Deutschlands Handballer starten mit einer klaren Niederlage in die Hauptrunde. Weltmeister Dänemark ist in Herning eine Nummer zu groß.
Bundestrainer Alfred Gislason gratulierte Nikolaj Jacobsen fair zum Sieg, als um Deutschlands Handballer der Hexenkessel von Herning explodierte. Statt Revanche für das verlorene Olympia-Finale zu nehmen, setzte es für das DHB-Team zum Hauptrundenauftakt gegen den Weltmeister durch ein 30:40 (18:24) den ersten WM-Dämpfer. Im Kampf um den Einzug ins Viertelfinale steht Deutschland nun unter Zugzwang.
"Das Ergebnis spricht heute Bände, wir haben es nicht geschafft, reinzukommen ins Spiel", sagte Timo Kastening in der "ARD", "das macht die Stärke der Dänen aus, alles sofort zu bestrafen. Aber an unseren Zielen ändert sich nichts, wir schütteln das ab."
Wie schon vor fünf Monaten in Frankreich (damals 26:39) erwies sich der Olympiasieger auch am Dienstagabend als eine Nummer zu groß. Vor allem in der Abwehr bekam das deutsche Team zu nie den Zugriff, um die Dänen um Welthandballer Mathias Gidsel ernsthaft in Gefahr zu bringen.
Deutsche Abwehr als Problemzone
Während Youngster Renars Uscins und seine Mitspieler im Angriff durchaus zu gefallen wussten, erwies sich die deutsche Abwehr als Problemzone.
Allein in der ersten Halbzeit kassierte die junge DHB-Auswahl 24 Gegentore - zu viel für eine Überraschung gegen den Serien-Weltmeister. Beste deutsche Torschützen vor 15.000 lärmenden Zuschauern in der Jyske Bank Boxen waren Julian Köster und Kastening mit je sechs Treffern. Gidsel erzielte für die Dänen zehn Tore.
Das Positive: Die DHB-Auswahl hat das Weiterkommen weiter in der eigenen Hand. Schon ein Sieg gegen Überraschungsteam Italien am Donnerstag (18.00 Uhr) könnte unter Umständen reichen, mit einem weiteren Erfolg gegen Außenseiter Tunesien am Samstag (20.30 Uhr/beide ZDF) wäre Deutschland ganz sicher im Viertelfinale. "Heute dürfen wir noch enttäuscht sein, aber morgen muss der Blick nach vorne gehen", sagte Köster, "Italien wird alles andere als einfach."
Olympiasieger Dänemark führt die Hauptrundengruppe 1 mit 6:0 Punkten souverän an, dahinter rangieren die DHB-Auswahl und Italien (beide 4:2). Die Schweiz ist Vierter (3:3), Tschechien (1:5) und Tunesien (0:6) haben keine Chance mehr auf das Weiterkommen. Nur die besten zwei Teams der Sechsergruppe erreichen das Viertelfinale in Oslo.
"Wir haben uns die letzten zwei Spiele gegen Dänemark gründlich angeschaut, was wir falsch gemacht haben. Jeder unserer Spieler ist voll fokussiert, das besser zu machen", kündigte Gislason unmittelbar vor der Partie am "ARD"-Mikrofon an - und wartete dann mit ein paar Überraschungen auf.
Deutsche Handballer werden Dänemark nicht gefährlich
Im Mittelblock verteidigten zunächst Justus Fischer und Lukas Stutzke, auf den Außen starteten diesmal Timo Kastening und Rune Dahmke - im Tor begann Edeljoker David Späth anstelle von Andreas Wolff. Der Youngster zeigte auch direkt nach 40 Sekunden eine tollkühne Parade, doch dem dänischen Angriffswirbel der ersten Viertelstunde konnte auch Späth nicht standhalten.
Vorne spielte das deutsche Team furchtlos und hielt die Partie zunächst offen. Doch nachdem Uscins in der siebten Minute zum 6:7 verkürzt hatte, war es mit der DHB-Herrlichkeit erstmal vorbei. Angetrieben von ihren lautstarken Fans drückten die Dänen nun merklich aufs Tempo und zogen binnen fünf Minuten davon. Gidsel erhöhte mit seinem vierten Treffer auf 12:7 (12.).
In der Folge kam Deutschland besser in die Partie, kam zu einigen einfachen Toren und ließ bis zur Pause nicht weiter abreißen. Problemzone blieb aber die Defensive. "Wir müssen jetzt anfangen, unbedingt unseren Torhütern zu helfen, damit sie in ihre Paraden zu kommen", analysierte Linkshänder Christoph Steinert zur Pause: "Wenn wir unsere Abwehr in den Griff bekommen und die Torhüter ins Spiel bringen, dann haben wir definitiv eine Chance." Und DHB-Manager Benjamin Chatton meinte: "Aufgeben ist keine Option."
Dies untermauerten die deutsche Spieler mit einer verbesserten zweiten Halbzeit. Auch dank der Paraden vom inzwischen eingewechselten Wolff kam das deutsche Team sogar noch einmal bis auf 25:30 (16.) heran, die Wende gelang aber nicht mehr.

	






