Julia Tannheimer kann auf einen erfolgreichen Saisonauftakt im Biathlon zurückblicken. Der 19-Jährigen gelangen mit dem sechsten Platz im Sprint sowie dem fünften Platz im Massenstart im finnischen Kontiolahti gleich zwei Ausrufezeichen. Die DSV-Hoffnungsträgerin bewertet ihre Leistungen in ihrer Kolumne für sport.de.
Atemlos … ist man schnell, wenn man unter die Top-Ten im Weltcup läuft; nicht nur weil man entsprechend schnell in der Loipe zuvor war, nein auch das Programm "danach" raubt einem manchmal den Atem: Interviews mit den Fernsehanstalten, Dopingproben, Pressekonferenzen und alles im Schnelldurchlauf. Aber wenn man dieses Programm durchläuft, dann ist es zuvor richtig gut gegangen und das war bei mir erfreulicherweise der Fall. Gleich zwei Top-Ten-Platzierungen in Kontiolahti durfte ich mit mir selbst feiern und nebenbei konnte man Erfahrungen für die Zukunft machen.
Nachdem der Auftakt in der Staffel und der erste Start im Einzel im Hinblick auf die Schießleistungen durchwachsen war, bekam ich von unseren Trainern einen Crash-Kurs zum Thema "Atmen beim Schießen". Ihnen war anhand von Fernsehbildern aufgefallen, dass ich offensichtlich beim Anschlag unterbewusst weiter ausatme, was den Schießvorgang mitunter erheblich beeinträchtigen kann. Die Lektion war schnell gelernt: nach einigen Schießintervallen im Training und bewusster Atemregulierung, ging ich meine weiteren Starts im Sprint und im Massenstart "anders programmiert", aber gleichbleibend hoch motiviert an.
Der Knoten platzte tatsächlich: Zehn Schüsse! Zehn Treffer. Meine Schießeinlage bescherte mir den sechsten Platz, über den ich überglücklich war.
Der Startplatz im Massenstart war damit gesichert, was sich dann als "Aufgabe der besonderen Art" darstellte. Zusammen mit den Top-30-Athletinnen des Gesamtweltcups auf der Strecke und am Schießstand unterwegs zu sein, ist ein Wettkampf auf höchstem Niveau, was Laufgeschwindigkeit und Renntaktik anbelangt.
Die erste Schleife zum ersten Anschlag hatte es dementsprechend in sich. Die Top-Athletinnen gaben am Anfang alles, um sich vom Start weg in gute Ausgangspositionen für den ersten Showdown beim Schießen zu bringen. Ich hatte von Anfang an das Gefühl sehr besonnen agieren und alles im Überblick bewahren zu müssen, um mich dann durch gute Schießleistungen langsam nach vorne zu arbeiten.
Zeit blieb sogar für einige lehrreichen Beobachtungen als ich zum Beispiel eine Zeit lang hinter Elvira Öberg laufen und mir ihre Technik aus nächster Nähe betrachten konnte. In der Pädagogik bezeichnet man derartige Konstellationen als "naturnahe Lernorte" und von denen gab es diesmal auf der Strecke einige.
Meine Rechnung, die ich veranschlagte- kontrolliertes Laufen und gutes Arbeiten am Schießstand- ging auf. Ich verbesserte mich auf den 5. Platz und bescherte mir selbst den zweiten Top-Ten-Platz innerhalb 48 Stunden. Vollkommen zufrieden und wieder etwas außer Atem durchlief ich das Nachwettkampfprogramm, bis ich in die Ruhe meines Zimmer zurückgelangte und dann etwas tiefer durchatmen konnte.
Schöne Erfolge und gute Erfahrungen nehme ich aus Finnland mit und freue mich nun auf die Tage in Hochfilzen!
Herzliche Grüße
Julia Tannheimer