Die New York Jets haben sich nach der 17:23-Niederlage gegen die Minnesota Vikings in der NFL in London am Dienstag von Head Coach Robert Saleh getrennt. Ein Schritt, der zum jetzigen Zeitpunkt überraschend, die Dysfunktion in dieser Organisation aber eindrucksvoll umschreibt. Ein Kommentar.
Wer große Teile der ersten Hälfte des London Games am Sonntag gesehen wird, wird sich zumindest spaßeshalber gefragt haben, ob die Jets Coach Robert Saleh überhaupt noch mit zurück über den großen Teich nehmen würden. Wie sich wenige Tage später herausstellte, war die Frage aber durchaus berechtigt.
Die Jets haben Saleh am frühen Dienstagmorgen entlassen. Wie man hört, war er gerade zur Arbeit erschienen und wurde dann sogar mit Security vom Hof eskortiert. Saleh mag kein überaus erfolgreicher Head Coach gewesen sein, doch das scheint etwas extrem. Doch wie genau kam es überhaupt zu dieser Entscheidung von Owner und "Botschafter", wie er sich selbst in einer Pressemitteilung des Teams betitelte? Johnson betonte am Dienstag, dass dies absolut und ausschließlich seine Entscheidung war.
Er selbst räumte jedoch ein, dass er am Montagabend noch mit Quarterback und dem eigentlichen General Manager des Teams, Aaron Rodgers, gesprochen hatte. Worüber wollte Johnson nicht verraten, aber ganz bestimmt nicht über Saleh! Wie käme auch jemand darauf?
Jets: Saleh wollte Hackett degradieren
Weiter sickerte durch, dass Saleh nach der erneut blutleeren Vorstellung der Offense eine Änderung in Erwägung gezogen und je nach Quelle auch beschlossen hat. Die Rede ist vom Wechsel der Play-Caller-Aufgaben weg von Offensive Coordinator Nathaniel Hackett und hin zu Passing Game Coordinator Todd Downing. Und jeder weiß, dass Hackett, einer der objektiv schlechtesten Play-Caller der jüngeren Vergangenheit, nur deshalb überhaupt im Amt ist, weil er ein Buddy von Rodgers ist.
Ein Schelm, wer also nun schlussfolgert, dass diese Degradierung von Hackett der letzte Strohhalm gewesen sein könnte. Gerüchten zufolge soll Saleh wenige Minuten nach dieser Entscheidung gefeuert worden sein.
Wir wissen alle nicht, wie es nun genau gelaufen ist, aber sobald Rodgers involviert ist, sollte man dieser Tage nichts mehr ausschließen. Doch abgesehen von diesen kuriosen Umständen, die die Machtverhältnisse bei Gang Green einmal mehr als undurchsichtig und chaotisch erscheinen lassen, eben weil Rodgers wahrscheinlich doch involviert war und General Manager Joe Douglas ebenfalls offiziell nicht der Entscheidungsträger war, wie es eigentlich sein sollte, muss man diese Entscheidung akzeptieren. Am Ende gehört dieses Team mehrheitlich Johnson und damit kann er machen, was er will.
Hinterfragen darf man aber dennoch, ob das auch nur im Ansatz die richtige Entscheidung war. Klar ist, dass Johnson und Co. denken, dass dieses Jahr etwas drin ist für sie. Sie warten seit Rex Ryans Zeiten auf die Playoffs und in diesem Jahr scheint sogar ein Division-Titel im Osten nicht ausgeschlossen, besonders, wenn man bedenkt, dass man am Montag schon auf den direkten Konkurrenten um die East-Krone, die Buffalo Bills, trifft, die zuletzt zwei Spiele am Stück verloren.

Jets: Defense war nicht das Problem
Doch selbst wenn man nun diese Chance als Hauptgrund ansieht, war es dann wirklich der richtige Weg, sich von Saleh zu trennen? Er hat einen Defensiv-Background und seine Defense war augenscheinlich nicht das Problem. Mit -0,177 EPA/Play ist sie sogar die sechsteffizienteste Defense der NFL. Das ist auch Salehs Verdienst.
Offensiv hingegen rangiert man auf Platz 23 in der NFL mit -0,062 EPA/Play. Trotz Heilsbringer Aaron Rodgers, trotz einer nominell verbesserten Offensive Line und trotz eines eigentlich talentierten Receiving Corps und Backfields. Woran kann das also noch liegen? Ja vielleicht am Play-Calling. Doch hier gilt dann offenbar das Befinden von Rodgers als wichtiger als das Wohl des Teams.
Saleh, der als Head Coach natürlich für das Ganze verantwortlich ist - und ja offenbar versucht hat, das größte Problem zu beseitigen -, wird damit zum Bauernopfer. Die Tatsache, dass nun Defensive Coordinator Jeff Ulbrich als Interimscoach übernimmt, zeigt derweil, dass man eben jene Defense eindeutig nicht als Problem ausgemacht hat.
Für Saleh ist dies das Ende einer schwierigen Trainerstation, in der er nie mit den besten Karten spielen durfte. Sein erster Quarterback war der stets überforderte Zach Wilson, obgleich man ihm durchaus die Wahl des offensiven Coaching Staffs vorwerfen kann. Mike LaFleur hat jedenfalls nicht das Genie seines Bruders geerbt. Hackett wurde ihm derweil zur Bespaßung von Rodgers vor die Nase gesetzt. Als er versuchte, diesen Fehlgriff zu lindern, wurde ihm die Tür gezeigt.
Am Ende ist es vielleicht nicht immer in der Hand eines Coaches, ob er in der Lage ist, ein Team zum Erfolg zu führen oder nicht.



































