Das beste Wochenende im Sportkalender, die Divisional Round der NFL Playoffs, steht auf dem Programm und wir haben ein paar richtig interessante und spannende Duelle vor uns. Die Chiefs werden zittern, aber durchkommen, die Lions bekommen es mit einem ähnlich aggressiven Team zu tun und das Gigantenduell wird richtig eng.
Das sind die Predictions von sport.de-Redakteur Marcus Blumberg (Vorwoche: 3-3 / Regular Season: 190-82 / Playoffs: 3-3 / Gesamt: 193-85).
NFL Predictions Divisional Round
Die Wild Card Round war schwierig. Einige Teams, die ich für verlässlich gehalten habe, enttäuschten auf ganzer Linie, allen voran die Chargers, die komplett auseinandergebrochen sind. Ist das auch in dieser Woche möglich? Sicherlich, aber der Abstand zwischen den Topteams und den Überraschungen sollte dann doch relativ groß sein. Wirklich seriös lässt sich aber ein Spiel nicht unbedingt tippen ...
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Houston Texans (10-7) @ Kansas City Chiefs (15-2) (Sa., ab 22:15 Uhr live bei RTL)
Mit einer Renaissance der Texans hatte ich nicht mehr gerechnet, doch sie sind noch da und reisen ins eisige Arrowhead. Und so bin ich gezwungen, auf harte Fakten zu schauen und auch statistische Absurditäten zu erwähnen. Da wäre etwa die Tatsache, dass die Texans im Schnitt höher gewinnen (8,2 Punkte Abstand) als die Chiefs (7,1) und auch eine bessere Turnover-Differenz (+9 zu +6) haben. Die Chiefs allerdings erzielen im Schnitt 0,7 Punkte mehr.
Aber Moment, die Chiefs haben doch fünf Spiele mehr gewonnen, was redest du da? Nun, die Chiefs sind 11-0 in One-Score-Games, die Texans 7-5. Und das birgt eine gewisse Gefahr für den zweifachen Titelverteidiger, wie zuletzt auch die Vikings (9-1 in One-Score-Games) - mal wieder - gemerkt haben. Zudem muss die Frage gestellt werden, ob die mehrwöchige Pause der Stars ein Problem für KC sein könnte. Ja und nein, wäre meine erste Antwort. Ja, weil man rostig sein könnte. Nein, weil so gerade die defensive Lebensversicherung Chris Jones wieder am Start ist.
Die Chiefs sind keinesfalls ein legitimes 15-2-Team, nicht mit einer Punktedifferenz von gerade mal +59. Aber sie haben mehr Playoff-Erfahrung als jedes andere Team und sie haben Patrick Mahomes, der in den Playoffs nochmal ein paar Gänge hochschalten kann. Diese Intangibles sprechen eindeutig für die Chiefs.
Schauen wir nun konkret aufs Matchup, dann wird es extrem spannend, wie diese zuletzt so zerstörerische Front der Texans (18 Pressures gegen Herbert, 4 Sacks) gegen die wacklige Offensive Line der Chiefs agieren wird. Spannender wird jedoch sein, ob es ihr gelingt, Mahomes unter Druck zu setzen UND ihn in der Pocket zu halten. Nur dann wird man etwas reißen. Beim 27:19-Erfolg der Chiefs vor Weihnachten hatte Mahomes drei Scrambles für 35 Yards und einen Touchdown ...
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Yards nach dem Catch als Schlüssel?
Zudem wird entscheidend, wie Houston die vielen kurzen Pässe von Mahomes verteidigt. KC hat 2024 die drittmeisten Yards nach dem Catch erzielt, die Texans die meisten pro Reception zugelassen. Das hier könnte schon der Schlüssel sein.
Auf der anderen Seite wird es entscheidend sein, dass C.J. Stroud erneut außerhalb der Struktur kreiert, was natürlich nicht planbar ist. Sein bester Ansatz wird aber erneut Nico Collins sein, der Man Coverage zerstört wie kaum ein anderer. Und die Chiefs spielen hauptsächlich Man. Zudem würde es helfen, nicht bei wirklich jedem 1st Down zu laufen, was KC in Woche 16 in die Karten spielte. Stichwort Laufspiel: Running Back Joe Mixon (106 YDS, TD gegen Chargers) ist fraglich mit einer Knöchelverletzung. Sein Ausfall wäre schmerzhaft für Houston.
Wer gewinnt? Die Texans haben eine echte Chance, wenn ihre Defense so aufspielt wie zuletzt. Allerdings wird Mahomes bessere Lösungen gerade über die Mitte finden als Herbert. Daher gewinnt KC.
