Das Who is Who des Faustkampfs trifft sich in London, um der "Bibel des Boxens" neues Leben einzuhauchen. Während Anthony Joshua sein Karriereende aufziehen sieht und den Kampf gegen Tyson Fury zur Priorität erklärt, räumt Schwergewichts-König Oleksandr Usyk bei der Verleihung der "Ring"-Awards ab.
Die Szene hatte sich herausgeputzt. In der "Painted Hall" des Old Royal Naval College zu London kamen am Wochenende die Größen des Boxsports zusammen.
Das altehrwürdige Magazin "The Ring" hatte geladen.
Die Bibel des Boxens ist seit kurzer Zeit in Besitz von Box-Mogul Turki Al-Sheikh aus Saudi-Arabien und präsentierte sich an der Themse in neuem Gewand: Die Print-Ausgabe der 1922 gegründeten Zeitschrift ist zurück, außerdem gibt es eine neue App sowie eine frisch gestrichene Website.
Al-Sheikh ließ sich nicht lumpen: Erstmals wurden die jährlichen Auszeichnungen des Magazins im Rahmen einer oscarreifen Zeremonie verliehen.
Boxen: Alle Welt will Joshua gegen Fury sehen
Anthony Joshua räumte nicht ab. Seine Niederlage vom Herbst brachte vielmehr Daniel Dubois einen Award ein: "Knockout des Jahres". Dennoch wandelte Joshua in London im feinen Smoking über den Roten Teppich und ließ keinen Zweifel, was er für 2025 im Sinn hat - das lang erwartete Duell mit Tyson Fury.
Der britische Blockbuster sei "ein Kampf, den ich sehen will, weil ich ein Boxfan bin. Ich will das aus dem Weg schaffen", sagte der 35-Jährige am Rande der Gala. Dass nicht mehr allzu viel Sand in seiner Karriere-Uhr rieselt, ist Joshua bewusst.
"Ich habe nicht mehr viele Jahre vor mir (im Boxen). Ich habe mehr Jahre hinter mir als vor mir. Ich will das Boxen mit einem Knall verlassen", betonte Joshua. Nur noch ganz große Kämpfe sollen kommen: "Tyson Fury ist einer davon."
Anthony Joshua und die ständige Fury-Frage
Er werde ständig auf den Kampf gegen seinen englischen Rivalen angesprochen, erzählte der Ex-Weltmeister. "Jedes Mal sagen die Leute: 'Wann kämpfst du gegen Fury?' Die irische Community, die englische, die nigerianische - jeder stellt mir die gleiche Frage. Als Kämpfer muss ich liefern. Es muss dieses Jahr passieren. Ich denke, wir können diesen Kampf dieses Jahr definitiv machen."
Obschon sowohl Joshua als auch Fury (zweimal gegen Oleksandr Usyk) ihre letzten Kämpfe verloren haben, gilt die "Battle of Britain" noch immer als finanzstärkster Kampf, der im Boxen zurzeit möglich ist. Strippenzieher Al-Sheikh setzte das Duell in einem Interview mit dem früheren Supermittelgewichts-Weltmeister Carl Froch auf seine Wunschliste für 2025.
Oleksandr Usyk räumt "Ring"-Awards ab
Fury, in London abwesend, hat sich noch nicht geäußert. Der "Gypsy King" leckt offenbar noch die Wunden, die seine zweite Niederlage gegen Schwergewichts-König Usyk Ende 2024 hinterlassen hat.
Usyk räumte bei der "Ring"-Gala gleich drei Preise ab: Boxer des Jahres, Event des Jahres (Teil 1 gegen Fury) und Runde des Jahres (Runde 9 im ersten Fury-Kampf). Der Ukrainer sprach die für ihn gewohnten knappen, ulkigen Dankesworte - und dankte seinem Rivalen: "Ich möchte meinem Gegner sagen, meinem besten Freund, Tyson Fury, dem gierigen Bauch (greedy belly auf Englisch, d.Red.): Vielen Dank, du warst ein großartiger Gegner."