Von Miller befindet sich im Herbst seiner NFL-Karriere. Der 35-Jährige sorgte eine Dekade lang für schlaflose Nächte bei Quarterbacks. Mit den Buffalo Bills will sich der Outside Linebacker nun ein drittes Mal zum Titelträger krönen. Hierfür gilt es nun, die alte Liebe aus dem Weg zu räumen.
Denn am Wochenende empfängt Miller mit den Buffalo Bills die Denver Broncos (So., 19:00 Uhr live bei RTL und auf RTL+*) zur Wild Card Round der Playoffs. Für den Pass Rusher wird das ein besonderes Spiel, denn es schließt sich mit dem Duell gegen die Broncos ein Kreis, der vor fast 14 Jahren im NFL Draft begann.
College-Karriere am Scheideweg
Doch zuvor stand für Von Miller zunächst eine College-Karriere auf dem Plan, die durchaus auch anders hätte verlaufen können.
In der Nähe von Dallas aufgewachsen entschied sich der Vier-Sterne-Rekrut in der Heimat zu bleiben und die Texas A&M zu besuchen. Miller schlug hierfür Angebote der LSU, von Oklahoma und auch aus Florida aus.
Millers Laufbahn auf dem College lief jedoch nicht sonderlich reibungslos. Bereits zum Ende seines ersten Jahres stand seine Karriere am Scheideweg. Der neueingesetzte Head Coach Mike Sherman war alles andere als zufrieden mit Miller, der durch schlechte Trainingsleistungen und durch das Schwänzen von Kursen auffiel.
Infolgedessen wurde Von Miller sogar suspendiert und zog im Anschluss einen Wechsel in Betracht. Auf Anraten seines Vaters jedoch biss er sich durch, blieb in Texas und brachte seine Leistungen.
Zu diesem Zeitpunkt war Miller allerdings noch selten als echter Pass Rusher unterwegs und war häufig auch in Pass Coverage gefordert. Die Rolle des Pass Rushers entwickelte sich erst später und bekam 2010 den größten Boost, als Tim DeRuyter die Defense übernahm und auf eine 3-4-Defense umstellte und Miller als Outside Linebacker einsetzte. In der Saison verpasste Miller zwar einige Partien verletzt, was er jedoch in den anderen Spielen zeigte, reichte, um unter anderem den Butkus Award für den besten Linebacker im Land zu gewinnen.
Auf dem College studierte Miller im Übrigen Geflügel-Wissenschaften (kein Witz!) und betreibt noch heute nebenbei ein Hühner-Zucht.

Die ersten NFL-Jahre
Als frisch gebackener Defensive MVP des Senior Bowls meldete sich Miller für den NFL Draft 2011 an und wurde nach einem guten Combine als bester 3-4-Linebacker und als Top-5-Prospect gesehen.
Die Einschätzung der Experten sollte sich bewahrheiten, denn die Denver Broncos schlugen bereits an Position zwei zu und pickten Von Miller. Dieser ließ dabei Pass Rusher wie J.J. Watt (Pick 11 zu Houston) oder Cam Jordan (Pick 24 zu New Orleans) hinter sich, auch wenn diese als Defensive Ends eine etwas andere Rolle einnahmen.
Eine Rolle jedoch, die auch Denver durchaus hätte gebrauchen können, denn die Broncos hatten gerade erst eine 4-3-Defense installiert, die eigentlich nicht zu Millers Stärken gehörte. John Elway, seinerzeit GM bei den Broncos, erklärte jedoch, dass Miller "ein Spieler, den man alle zehn Jahre mal sieht", sei.
Und Miller zahlte das Vertrauen der Broncos schnell zurück. Schon in seinem allerersten Play in der NFL gelang ihm ein Forced Fumble gegen die Raiders, eine Woche später sammelte er seinen ersten Sack.
Am Ende der Saison verlor Miller mit den Broncos zwar in der Divisional Round der Playoffs krachend gegen New England, er selbst wurde jedoch in den Pro Bowl berufen und zum Defensive Rookie of The Year ernannt.
Im Jahr darauf ging seine Karriere weiter durch die Decke und das vom Start weg. In den ersten neun Spielen seiner zweiten Saison hatte Miller gleich zehn Sacks. Am Ende der Spielzeit wurde er zum All-Pro und verpasste die Auszeichnung zum Defensive Player of The Year nur knapp. In der von den Spielern gewählten NFL Top 100 belegte er Rang neun.