Tipp: Texans @ Chiefs 20:27
Washington Commanders (12-5) @ Detroit Lions (15-2) (So., 2 Uhr live bei RTL)
Interessant wird das Spiel in der Nacht zum Sonntag in jedem Fall, denn wie er am vergangenen Wochenende gezeigt hat, kann Commanders-Head-Coach Dan Quinn genauso aggressiv sein wie Dan Campbell. Und das war am Ende auch der Grund, warum die Commanders die Bucs geschlagen haben. Stellen wir uns also auf eine Schlacht mit vielen Punkten ein.
Allerdings gibt es dann doch einige Argumente, die für die Hausherren sprechen. Los geht es bei Jared Goff, der in diesem Jahr Man Coverage zerstört hat. Er führte die Liga mit einer Passquote von 71,3 Prozent gegen Man an und warf 20 Touchdown-Pässe bei keiner Interception. Die Commanders wiederum spielen Man in 38,8 Prozent der gegnerischen Plays (Rang 5 der Liga) und ließen die siebthöchste Passquote (58,3 Prozent) sowie 15 Touchdowns zu (2 INT).
Mehr noch: Laut "Next Gen Stats" führen die Lions die NFL mit weitem Abstand bei Rushing Yards auf Designed Runs von under Center an (1801 YDS). Und trivial formuliert kamen die Commanders mit solchen Runs gar nicht gut klar, selbst mit Linebacker Bobby Wagner im Team. Erschwerend kommt für die Gäste hinzu, dass der zuletzt verletzte David Montgomery zurück sein wird, sodass Sonic und Knuckles im Backfield der Lions wieder vereint sind.
Immerhin: Washington ist stark gegen Pässe, die über den Marker hinaus gehen und lassen hier nur eine Passquote von 44,9 Prozent zu. Jared Goff ist in diesen Belangen in der Regel sehr gut bei 3rd Down.
Auf der anderen Seite wird es natürlich auf Jayden Daniels ankommen, der mittlerweile eine echte Waffe geworden ist. Er nämlich ist gegen die Lions-Defense das Zünglein an der Waage. Er ist gerade unter Rookie-Quarterbacks fast schon historisch gut gegen den Blitz. Seit 2016 toppt er alle in Sachen Completions, Passing Yards, Touchdowns, Passquote und Passer Rating. Die Lions wiederum blitzen seit Woche 7 - nach Hutchinsons Ausfall - am zweithäufigsten in der NFL und dominieren damit nahezu jeden Gegner. Wer sich hier durchsetzt, hat womöglich die Nase vorn.
Daniels' Top-Target, Terry McLaurin, jedoch könnte nicht ganz so hilfreich sein wie sonst, denn während er gegen Off-Coverage brilliert, hat er seine Probleme mit Press Man Coverage. Und die Cornerbacks der Lions spielen sehr häufig Press - Rookie Terrion Arnold ist zudem von seiner Verletzung zurück, was ein zusätzlicher Boost sein dürfte. Gegen Press brachte es McLaurin gerade mal auf 1,2 Yards per Route Run, was in dieser Konstellation der sechstschlechteste Wert aller Receiver mit mindestens 100 solcher Routes ist.
Wenn es dann nicht wie zuletzt Jahan Dotson regelt, wird ein Shootout mit Detroit ein schwieriges Unterfangen.
Tipp: Commanders @ Lions 28:35
Los Angeles Rams (10-7) @ Philadelphia Eagles (14-3) (So., ab 20:15 Uhr live bei RTL)
Dieses Duell gab es bereits in Woche 12 und nahm für die Rams vor heimischer Kulisse kein gutes Ende (20:37). Besonders Running Back Saquon Barkley überragte alle mit 255 Rushing Yards (302 Scrimmage Yards) und 2 Touchdowns. Er lief dabei laut "NGS" für 162 Yards nach dem ersten Kontakt, was jetzt nicht fürs Tackling der Rams-Front sprach. Das oberste Ziel an diesem Sonntag sollte es also sein, das Run Game zu verlangsamen - stoppen wäre etwas hochgegriffen.
Das wiederum würde dann jedoch zur Folge haben, dass man wohl nicht mehr so heftig blitzen könnte wie am vergangenen Montag gegen die Vikings. Jedoch ist das womöglich auch nicht sonderlich ratsam, denn Jalen Hurts ist sehr kompetent gegen Blitzes, vor allem auch, weil er extrem gefährlich bei Scrambles ist, wenn er mal aus der Pocket ausbricht.
Weitere Dinge, die den Rams Sorgen machen dürften: In Woche 12 sah Rookie-Edge-Rusher Jared Verse kaum Land gegen Left Tackle Jordan Mailata. Er kam lediglich auf einen Pressure in 19 Pass Rushes. Generell hat Mailata lediglich eine Pressure Rate von 7,1 Prozent zugelassen in der gesamten Saison, was Rang 6 der NFL bedeutet. Und dann wäre da noch Leseratte A.J. Brown, der es damals auf 6 Receptions (7 Targets), 109 Yards und einen Touchdown brachte. 4 Catches kamen damals gegen Cornerback Darious Williams (86 YDS). Noch ein Matchup, das man im Auge behalten muss.
