Der überraschende Sieg der New York Giants über die Indianapolis Colts hat in Week 17 der NFL nicht nur das Playoff Picture beeinflusst, sondern vor allem auch das Rennen um den Top-Pick im kommenden Draft auf den Kopf gestellt. Doch was ist genau passiert und welche Konsequenzen hat die neue Entwicklung?
Die Giants haben es mit ihrem 45:33-Erfolg über die Colts vermieden, als erstes Team überhaupt neun Heimspiele in einer Saison zu verlieren. Zugleich beendeten sie die letzten Playoff-Hoffnungen in Indy. Was sie mit dem Sieg auch noch bewirkten: den fast schon sicher geglaubten ersten Pick im kommenden Draft zu verlieren.
Stand jetzt würden die Giants sogar nur noch an Position 4 ziehen und haben damit theoretisch keinen direkten Weg mehr zum erwünschten neuen Franchise-Quarterback, wenn wir davon ausgehen, dass die derzeit hoch gehandelten Cam Ward von Miami und Shedeur Sanders von Colorado die einzigen klaren Top-Optionen dieser Klasse sind.
Wäre die Saison nun schon zu Ende, hätten stattdessen die New England Patriots erstmals seit 1993, als sie Quarterback Drew Bledsoe zogen, wieder den ersten Pick insgesamt im Draft inne. Und da sie mitten im Umbruch sind, dessen Ende noch lange nicht in Sicht scheint, aber eben schon ihren Quarterback der Zukunft gefunden zu haben scheinen, würden sie damit den Verlauf des Drafts entscheidend beeinflussen.
Pick | Team | Bilanz | Top-Pick-Wahrscheinlichkeit* |
---|---|---|---|
1 | Patriots | 3-13 | 78,1 Prozent |
2 | Titans | 3-13 | 11,6 Prozent |
3 | Browns | 3-13 | 9,4 Prozent |
4 | Giants | 3-13 | 0,9 Prozent |
*) Quelle: Football Power Index von "ESPN"
NFL Draft 2025: Nur vier Teams haben Chancen auf Top-Pick
Nur noch vier Teams können theoretisch den ersten Pick im kommenden Draft bekommen. Entscheidend wäre mit vier 3-13-Teams der sogenannte "Strength of Schedule"-Tiebreaker, der anhand der Bilanzen der Gegner der jeweiligen Teams festlegt, wer in diesem Fall den leichtesten Spielplan hatte und dennoch die schlechteste Bilanz erspielt hat.
Derzeit liegen die Patriots mit einer SOS von .469 abgeschlagen "vorne" und können darüber nicht mehr eingeholt werden.
Die Patriots müssen also nur ihr letztes Heimspiel gegen die Bills verlieren und hätten den Pick sicher. Gleiches gilt, sollten alle drei Verfolger gewinnen.

Für die Titans gilt derweil, dass sie den ersten Pick bekämen, wenn sie ihr Spiel gegen die Texans verlieren und die Patriots die Bills besiegen. Die Browns wiederum bräuchten eine Niederlage gegen Baltimore sowie Siege der Patriots und Titans. Und die Giants müssen entsprechend in Philadelphia verlieren und darauf hoffen, dass alle drei genannten Teams gewinnen.
Nun ist es für den kompletten Draft-Verlauf jedoch entscheidend, wer genau den ersten Pick bekommt. Wenn es die Patriots sind, dann muss man davon ausgehen, dass der erste Pick absolut auf dem Markt sein wird. Denn ohne zu sehr auf die kommende Draftklasse einzugehen, ist bereits jetzt absehbar, dass die größten Baustellen der Patriots mit dem ersten Pick vermutlich nicht zu beackern sind.
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NFL Draft 2025: Patriots offen für Trade?
Die Spieler, die man bräuchte - allen voran braucht es Offensive Tackles, Wide Receiver oder einen hochveranlagten Pass-Rusher -, würde man vermutlich auch weiter hinten im Draft zu einem angemesseneren Preis bekommen. Draft-Value ist ein wichtiger Punkt für die Bewertung von Picks und Spielern und etwas, was man als Kaderbauer beachten muss, um nicht zu viele Ressourcen für eine Position oder einen Spieler zu investieren, den man auch günstiger bekommen könnte.
Entsprechend wäre mit den Patriots sicher ein Trade zu machen, der all die verzweifelten Teams ins Spiel bringt, die in der Free Agency nicht etwa einen Sam Darnold verpflichten oder einen anderen kreativen Weg finden, um sich zu verbessern. Die Giants sind hier im Fokus. General Manager Joe Schoen hat bekanntermaßen häufiger versucht, im Vorjahr den dritten Pick der Patriots, aus dem Drake Maye wurde, zu akquirieren. Ohne Zweifel würde er in diesem Jahr erneut die Nummer von Eliot Wolf, Executive Vice President of Player Personnel, wählen.
Ebenso zu nennen sind natürlich Teams wie die Las Vegas Raiders - hier könnte ein gewisser Minoritätsteilhaber seine Connections zur Familie Kraft spielen lassen. Zudem dürfte es mindestens eine Handvoll anderer Teams geben, die ebenfalls zum Hörer greifen würden, zumal die Patriots in einer Situation sind, in der mehr Picks, also mehr Lotterie-Tickets in diesem, aber auch im kommenden Jahr, helfen würden.
Erhalten hingegen die Titans oder Giants am Ende den Top-Pick, dann dürften jene direkt einen Quarterback ziehen, sprich: die Hoffnung der Teams dahinter auf einen etwaigen Trade wäre deutlich geringer und vielleicht sogar nicht existent. Die Giants brauchen dringend einen neuen QB und auch wenn man bei den Titans noch von einer Evaluierung von Will Levis und Mason Rudolph in Woche 18 spricht, dürfte auch hier klar sein, dass es einen Neuanfang auf der wichtigsten Position braucht.
NFL Draft 2025: Browns als Wildcard
Spannend wäre derweil der erste Pick bei den Browns. Objektiv betrachtet ist natürlich Deshaun Watson dort weiterhin der Starting Quarterback, wenn er von seinem Achillessehnenriss zurückkehrt. Doch nach der jüngsten - und immer noch dubiosen - Vertragsrestrukturierung scheint ein Ende von ihm in Cleveland in Sicht zu sein. Eine Trennung nach 2025 scheint denkbar.
Sollten die Browns also am Ende als Erster picken, dann wäre es wohl nicht mehr ausgeschlossen, dass auch sie einen Quarterback ziehen. Alternativ könnte man noch einen letzten Anlauf mit Watson starten und ihn mit einem Receiver unterstützen - oder man ginge auf Travis Hunter, um die Defense zu stärken, aber eben auch zuweilen die Offense.
In jedem Fall sind auch die Browns ein Team, bei dem man einen Quarterback nicht gänzlich ausschließen könnte.
Noch vier Teams haben Chancen auf den ersten Pick im Draft 2025. Zwei davon dürften kaum an einem Trade interessiert sein, eines ist unberechenbar und ein weiteres muss man fast schon als sicheren Tradepartner für wen auch immer betrachten. Fans der davon betroffenen Teams wissen nun also, wem sie letztlich die Daumen drücken sollten.