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"Eigentlich traurig, oder?"

Ogunleye kritisiert deutsche Sportförderung

Übt Kritik: Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye
Übt Kritik: Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye
Foto: © IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Axel Kohring
19. Dezember 2024, 06:58
sport.de
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Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye hadert mit den Prämien für deutsche Topathleten.

"Die Realität ist, dass der Olympiasieg nicht mal absichert, dass ich meinen Sport in den nächsten Jahren weiterhin professionell betreiben kann. Eigentlich traurig, oder?", sagte die 26-jährige Kugelstoßerin im Interview mit dem Magazin "stern". "Es ist absurd: Während der Sommerspiele dreht sich alles um Medaillen, sie sind offenbar das Einzige, was zählt. Gewinnt man dann Gold, hält sich die Wertschätzung trotzdem in Grenzen."

Die Stiftung Deutsche Sporthilfe zahlt Goldmedaillengewinnern 20.000 Euro. Von dem Betrag würden noch Steuern und andere Abgaben abgezogen, erklärte Ogunleye. "Die Summe, die übrig bleibt, reicht nicht aus, um die strukturellen Probleme zu kompensieren. Ich muss um alles kämpfen, um jedes Trainingsgerät, um jeden Medizinball, den ich brauche."

>> hier geht's zum kompletten Interview mit Yemisi Ogunleye auf stern.de

In Paris haben die deutschen Athletinnen und Athleten 33 Medaillen geholt, so wenige wie nie zuvor seit der Wiedervereinigung. Olympiasiegerin Ogunleye kritisiert die Debatte um das deutsche Abschneiden.

"Eigentlich müsste man darüber lachen, wenn es nicht so frustrierend wäre. Alle vier Jahre ist der Aufschrei groß. Jedes Mal die gleiche Diskussion, jedes Mal folgt nichts daraus, und ein paar Tage nach Olympia ist das Thema wieder vom Tisch“, sagte Ogunleye dem "stern". "Deutschland will mehr Medaillen, aber anscheinend nicht so sehr. Man erwartet Erfolg, aber wirklich bereit, die Sportler an diesen Punkt zu bringen, ist man nicht."

"Das Land darf sich keine maroden Turnhallen leisten"

Ogunleye fordert eine grundlegende Reform in der deutschen Sportförderung. Der Sportunterricht müsse an Bedeutung gewinnen.

"Das Land darf sich keine maroden Turnhallen leisten, Kinder brauchen Schulsport, am besten mehr als einmal pro Woche", sagte sie. Das Ehrenamt müsse aufgewertet werden, Nachwuchstrainer in den Vereinen sollten mehr Wertschätzung erfahren.

Außerdem müssten Talente früher finanziell unterstützt werden als bislang. „Im deutschen Sport haben wir kein Förder-, sondern ein Belohnungssystem", sagte Ogunleye. "Wir sollten die Sportler fördern, wenn wir ihr Potenzial erkennen. Und nicht erst dann, wenn sie es längst einlösen."

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