2013 wurde hingegen zu einem Seuchenjahr. Zunächst wurde er von der Liga wegen Dopings für sechs Spiele gesperrt, nachdem er offenbar versucht hatte, bei einem Drogen-Test zu schummeln. Zu allem Überfluss beendete ein Kreuzbandriss die Saison auch noch frühzeitig.
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Die selbstverdiente Krönung
In der Saison 2015 erfolgte für Miller und die Broncos dann die Krönung mit dem Erfolg in Super Bowl 50. Und Miller selbst hatte hierbei einen großen Anteil, nicht nur im Super Bowl selbst. Schon in den vorherigen Playoffs lieferte der Pass Rusher kräftig ab. Unter anderem hatte er zwei Sacks in der Divisonal Round und brachte im AFC Championship Game Tom Brady 2,5 Mal zu Boden und verzeichnete noch eine Interception gegen Brady.
Im Super Bowl ging es dann gegen die Carolina Panthers, die mit einer spektakulären Offense rund um Quarterback Cam Newton (wurde im NFL Draft 2011 vor Miller an Position 1 gedraftet) durch die NFC marschiert war.
Doch das Spiel wurde dominiert von den Broncos und zwar von der Defense und dort vor allem von Von Miller. Dieser hatte frühen einen Forced Fumble, dessen Return zum Touchdown wurde, später in der Partie schlug er den Ball ein weiteres Mal frei und beendete damit einen möglichen Game-Winning-Drive der Panthers.
Sein Auftritt, den Miller mit sechs Tackles, 2,5 Sacks, zwei Forced Fumbles und zwei Quarterback Hurries abschloss, gilt als eine der besten Defensiv-Leistungen der Super-Bowl-Geschichte. Völlig verdient wurde Miller zum MVP des Super Bowls benannt.
Quarterback der Broncos war im Übrigen Peyton Manning, der jedoch anschließend seine Karriere beendete. Für die Broncos ging es seither stetig bergab. Der diesjährige Einzug in die Playoffs ist der erste seit besagtem Super Bowl.
An Miller lag das allerdings keineswegs. Er sammelte weiter fleißig Sacks und blieb nur 2019 bei weniger als zehn Sacks im Broncos-Trikot.
Der zweite Streich
2021 jedoch trennten sich die Wege der Broncos und ihres Aushängeschildes. Die Los Angeles Rams waren im Win-Now-Modus und investierten einen Zweit- und einen Drittrundenpick, um Miller unmittelbar vor der Trade Deadline zu verpflichten. Man wollte damit die ohnehin starke Defense weiter verbessern, mit dem großen Ziel, dem Super Bowl.
Und dieser Plan ging auf. Miller und die Rams erreichten tatsächlich den Super Bowl und gewannen diesen auch.

Zäher Neustart bei den Bills
Mit einem kurzen Abenteuer und der zweiten Lombardi Trophy in der Tasche begab sich Miller nun aber wieder auf die Suche nach einer langfristigen Aufgabe. Die Buffalo Bills bekamen den Zuschlag und machten direkt Nägel mit Köpfen. 2022 unterschrieb Miller dort für sechs Jahre und 120 Mio. Dollar.
Seine Zeit in Buffalo war jedoch holprig. 2022 startete er zwar solide in die Saison und verzeichnete in den ersten elf Wochen acht Sacks, allerdings verletzte er sich an Thanksgiving am Knie und fiel vorerst aus. Bei einer Operation wurde dann festgestellt, dass das Kreuzband gerissen war und so war die Spielzeit für Miller vorzeitig beendet.
Die Saison 2023 konnte er auf Grund seiner Verletzung erst verspätet beginnen, erst im Oktober griff er wieder ein. Und er wirkte ganz eindeutig nicht mehr wie der alte Von Miller und spielte in der Defensive zur eine untergeordnete Rolle. Keinen einzigen Sack verbuchte er in der Regular Season.
Und auch in der abgelaufenen Regular Season lief nicht alles wie erwartet. Nach ordentlichem Saisonstart (drei Sacks in den ersten drei Spielen) wurde Miller im Oktober für vier Spiele wegen eines weiteren Verstoßes gegen NFL-Richtlinien gesperrt.
Die Regular Season schloss Miller mit sechs Sacks ab. Um auf Strecke zu glänzen, scheint die Zeit für Miller wohl vorbei zu sein, doch vereinzelt kann der 35-Jährige noch für besondere Momente sorgen.
Vielleicht auch gegen die Broncos, wenn sich der Kreis für den Routinier schließt.
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