chiefs | 36:42 OT |
16.10.2022 | Woche 6 | Bills @ Chiefs | 24:20 |
10.12.2023 | Woche 14 | Bills @ Chiefs | 20:17 |
21.01.2024 | AFC Divisional | Chiefs @ Bills | 27:24 |
17.11.2024 | Woche 11 | Chiefs @ Bills | 21:30 |
26.01.2024 | AFC Championship | Bills @ Chiefs | TBD |
Rückkehrer als X-Faktoren?
Auf beiden Seiten gibt es im Vergleich zu damals jedoch die eine oder andere Unbekannte, die nun die Vorbereitung auf den jeweiligen Gegner erschweren könnte. Bei den Chiefs sind nun mit Running Back Kareem Hunt und Wide Receiver Hollywood Brown (damals verletzt) zwei neue Kräfte am Start, die Mahomes' Möglichkeiten erweitern. Derweil ist es unklar, wer den Left Tackle gibt. Bleibt es Guard Joe Thuney oder lässt man nun doch D.J. Humphries ran?
Aufseiten der Bills wiederum ist die größte Veränderung die Rückkehr von Linebacker Matt Milano, der wahrscheinlich der beste Verteidiger des Teams ist. Er war schon der beste Mann beim Erfolg über die Ravens im Divisional Game. Er ist stark in Coverage, hat große Range und kann auch Kelce das Leben schwer machen.
Die Chiefs und Mahomes haben bislang alle Playoff-Duelle mit den Bills für sich entschieden. Am kommenden Sonntag nun werden die Bills vermutlich ihre beste Chance bislang bekommen, diese Serie zu beenden. Wie das gehen kann, haben sie in Woche 11 bereits gezeigt.
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