Woche 10 und das Munich Game der NFL liegen hinter uns. Daniel Jones hat dabei so ziemlich alle Eindrücke über ihn bestätigt, während sich Jerry Jones mit der Sonne anlegt und die Lions verrückte Dinge machen.
sport.de-Redakteur Marcus Blumberg liefert jede Woche seine Erkenntnisse der NFL.
Vorweg: So aufregend das Wochenende in München auch war, so anstrengend war es auch. Und da ich zudem nicht mehr der jüngste bin, spielen wir diese Woche mit kanadischen Regeln - nur 3 Downs. Los geht's und kein punten!
Daniel Jones, ist wer er ist
Natürlich kommt diese Erkenntnis keineswegs überraschend, doch die normale TV-Perspektive und auch die All-22-Views im Anschluss an die Spiele werden dem Gesamteindruck von Giants-Quarterback Daniel Jones einfach nicht wirklich gerecht. Da ich nun das Glück hatte, ihm einmal auch im Stadion bei der Arbeit zusehen zu dürfen, habe ich nun ein noch kompletteres Bild von ihm.
Und das sieht erwartungsgemäß nicht sonderlich rosig aus. Daniel Jones machte kein sonderlich gutes Spiel gegen die Carolina Panthers in der Münchner Allianz Arena. Jones war 22/37 für 190 Yards und er leistete sich gleich zwei Interceptions, die so nicht hätten sein müssen.
Doch bevor wir zu den Picks kommen, sei noch sein Sack im zweiten Viertel erwähnt. Und dieser deutete bereits das übergreifende Probleme mit "Danny Dimes" an. Bevor er seine Dimes verteilt, ist er einfach viel zu zögerlich. Die Rufe nach dem Kopf von Head Coach Brian Daboll mögen nun allmählich lauter werden, doch ob das berechtigt ist, sei dahingestellt.
Daboll, seines Zeichens auch der Play-Caller der Giants, versuchte schon einiges, um Jones in Position zu bringen, erfolgreich zu sein. Bei besagter Szene sollte ein Flea-Flicker gespielt werden. Also ein Play, bei dem per se der QB mehr Zeit als üblich zum Pass bekommt. Jones jedoch bekam den Ball, zögerte und kassierte einen langen Sack.
Es wird eng für Daboll
Die erste Interception kurz vor der Pause war dann die, bei er unter Druck stand und schon rechts aus der Pocket gerollt war. Jadeveon Clowney stand vor ihm und Jones forcierte den Pass dennoch, versuchte fast durch ihn durch zu werfen. Der Ball wurde abgefälscht und Safety Xavier Woods sagte "Danke". Der zweite Pick im vierten Viertel dann ging nur bedingt auf Jones. Das war einfach ein Drop von Tyrone Tracy und ein starkes Plays von Josey Jewell. Jedoch sah der Pass zumindest etwas unpräzise aus und ein wenig hinter Tracy.
Mehr dazu:
Wo Jones überzeugte, war einmal mehr das Run Game. Der Touchdown-Run im vierten Viertel per Bootleg war gut designt. Ebenso half Daboll mit kurzen Pässen in die Flat, Screen und Slants. Einfache Reads eben. Und dennoch zeigte sich immer wieder, dass Jones' Zögern nicht hilfreich ist. Es kam häufiger vor, dass etwa ein Receiver - meist Malik Nabers oder Wan'Dale Robinson bei vertikalen Routes für einen Moment ein offenes Passfenster hatten. Doch Jones sah es entweder nicht oder traute sich nicht, den Ball dorthin zu werfen.
Unterm Strich stehen die Giants nun bei 2-8 und würden Stand jetzt im kommenden Draft als erstes picken. Die Zeit von Daniel Jones sollte damit nahezu abgelaufen sein. Im kommenden Frühjahr kann dann sein Vertrag relativ schmerzfrei beendet werden. Was Daboll angeht, bleibt abzuwarten, wie viel Geduld die Giants noch haben.

Jerry Jones und die Sonne
Die Dallas Cowboys wurden von den Philadelphia Eagles am Sonntag regelrecht überfahren. Sie wurden in ihre Einzelteile zerlegt und blamierten sich - am Ende spielte sogar Kenny Pickett anstatt Jalen Hurts! Und das alles in Jerry World. Das muss gerade Jerry Jones gewaltig gewurmt haben.
Fast schon die Sahne auf der Kirsche war dann, dass zu allem Überfluss auch noch Wide Receiver CeeDee Lamb einen möglichen Touchdown in der Endzone hat fallen lassen, weil er - get this! - von der Sonne geblendet wurde. Und das ist natürlich kein unerwartetes Problem im AT&T Stadium, schließlich hat eine der Endzonen ein riesiges transparentes Fenster, durch das eigentlich bei jedem Spiel irgendwann die pralle Texas-Sonne hineinscheint und alles überstrahlt, was da eben auf dem Platz passiert. Wer nun in die Gegenrichtung spielt, hat eben das Problem, mitunter herzlich wenig zu sehen.
