Wieder benötigt das deutsche Team eine Warmlaufphase. Die zweite Halbzeit macht dagegen Hoffnung für den Hauptrunden-Hit gegen Dänemark.
Deutschlands Handballer tanzten "völlig losgelöst" zusammen mit ihrem überragenden Torhüter David Späth im Kreis und schworen sich dann unter dem Jubel der Fans auf den Hauptrunden-Hit gegen Dänemark ein.
Durch das 29:22 (11:11) gegen Tschechien stürmte die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason zum Gruppensieg und startet dank einer richtig starken zweiten Halbzeit aus einer perfekten Ausgangslage in den Kampf ums Viertelfinale.
"Wir haben uns am Anfang das Leben selbst schwer gemacht", sagt Gislason in der "ARD", während im Hintergrund der von der Fußball-EM bekannte Hit "Major Tom" von Peter Schilling eingespielt wurde: "In der Pause gab es bei uns fast Sarkasmus, weil die zweite Halbzeit nur besser werden konnte." So kam es dann zum Glück auch.
Hauptrunden-Kracher bei der Handball-WM steht an
Für frisches Selbstvertrauen sorgt vor dem Showdown zum Hauptrunden-Auftakt gegen Olympiasieger Dänemark am Dienstag (20.30 Uhr) die bislang beste Turnierleistung. Auch weil Torhüter David Späth hinten etliche Bälle aus den Ecken kratzte, setzte sich das deutsche Team nach der Pause kontinuierlich ab und feierte am Ende einen ungefährdeten Sieg. Renars Uscins war in der Jyske Bank Boxen mit acht Treffern bester deutscher Torschütze.
"Wir sind froh, dass wir das Spiel gewinnen konnten und ich meinen Teil dazu beitragen konnte. Wir haben uns am Anfang ein bisschen schwer getan, dann haben wir losgelegt", sagte Schlussmann Späth.
Dennoch: Für eine erfolgreiche Revanche in der Neuauflage des olympischen Finales gegen Dänemark muss sich die deutsche Mannschaft weiter steigern. "Die sind einfach mit Abstand die beste Mannschaft der Welt", sagte Gislason. Vor allem im ersten Abschnitt produzierten die DHB-Stars vor mehr als 6000 Zuschauern im dänischen Herning viele Fehlwürfe. Noch fehlt es bei der WM an der Leichtigkeit, mit der das junge deutsche Team vor fünf Monaten zu Olympia-Silber gestürmt war.
"Uns fehlt ein bisschen die Leichtigkeit"
Weitere DHB-Gegner in der Hauptrundengruppe 1 sind neben Dänemark (wie Deutschland 4:0 Punkte) am Donnerstag Italien (2:2) und am Samstag Tunesien (0:4). Tschechien und die Schweiz (beide 1:3) komplettieren die Sechsergruppe. Nur die besten zwei Teams ziehen in das Viertelfinale ein.
"Ich denke, dass die Ansprüche an diese Mannschaft momentan ein bisschen zu hoch sind, von uns selbst, aber auch von außerhalb", sagte Gislason vor der Partie im "ARD"-Interview: "Uns fehlt ein bisschen die Leichtigkeit, die kommt heute hoffentlich."
Die Hoffnungen des Bundestrainers zerstoben allerdings schnell. Gislason schickte mit Justus Fischer und Lukas Stutzke zwar einen neuen Mittelblock ins Rennen, über die Außen durften diesmal Lukas Zerbe und Lukas Mertens ran - doch wie schon bei den Siegen gegen Polen (35:28) und die Schweiz (31:29) fehlten zunächst Lockerheit und Selbstverständnis.
Deutsche Handballer steigern sich nach der Pause
So hatte die DHB-Auswahl nach sechs Minuten bereits zwei Siebenmeter verworfen. Erst scheiterte Zerbe am Kieler Schlussmann Tomas Mrkva, Marko Grgic warf am Tor vorbei. Die Folge: Tschechien führte nach elf Minuten mit 4:2. "Die Mannschaft muss für jedes Tor leiden", stellte TV-Experte Johannes Bitter fest.
Gislason reagierte und brachte mit Kapitän Johannes Golla seinen Stammkreisläufer für Fischer, im Tor ersetzte David Späth beim Stand von 4:6 (14.) den bis dahin glücklosen Andreas Wolff. Die DHB-Auswahl fand nun besser in die Partie, ohne dabei zu glänzen. Hinten zeigte Späth wichtige Paraden, vorn riss Knorr das deutsche Spiel an sich.
Der Rückraumspieler erzielte per Doppelschlag binnen 13 Sekunden den Ausgleich, Uscins sorgte mit dem 9:8 (21.) für die erste deutsche Führung seit dem 1:0. Weil ein Treffer von Julian Köster mit der Schlusssirene nicht anerkannt wurde, ginge es mit einem Remis in die Kabine.
Nach der Pause löste sich der Knoten. Späth blieb hinten ein Faktor, vorne erzielte Deutschland nun auch endlich einfache Tore. Gislasons Team bestrafte die tschechischen Fehler, in einer Überzahlsituation trafen sowohl Golla als auch Keeper Späth ins leere Tor und stellten auf 19:14 (41.). Das Selbstvertrauen des deutschen Teams wuchs nun spürbar.