Durchaus überraschend hat der amtierende Weltmeister Ding Liren die Auftaktpartie der Schach-WM gegen seinen jungen Herausforderer Dommaraju Gukesh gewonnen. Der Sieg war sogar glücklich, wie der Chinese hinterher zugab, wenngleich er einen klaren Plan verfolgt hatte. Der 18 Jahre Inder brennt nun auf die kommenden Partien.
Nach etwas mehr als vier Stunden hatte Ding Liren mit seinen schwarzen Figuren die Überraschung perfekt gemacht. In einem eigentlich über weite Strecken engen Match war es auch die Zeitnot, die Dommaraju Gukesh am Ende in die Bredouille brachte.
"Natürlich fühle ich mich sehr gut", sagte der Titelverteidiger nach seinem Auftaktsieg. Im Vorfeld hatte der Chinese über Schlafstörungen und Depressionen geklagt, im klassischen Schach wartete er zuvor zehn Monate auf einen Sieg.
Ding Liren betonte: "Ich habe seit einer langen Zeit keine Partie mehr im klassischen Schach gewonnen, aber heute habe ich es hinbekommen." Gleichwohl räumte der 32-Jährige ein: "Um ehrlich zu sein, hatte ich großes Glück, weil ich zwei Taktiken verpasst habe."
Gukehs über Liren: "Habe nichts anderes erwartet"
Zu Beginn der Partie waren beim Titelverteidiger tatsächlich erste Probleme aufgekommen. Er eröffnete zwar durchaus unkonventionell mit der Französischen Verteidigung, auf diese hatte sich sein Gegenüber aber offenbar im Vorfeld vorbereitet. Nach wenigen Zügen benötigte Ding Liren längere Bedenkzeit, rund 35 Minuten lang zögerte er.
Der Live-Ticker zur ersten Partie der Schach-WM zum Nachlesen
Dennoch ging sein Plan auf. "Im ersten Spiel könnte er etwas nervös sein, also habe ich versucht, etwas Unübliches zu spielen, was ich eine längere Zeit nicht getan habe. Das hat perfekt geklappt", erklärte der Chinese seine Strategie, mit der Französischen Verteidigung zu eröffnen.
Mit voranschreitender Spieldauer wurde die Zeit nämlich mehr und mehr für Gukesh zum Problem. Der 18-Jährige hinterher: "Es kann vorkommen. Es ist ein langes Match."
Dass sein Kontrahent lang im Formtief gesteckt hatte, lässt den Herausforderer ohnehin kalt. "Ich habe nichts anderes erwartet. Ich habe die beste Version von ihm erwartet und wir haben noch ein langes Match vor uns. Jetzt ist es noch aufregender", so der Inder.
Gukesh hatte zuletzt bei der Schacholympiade in Budapest die indische Nationalmannschaft zu Gold geführt, er selbst gewann dabei acht von zehn Partien.