Lamb gab das als Ursache für seinen Drop an und gab an, gerne Vorhänge oder ähnliches haben zu wollen, um das Problem künftig zu beheben.
"Jerrah" wurde mit der Thematik nach dem Spiel von Reportern konfrontiert und ... sagen wir es so: er war nicht unbedingt begeistert. Im Gegenteil. Jerry Jones setzte zum Rundumschlag an und wetterte: "Nun, wollen wir das verdammte Stadion abreißen und ein neues bauen? Wollen Sie mich verarschen?"
Jerry Jones weiß, wo die Sonne steht
Ich betone an dieser Stelle, dass wirklich nur nach Vorhängen gefragt wurde! Damit war Jones aber noch nicht fertig. Er legte nach: "Nebenbei bemerkt wissen wir, wo die Sonne stehen wird, wenn wir entscheiden, die Münze zu werfen. Wir wissen in der Tat, wo die verdammte Sonne in unserem eigenen Stadion stehen wird." Und: "Jeder hat das gleiche Problem. Jeder, der hierher kommt, hat die gleichen Probleme. Ich will damit sagen, dass die Welt weiß, wo die Sonne steht. Sie erfahren das fast ein Jahr im Voraus. Jemand befragte mich zur Sonne. Was ist mit der Sonne? Wo ist der Mond?"
War das nun Kritik an seinem Team, an Head Coach Mike McCarthy oder wer sollte diese Schelte nun abbekommen?
In jedem Fall war Jones bedient nach der deutlichen 6:34-Pleite, bei der deutlich wurde, dass Dak Prescott nicht ersetzt werden kann. Nicht durch Cooper Rush, schon gar nicht von Trey Lance. Und so dürfte diese Saison für die nun 3-6-Cowboys so gut wie gelaufen sein, zumal Prescott im Grunde sein vorzeitiges Saison-Aus schon bestätigt hat.
Und auch hier stellt sich dann konkret die Frage, ob es für Mike McCarthy weitergeht. Sein Vertrag läuft aus und da er nun auf die schlechteste Cowboys-Saison seit mindestens 2020 (6-10) zu - seiner ersten in Dallas! Und so könnte die Lame Duck tatsächlich zu einer Dead Duck werden.
Die Lions haben WAS gemacht?
Das Wochenende rund ums Munich Game war außergewöhnlich und hatte zur Folge, dass ich mir das Topspiel zwischen den Detroit Lions und Houston Texans nicht live anschauen konnte. Als ich dann das Ergebnis und vor allem den Spielverlauf am morgen danach las, war ich schon leicht irritiert.
Die Lions lagen zur Pause bereits 7:23 zurück. Und ach ja: Jared Goff warf in diesem Spiel fünf Interceptions! Das waren die meisten in seiner Karriere - eine mehr als im Dezember 2018 für die Rams gegen die Chicago Bears - das Spiel, in dem der damalige Defensive Coordinator der Bears, Vic Fangio, Bill Beliichick die Schablone dafür gab, wie man die Rams-Offense und Goff kaltstellen konnte. Stichwort: Super Bowl LIII ...
In jedem Fall waren die Lions offensiv völlig von der Rolle gegen eine Defense, die ohne Star-Edge-Rusher Will Anderson antrat - und im Übrigen auch defensiv gegen eine Offense ohne ihre zwei mit Abstand besten Receiver.
Umso beeindruckender war dann jedoch, wie die Lions nach der Pause reagierten und die Partie noch drehten. Zudem vergab Texans-Kicker Ka'imi Fairbairn noch einen Field-Goal-Versuch aus 58 Yards - sicher kein Chip Shot, doch von Fairbairn sah man durchaus schon, wie er solche versenkt hat.
Will sagen: Die Lions haben nun sieben Spiele am Stück gewonnen - sind diese 16:20-Pleite in Woche 2 oder auch der überschaubare Sieg in Woche 1 gegen die Rams überhaupt passiert? Das wirkt ewig lange her, wenn man sieht, wie die Lions in den vergangenen Wochen und Monaten nun schon durch die Liga bürsten und vor niemandem halt machen.
Der Sieg in Houston hatte sicher auch viel mit Glück zu tun und man kam mit dem Schrecken davon. Aber wer so konstant so gut spielt, mit dem muss man rechnen. Die Lions sind aktuell sicherlich das Team, das es zu schlagen gilt. Nicht umsonst stehen sie ganz oben im jüngsten Power Ranking von sport.de ...