Schlechtes Eis, schwache Leistung: Beim Deutschland Cup läuft es für die Eishockey-Nationalspieler im Kampf um die Olympiatickets erst im letzten Spiel.
Risse im Eis, Löcher in der Abwehr: Das Olympia-Casting begann für Bundestrainer Harold Kreis überhaupt nicht nach Plan, endete aber versöhnlich.
Nach zwölf Gegentoren in den ersten beiden Partien und langen Zwangspausen wegen holprigem Untergrund in Spiel zwei besiegten die Eishockey-Nationalspieler zum Abschluss des Deutschland Cups das junge österreichische Team mit 6:0 (1:0, 2:0, 3:0) und schoben sich noch auf Platz zwei vor.
"Das Turnier ist nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten", gab Kreis bei MagentaSport zu, "aber es geht gut zu Ende, und wir können mit einem guten Gefühl abreisen."
Nach den Toren von Luis Schinko (10./57.), Maximilian Daubner (24.), Tom Kühnhackl (34.), Daniel Pfaffengut (47.) und Andreas Eder (60.) gab es doch noch zufriedene Gesichter in Landshut. "Wir haben von der ersten Sekunde an hart gespielt und nicht irgendwie rumgewurschtelt", meinte Angreifer Maximilian Kastner. Pluspunkte im Kampf um die Tickets für Mailand sammelten nicht zuletzt die Rückkehrer Kühnhackl, als Kämpfer, Vorbereiter und Torschütze, und Patrick Hager, der mit einem harten Check gleich ein Zeichen setzte.
"Waren in allen Bereichen nicht gut genug"
Allerdings hatten die Leistungen zuvor wenig Vorfreude auf 2026 geweckt, sondern eher Erinnerungen an den Tiefpunkt der letzten Jahre. "Wir waren in allen Bereichen nicht gut genug. Das hat mich an Olympia erinnert, wie man sich da gefühlt hat", sagte Stürmer Lean Bergmann nach der ernüchternden 2:6-Pleite gegen die Slowakei am Samstag, die die Hoffnungen auf den vierten Titelgewinn beim Heimturnier in Folge schon früh zerstörte. Der Berliner meinte damit das Debakel 2022 in Peking, als gegen denselben Gegner schon vor dem Viertelfinale das Aus kam.
Auch Kapitän Hager, vor zweieinhalb Jahren ebenso dabei wie beim Silbercoup 2018 in Pyeongchang, monierte: "Wir haben zu verschnörkelt gespielt, statt einfach gradliniges, typisch internationales Eishockey zu spielen. Wir müssen lernen, dass du auf dem Level wenig Zeit hast."
Am Samstag gab es zwischendurch viel Zeit: Nach 44 Sekunden bemerkten die Schiedsrichter tiefe Risse im Eis, eine Stunde lang flickten die Eismeister den Untergrund. "Zwischendrin war mal die Info: kurz vor der Absage", berichtete Hager und wunderte sich ein bisschen: "Irgendwann war der Drang, nach noch mehr Löchern zu suchen, größer als zu sagen, jetzt spielen wir einfach." Auch der Start zum zweiten Drittel verzögerte sich noch mal um zehn Minuten.
Tiefensee überzeugt
Die größten Löcher fanden sich aber in der deutschen Defensive - angefangen bei den Torhütern: Der in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bisher so starke Maximilian Franzreb, der beim 5:6 nach Penaltyschießen gegen Dänemark schon nach zweieinhalb Minuten ein kurioses Eigentor kassierte, zeigte ebenso erhebliche Schwächen wie der WM-erfahrene Dustin Strahlmeier gegen die Slowakei. Zudem kamen die Vorderleute häufig einen Schritt zu spät. Am Sonntag überzeugte Arno Tiefensee dagegen mit viel Ruhe und starkem Stellungsspiel.
Das Kontrastprogramm lieferten in Landshut die Frauen. Drei Monate vor dem Qualifikationsturnier für Olympia feierte das Team um Kapitänin Daria Gleißner mit drei Erfolgen den Turniersieg und tankte viel Selbstvertrauen. "Das ist die Belohnung für die Entwicklung und die harte Arbeit. Man sieht, im deutschen Frauen-Eishockey hat sich extrem viel getan", sagte Gleißner nach dem abschließenden 3:1 gegen Ungarn bei MagentaSport. Im Februar in Bremerhaven ist derselbe Gegner das vermeintlich größte Hindernis auf dem Weg nach Mailand.