Eigentlich läuft die Saison für die Philadelphia Eagles sehr gut. Frühzeitig konnte man die NFL-Playoffs klarmachen, der Division-Titel ist zum greifen nah, ebenso ein Top-Seed in der NFC. Nichtsdestotrotz sorgten einige Aussagen nun für einen Nebenkriegsschauplatz.
Ausschlaggebend dafür war das Spiel der Eagles gegen die Carolina Panthers. Als klarer Favorit in die Begegnung gegangen, taten sich die Mannen aus Philadelphia schwer, ins Rollen zu kommen. Gerade die Offense hatte ihre liebe Mühe, den Rhythmus zu finden.
Für die beiden Wide Receiver Devonta Smith und A.J. Brown war das Grund genug, im Nachgang das Passspiel zu kritisieren. Das sei es nämlich, was es zu verbessern gelte, so ein enttäuschter A.J. Brown. Auf die Frage, wie schwer es für einen Receiver sei, in einen Rhythmus zu kommen, wenn die Offense den Ball nicht oft passe, antwortete Brown: "Unglaublich schwer."
Während sich Smith zum einen etwas diplomatischer ausdrückte und seine Kritik explizit auf das eine Spiel bezog, schlugen die Aussagen von A.J. Brown höhere Wellen.
Das wiederum lag auch daran, dass Brown während des Spiels wutentbrannt seinen Helm an der Seitenlinie durch die Gegend warf.

NFL: Reaktionen bauschten das Thema auf
Am Ende hätte man den Frust, den A.J. Brown an diesem Tag verspürte, auch einfach so stehen lassen können, doch weil einige Akteure und Verantwortliche sich dazu äußerten, wurde aus dem Verhalten des Receivers eine große Sache.
Vor allem Eagles-Ikone Brandon Graham sorgte mit einem Interview für jede Menge Ärger. In seiner wöchentlichen Radiosendung am Montag sagte Graham über Hurts und Brown: "Sie waren vorher Freunde, aber die Dinge haben sich geändert und ich verstehe das, denn das Leben passiert. Aber es ist die geschäftliche Seite, die wir sicherstellen müssen, dass das Persönliche dem Geschäftlichen nicht in die Quere kommt", so der Verteidiger.
Aussagen, die nicht zur Beruhigung der Thematik beitrugen, sondern das Gegenteil bewirkten.
Und vor allem zwang Graham mit diesem Interview alle Beteiligten zu Reaktionen.
"Ich habe das nicht so verstanden", sagte beispielsweise Nick Sirianni am Dienstag bei seinem wöchentlichen Auftritt bei "94WIP". "Man kann es in jede Richtung drehen. Ich habe es so verstanden, dass wir als Passspiel besser werden wollen. A.J. ist ein Teil des Passangriffs. Und so wollen wir alle besser darin werden", ist sich der Head Coach sicher, dass es sich nicht um einen persönlichen Zwist handelt.
Und auch A.J. Brown äußerte sich zu dem Thema, dem er eindeutig den Wind aus den Segeln nehmen wollte. "Die Welt hat da viel draus gemacht. Sie haben das, was ich über das Passspiel gesagt habe, als einen Angriff auf Jalen (Hurts) aufgefasst und genau das hat auch Brandon Graham getan. BG war einfach nur BG", so Brown. "Er ist emotional. In diesem Fall hat er sich einfach falsch ausgedrückt. Ich und Jalen verstehen uns gut", bekräftigte Brown.
Hurts schloss sich Browns Meinung an und sagte, dass Graham, einer der am meisten respektierten Spieler im Team, "unangebracht gesprochen hat. Er weiß das."
NFL: Was ist dran an der Kritik?
Doch weil das Thema auch Tage nach dem Spiel gegen die Carolina Panthers noch Wellen schlug, ist es Zeit, sich mal anzuschauen, was denn überhaupt dran ist an der Kritik.
Und hier fällt auf den ersten Blick auf, dass sowohl A.J. Brown als auch Devonta Smith in dieser Saison weniger Targets bekommen, als noch in den Jahren zuvor. Einer der Hauptgründe dafür ist sicherlich die veränderte Offense der Eagles.
Durch Saquon Barkley wurde des Running Game der Eagles auf ein neues Level gehoben und ist aktuell die Identität des Teams. Kein Team in der NFL hat mehr Rushing Attempts pro Spiel als Philly (36,4). Zum Vergleich: noch im Vorjahr hatten die Eagles "nur 29,2" Rushing Attempts pro Spiel.
Dementsprechend wird der Ball schlicht und einfach weniger geworfen. Zudem ist Saquon Barkley auch immer wieder eine Anspielstation für kurze Pässe und Screens, so dass auch hier einige Targets hingehen.
Grundsätzlich ist das Offensiv-Spiel der Eagles in dieser Saison etwas anders aufgebaut. Denn abgesehen von der neu entfachten Liebe zum Laufspiel, agieren die Eagles in Person von Jalen Hurts auch deutlich kontrollierter. So warf Hurts nur in 4,1 Prozent der Fälle einen sogenannten Big Time Throw, der niedrigste Wert in seiner NFL-Karriere. Zudem hat er in dieser Spielzeit auch die geringste durchschnittliche Target-Tiefe.
Die Offense und damit auch das Passspiel kommt daher eindeutig weniger spektakulär, aber eben auch deutlich risikoärmer, daher. Hurts warf beispielsweise nur eine Interception in den letzten zehn Spielen und hat mit über 68% die höchste Completion Rate seiner Karriere.
Das Ego zurückstellen
Es ist auf der anderen Seite durchaus verständlich, dass vor allem bei A.J. Brown ein gewisser Frust aufkommt. Schließlich ist er in Topform. Er fängt 73,8 Prozent der zu ihm geworfenen Bälle und erzielt 17,4 Yards pro Catch. Beides sind Bestwerte in seiner Karriere.
Dass er deshalb gerne einige Bälle mehr in seine Richtung bekomme würde, ist nachvollziehbar. Am Ende gilt es aber einmal mehr, sein Ego zurückzustellen.
Schließlich gewann man die letzten neun Spiele und steht sicher in den Playoffs. Auch im Kampf um den Top-Seed in der NFC ist noch alles möglich, hierbei würde ein Sieg gegen die Steelers (So. 22:25 Uhr bei RTL) natürlich helfen.
Und vielleicht springt auf Grund der guten Run Defense der Steelers ja sogar ein wenig mehr für A.J. Brown heraus.




































