Nach sechs gespielten Partien steht es bei der Schach-Weltmeisterschaft zwischen Ding Liren und Dommaraju Gukesh 3:3. Vor allem für den Titelverteidiger aus China ist das ein Erfolg, schließlich galt er im Vorfeld als krasser Außenseiter. Die Zweifel an seinem 18-jährigen Herausforderer wachsen dagegen. Unter anderem Magnus Carlsen und Hikaru Nakamura zeigen sich von ihm enttäuscht.
Auf dem Papier hat sich keiner der beiden Teilnehmer der Schach-Weltmeisterschaft in den ersten sechs Partien einen Vorsprung erarbeiten können. Und dennoch gilt Ding Liren als heimlicher Gewinner des Auftakts, obwohl auch er in vielen Partien nicht fehlerfrei spielte.
Dass es trotzdem 3:3 steht, liegt vor allem an Gukesh. Das indische Wunderkind, der potenziell jüngste Schach-Weltmeister aller Zeiten, wirkt nervös, spielt oftmals ungewohnt unsaubere Züge. Nicht die schlechtesten, aber eben auch nicht die perfekten "Computer-Züge", die ihn überhaupt erst zur WM brachten. Der große Druck ist ihm spürbar anzumerken.
"Gukesh hat mich grundsätzlich nicht beeindruckt"
"Ich stehe zu dem, was ich vorher gesagt habe: Gukesh hat mich grundsätzlich nicht beeindruckt", kritisierte Superstar Magnus Carlsen den Herausforderer nach dem sechsten Spiel. In seinen Augen hat Ding der bisherigen WM eher den Stempel aufgedrückt: "Ding hat sich wahrscheinlich besser geschlagen, als wir alle gedacht haben."
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Auch Hikaru Nakamura findet, dass der 18-jährige Inder sein Potenzial bisher nicht ausgeschöpft, Ding dagegen etwas über seinen Verhältnissen gespielt hat. "Ich denke, das Gukesh wahrscheinlich enttäuscht ist, dass es unentschieden steht", sagte der US-Großmeister in seiner Analyse des sechsten Spiels.
Nakamura: Dings Chancen werden immer besser, wenn ...
Was Nakamura zudem denkt: Sollte Gukesh das Ruder in den kommenden Partien nicht rumreißen und Ding um einen, anderthalb oder auch zwei Punkte distanzieren können, könnte sein WM-Traum am Ende völlig überraschend platzen.
"Meiner Meinung nach werden Dings Chancen immer besser, je länger Gukesh nicht die Führung hat. Deswegen gehe ich davon aus, dass Gukesh nicht sehr glücklich mit dem Resultat ist. Er ist wahrscheinlich auch nicht sauer, aber auch nicht zufrieden", erklärte der Superstar.
Gukesh selbst wollte sich nach der sechsten Partie keine Krise andichten lassen und erklärte auf der Pressekonferenz, die Weltmeisterschaft verlaufe "gut" für ihn. "Aber ich kann mein Spiel natürlich noch verbessern. Es gibt noch viele Partien, in denen ich das versuchen kann. Wenn man bedenkt, dass ich in Rückstand lag, bin ich zufrieden", sagte der Teenager, der direkt die erste Partie verloren hatte, sich dann aber wieder zurückkämpfte.




