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"Mir geht es nicht so gut"

Besorgniserregendes Update von Schach-Weltmeister

Schach-Weltmeister Ding Liren werden kaum Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung zugerechnet
Schach-Weltmeister Ding Liren werden kaum Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung zugerechnet
Foto: © IMAGO
13. November 2024, 14:11
sport.de
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Am 25. November beginnt in Singapur der Kampf um die Schach-Weltmeisterschaft. Titelverteidiger Ding Liren geht als Außenseiter ins Match gegen den indischen Überflieger Dommaraju Gukesh. Eine erfolgreiche Titelverteidigung kann sich selbst der Chinese kaum vorstellen.

Wenige Tage vor dem Beginn der Schach-Weltmeisterschaft hat Titelverteidiger Ding Liren die weit verbreiteten Zweifel an seiner Form bestätigt. Er versuche zwar seine Bestform zu finden, "aber ich habe es noch nicht geschafft", sagte der 31-Jährige in einem Interview mit "TakeTakeTake", das bereits Ende September aufgezeichnet und nun veröffentlicht wurde. 

Grundsätzlich gehe es ihm "nicht so schlecht, aber auch nicht so gut", erklärte Ding, der sich im April 2023 in einer dramatischen Partie gegen den Russen Ian Nepomniachtchi durchsetzte und dadurch das Erbe von Serien-Weltmeister Magnus Carlsen antrat. 

Seitdem ist jedoch einiges passiert. Was genau, weiß niemand. Ding tauchte direkt nach der WM 2023 ab und spielte über Monate hinweg kein einziges Turnier. Als er dann wieder auftauchte, spielte er alles andere als weltmeisterlich. Das geht bis heute so. "Ich habe im klassischen Schach seit über 20 Partien nicht mehr gewonnen. Das ist eine wirklich schlechte Serie und frustrierend", rechnete Ding vor. 

Ding hat "immer wieder das gleiche Problem"

In jedem Bereich seines Spiels mache er Fehler, klagte der Chinese über sich selbst. "Manchmal schaffe ich es, mir eine Gewinnposition zu erarbeiten, aber dann nutze ich sie nicht. Es ist immer wieder das gleiche Problem." Vielleicht, so erklärte Ding vielsagend, habe er im Moment einfach nicht die Ambition, am Schachbrett gewinnen zu wollen.

Die Krise des Noch-Weltmeisters hat sich im Laufe der letzten Monate derart verschärft, dass er laut eigener Aussage einfach keinen Spaß mehr an seiner Arbeit hat. "Ich komme nicht mehr mit guter Laune in die Spielhalle. Und wenn ich nach dem Spiel merke, dass ich eine große Chance liegengelassen habe, bin ich unglücklich. Es ist ein Kreislauf."

Ding bei der Schach-WM "ganz klar der Außenseiter"

Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, müsste sich Ding in Singapur wohl gegen Gukesh durchsetzen und seinen Titel erfolgreich verteidigen. Nur: Er selbst glaubt nicht daran. 

"Ich bin ganz klar der Außenseiter. Ich hoffe, ich kann bis dahin ein völlig anderer Spieler werden und ihm wenigstens einen Kampf liefern, um ihn einzubremsen und einige Siegchancen zu haben", sagte der Weltmeister, der zwar keine Angst vor dem WM-Duell hat, aber auch betonte: "Ich mache mir Sorgen, dass ich sehr hoch verliere. Hoffentlich passiert das nicht."

Magnus Carlsen: Ding spielt zu ängstlich

In der Schach-Szene fürchtet man allerdings das Schlimmste. Kaum ein Großmeister traut Ding eine WM-Überraschung zu. Auch Magnus Carlsen nicht. Der Norweger vermutet, dass sein Nachfolger noch immer von den Nachwirkungen der WM 2023 und deren Nachwehen gehemmt wird. 

"Wenn er spielt, spürt man, dass ihm Selbstvertrauen fehlt und er ängstlich ist. Er hat immer noch Probleme, die Entscheidungen zu treffen, die er treffen muss", sagte Carlsen. Ding wähle in seinen Augen zu oft die sicheren Züge: "Und die sind oft gefährlicher. Wenn man davon zu viele macht, wird der Gegner irgendwann die Kontrolle übernehmen." Genau das ist Ding in den letzten Monaten oft passiert. Immer und immer wieder.

"Gukesh ist ein starker Spieler, aber ..."

Immerhin glaubt Carlsen nicht, dass Gukesh für Ding unbezwingbar ist. "Gukesh ist ein starker Spieler, aber er hat noch nicht die Erfahrung, die nötig ist, um keine Chancen anzubieten", sieht der Norweger einige Möglichkeiten, die sich für Ding ergeben werden - nur muss der Weltmeister diese dann auch nutzen. 

Carlsens Rat an Ding ist so einfach wie kompliziert: "Ich würde ihm sagen: Alles, was in den letzten Jahren passiert ist, spielt keine Rolle mehr, wenn er die WM gewinnt. Er hat sehr wenig zu verlieren." Sein Nachfolger müsse den Rummel und den Druck bei der WM ausblenden, jede Partie als "normale Partie" betrachten und sich vor einem entscheidenden Zug die Frage stellen: "Was hätte ich vor fünf Jahren getan?"

Indien
Dommaraju Gukesh
D. Gukesh
0.5
China
Ding Liren
D. Liren
0.5
10:00
Mi, 11.12.
Beendet
vollständiger Spielplan

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