Oliver Zeidler steigt am Samstag in Berlin ins Ruderboot. Nach seiner Goldfahrt von Paris hat er sich längst neue Ziele gesteckt.
Sein neues Leben als Olympiasieger kostet Oliver Zeidler voll aus. Auf der Wiesn ließ es der Ruder-Dominator gewaltig krachen, bei einem Roadtrip in den USA kämpfte er sich durch den Grand Canyon, mit seiner Freundin genoss er die Glitzerwelt in Hollywood - und kurzerhand nahm er in Los Angeles auch noch die Olympia-Strecke für seinen nächsten Goldangriff in vier Jahren unter die Lupe.
Nach den aufwühlenden Tagen von Paris habe er sich die Zeit genommen, "den Erfolg eine Weile zu genießen", sagte Zeidler dem "SID". Und obwohl der Olympiasieg, auf den er mit viel Schweiß und Tränen hingearbeitet hatte, "ein unvergesslicher Meilenstein war, habe ich schnell wieder Boden unter den Füßen gewonnen". Es habe sich zwar "vieles verändert, doch ich bin niemand, der sich auf seinen Erfolgen ausruht".
Und so steigt der deutsche Ausnahmeathlet schon am Samstag wieder ins Boot. Einerseits, um sich auf der Spree vorbei am Berliner Schloss, dem Dom und der Museumsinsel bis zum Reichstag mit seinem Dauerkonkurrenten Simon van Dorp zu duellieren. Andererseits aber auch, um für seine Sportart, die sonst nur alle vier Jahre im Rampenlicht steht, zu werben.
Das Rennen bei den World Sculling Finals sei "mehr als nur eine Herausforderung auf dem Wasser - es ist eine Feier unseres Sports und seiner Traditionen", sagte Zeidler, der dem Niederländer van Dorp in Paris keine Chance gelassen hatte. Doch das Duell im Herzen der Hauptstadt besitzt für Zeidler in gewisser Weise Bedeutung über das Sportliche hinaus. Der 28-Jährige will die Olympia-Welle weiter reiten.
"Für mich gilt es jetzt, das Momentum aufrechtzuerhalten", sagte Zeidler, der als Einzelgänger weiterhin sein Training unabhängig vom Deutschen Ruderverband organisieren wird. Das Rennen in Berlin ist dabei nur eine von vielen Stationen. "Ich weiß, dass nach jedem Hoch die nächste Herausforderung wartet, und aktuell besteht diese aus zahlreichen Terminen und der Suche nach Sponsoren."
Im Januar zieht es den Modellathleten dann in die Schweiz nach Lausanne, gemeinsam mit seiner Freundin Sofia Meakin, die selbst Ruderin ist. Dort will er ein Jahr studieren, trainieren und die Zeit nutzen, die er in den "intensiven zwei Jahren der Vorbereitung auf Los Angeles" nicht mehr hätte. D
er Countdown für das nächste Gold in LA, das er gleich nach seinem Paris-Triumph ins Auge gefasst hatte, tickt aber schon. Wohl auch deshalb genoss Zeidler die vergangenen Wochen besonders.
"Doch jetzt", versprach er, "liegt mein Fokus wieder ganz auf dem, was vor mir liegt."