Wenn die Rams den Ball haben, dann werden sie wie üblich viel auf Motion setzen, was gerade mit Puka Nacua das Erfolgsrezept ist, denn er führt die NFL mit 457 Receiving Yards nach Motion an. Die Eagles lassen zwar in der Regel die wenigsten Yards nach Motion zu, doch gegen die Rams ließen sie ihre drittmeisten derartigen Yards pro Play in dieser Saison zu (6,0).
Am Ende werden sich die Eagles dann durchsetzen, wenn sie sich auf ihre Stärken besinnen und sich nicht von womöglich heftigen Blitzes zu Beginn aus der Ruhe bringen lassen.
Tipp: Rams @ Eagles 19:27
Baltimore Ravens (12-5) @ Buffalo Bills (13-4) (Mo., ab 0:20 Uhr live bei RTL)
Der krönende Abschluss der Divisional Round wird das Duell der Giganten im Westen New Yorks sein. Die Ravens haben das erste Spiel der beiden in Woche 4 deutlich mit 35:10 gewonnen, doch jetzt werden die Karten neu gemischt. Am vergangenen Wochenende präsentierten sich beide in starker Verfassung und hatten unterm Strich nicht zu viel Mühe mit ihren jeweiligen Gegnern. Das dürfte sich nun ändern.
Basierend auf den vergangenen Wochen wird das Run Game auf beiden Seiten eine wichtige Rolle spielen. Die Ravens sind die effizienteste Offense sowohl auf dem Boden als auch durch die Luft. Sie nutzen häufiger als jeder andere Sets mit zwei Running Backs und niemand läuft häufiger gegen Heavy Boxes als die Ravens. Und dennoch ist gerade Derrick Henry in solchen kaum zu stoppen. Die Bills wiederum setzen wohl trotzdem hauptsächlich auf ihr Nickel-Package gegen diese Personnel-Gruppierungen, was sehr riskant ist.
Der entscheidende Unterschied zu Woche 4 könnte derweil sein, dass dieses Mal die so wichtigen Linebacker Matt Milano und Terrel Bernard wieder dabei sind. Beide fehlten mit Verletzungen früh in der Saison. Doch selbst wenn es den Bills gelingen sollte, diese Bedrohung einzudämmen, wäre da noch das Problem, das Lamar Jackson durch die Luft darstellt. Kurz gesagt: er zerstört Zone Coverage. "Next Gen Stats" gibt an, dass sein Passer Rating (119,1) gegen Zone das höchste eines Quarterbacks seit mindestens 2018 ist.
Die Bills wiederum spielen Zone in 76,3 Prozent der Dropbacks (Rang 8 der NFL). Sie ließen dabei das zehnthöchste Passer Rating der Liga zu. Immerhin fingen sie aber auch 12 Interceptions (Rang 7).
Josh Allen wiederum ist in diesem Jahr besonders gefährlich, wenn er aus der Pocket ausbricht und scrambelt. Damit brachte er es in der Saison auf 9,0 Yards pro Passversuch, was der vierthöchste Wert der Liga ist. Und er läuft in 44,5 Prozent der Fälle selbst, womit er die fünftmeisten Rushing Yards aller Quarterbacks erzielte. Die Ravens allerdings verteidigen Scrambler ziemlich kompetent und haben nur 5,2 Yards pro Passversuch zugelassen. Zudem schafften es QBs nur in 28,7 Prozent der Scrambles, die Line of Scrimmage zu überqueren.
In jedem Fall muss sich Allen aber auf Druck einstellen. Damals sah er Pressure in 44,1 Prozent seiner Dropbacks, was der zweithöchste Wert in dieser Saison war. Und er kassierte drei Sacks. In der Regel kassiert Allen kaum Sacks (8,2 Prozent Pressure-to-Sack-Rate), weshalb das etwas ist, auf das man gegen diese Defense achten muss, die 24,4 Prozent ihrer Pressures zu Sacks verwerteten.
Die Indizien sprechen hier knapp für die Ravens, doch dazu muss gerade Jackson zeigen, dass er auch die ganz großen Spiele gewinnen kann. Das gilt allerdings auch für Allen. Entsprechend wird dieses Spiel eine hochklassige Zitterpartie, die vermutlich derjenige gewinnt, der am Ende den Ball hat. Ich tippe auf die Ravens, weil sie zuletzt einfach dominanter wirkten.
Tipp: Ravens @ Bills 30:28
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