Die New England Patriots haben sich überraschend dazu entschieden, Rookie-Quarterback Drake Maye doch schon in Woche 6 der NFL und ausgerechnet gegen die Houston Texans starten zu lassen. Doch war das wirklich der vielzitierte Plan, den man propagierte, oder doch nur ein Panik-Move? Ein Kommentar.
Schon im Vorfeld des Draft und der Free Agency war uns eigentlich allen klar, wie der Quarterback-Plan bei den New England Patriots aussehen würde. Man würde sehr wahrscheinlich den früheren Patriots-Draftpick Jacoby Brissett als Statthalter verpflichten und dann an dritter Stelle des Draft den besten verfügbaren Quarterback ziehen. Das wurde Drake Maye.
Und mit Maye kam eben der klare Hinweis, dass er zwar hochtalentiert, aber noch sehr roh ist, zumal er in North Carolina alles andere als auf NFL-Niveau trainiert wurde. Allen war also klar, wie das laufen würde: Brissett würde starten und Maye langsam herangeführt werden. Alles kein Problem, schließlich war der Kader ohnehin nicht gut genug für einen Playoff-Run oder dergleichen.
Ebenso wurde uns immer wieder von den Verantwortlichen wie Quasi-GM Eliot Wolf und Head Coach Jerod Mayo versichert, dass man einen Plan habe, den Rookie langsam und behutsam heranzuführen, ehe er dann in besseren Umständen übernehmen würde. Klang schlüssig, tut es eigentlich immer noch.
Patriots: Auftaktsieg als Hindernis
Was dann aber folgte und so gar nicht ins wohlige Gefühl von Owner Robert Kraft früh in der Offseason passte, war ein sehr holpriger - und objektiv betrachtet absolut absehbarer - Saisonstart mit vier Pleiten am Stück nach einem unerwarteten und ebenso glücklichen Erfolg zum Start in Cincinnati. Jener dürfte die Wahrnehmung der eigenen Stärke wohl nochmal etwas mehr verklärt haben, jedenfalls in der Chefetage.
Während die Defense zuweilen passabel, zuletzt aber auch nicht mehr wirklich stabil agierte, war die Offense von Anfang an das Desaster, das alle befürchtet hatten. Abgesehen davon, dass die Offensive Line qualitativ ohnehin schlecht ist, kamen auch noch zahlreiche Verletzungen dazu, die die Geschichte noch weiter verkomplizierten. Das gepaart mit einem anfangs so positiv erwarteten Play-Calling von Alex Van Pelt, das bestenfalls als langweilig und eintönig bezeichnet werden kann.
Und bei einer Bilanz von 1-4 scheint der gut durchdachte Plan nun über den Haufen geworfen zu sein. Ausgerechnet gegen die Houston Texans, die eine der besten Defenses der Liga stellen dieser Tage. Die Offensive Line der Patriots lässt derzeit eine Pressure Rate von 48,3 Prozent zu, was der höchste Wert der NFL ist. Dem gegenüber wird eine Pressure Rate von 42 Prozent stehen, mit der die Texans-Defense die Liga anführt.
Nachdem man Maye bislang weitestgehend rausgehalten und geschützt hat in diesen mehr als widrigen Umständen, will man ihn jetzt auf einmal - und nach einem Start, der durchaus zu erwarten war - auf Teufel komm raus ins kalte Wasser werfen und hofft darauf, dass er sich schon irgendwie freischwimmt.
Patriots: Mayo zieht schon letzten Trumpf
Kann Maye in seiner jetzigen Verfassung dem Team eine bessere Chance auf Erfolg geben als der nicht mehr als solide Brissett? Sicherlich. Maye ist ein äußerst athletischer Quarterback, der mit seinen Füßen Plays machen und auch mal Plays außerhalb der Struktur kreieren kann. Doch zeigte er das bislang nur auf ACC-Niveau. Eine DeMeco-Ryans-Defense dürfte da schon rein optisch ganz anders aussehen und zu größeren Problemen führen als nur Dauerdruck der Front.
Die Patriots sind alles andere als gerüstet für einen Rookie-Quarterback und werfen ihn nun zur absoluten Unzeit ins Feuer. Die spannende Frage ist nun, wer genau auf diese glorreiche Idee gekommen ist. Von wem kam dieser Impuls? War das wirklich Mayo, der nun riskiert, dass sich der Kronprinz, die Zukunft dieses Franchise, hinter einer der schlechtesten Lines der Liga verletzt in einer Saison, in der ohnehin niemand - außer Kraft - etwas erwartet hätte? Steht er wirklich schon so sehr unter Druck, dass er ausgerechnet jetzt seine letzte Trumpfkarte zieht?
Oder war das doch eher ein Call von ganz oben? Owner Robert Kraft hat schon im Camp von einem Aufbruch schwadroniert und bereits im Frühjahr offen von einer Rückkehr in die Playoffs fantasiert. Ihm dürfte der 1-4-Start so gar nicht gefallen haben, auch wenn das eben in etwa das Leistungsniveau dieser Mannschaft war mit einem der auf dem Papier schwersten Spielpläne der Liga.
Wäre das wirklich der Plan gewesen, hätte man sich dann nicht einen leichteren Gegner aussuchen können? Die Dolphins wären in ihrer aktuellen Verfassung fast schon dankbar gewesen. Auch ein Debüt in London in Woche 7 gegen die Jaguars hätte seine Vorzüge gehabt - vor einem per se eher neutralen Publikum hätte sich der Druck in Grenzen gehalten. Stattdessen wählt man jetzt die Texans.

Reißt Maye die Patriots-Saison herum?
Der ursprüngliche Plan, so es diesen gegeben hat und der sicherlich hauptsächlich von Wolf verfasst worden ist, sah all dies sicherlich nicht vor. Mutmaßlich war ein Debüt für Maye sogar erst 2025 angedacht gewesen. Vermutlich jedoch hatte keiner wirklich damit gerechnet, dass diese Saison so schlecht beginnen würde - gerade Wolf und Mayo redeten die Probleme an der Offensive Line noch vor wenigen Wochen schön.
Nun jedoch bleibt nur noch die Hoffnung, dass Maye deutlich schneller schwimmen lernt als angedacht und alle so sehr überrascht, dass er die schwächelnde Patriots-Offense doch noch in respektable Regionen führen wird. Die Gefahr ist jedoch groß, dass das nach hinten losgeht. Die Konsequenzen daraus dürften dann weitreichend sein.



































