Woche 5 der NFL ist größtenteils hinter uns und bei den Patriots muss man allmählich den Coaching Staff hinterfragen. Coaches machten derweil auch bei den Bills und Bengals negativ auf sich aufmerksam, während die Jets zumindest gute Ansätze zeigten.
sport.de-Redakteur Marcus Blumberg liefert jeden Montag seine Erkenntnisse der NFL-Woche.
NFL: Patriots fundamental mangelhaft
Die Patriots werden in dieser Saison keine Rolle spielen. Das hätte jedem von Beginn an klar sein müssen. Es ging und geht eigentlich nur darum, sich einigermaßen anständig aus der Affäre zu ziehen. Es ging darum, unbeschadet rauszugehen aus dieser Saison und idealerweise den Anschein zu erwecken, wieder eine Grundlage für künftigen Erfolg geschaffen zu haben.
Es war allen klar, dass das mit dem vorhandenen Personal schwierig werden könnte, doch da waren eben die Coaches gefordert, eine klare Linie vorzugeben und die vorhandenen Spieler in eine günstige Position zu bringen, um Erfolg zu haben. Das übliche Prozedere eben.
Was die Patriots aber stattdessen zeigen, ist nicht nur desaströs, es stellt die vergangenen zwei Saisons in Sachen Konfusion noch in den Schatten. Gegen die Dolphins hatte man erstmals seit Wochen wieder eine reelle Chance, ein Spiel zu gewinnen, weil diese eben auch in einem beängstigenden Zustand angereist sind und nicht nachgewiesen haben, irgendwas ohne Tua Tagovailoa erreichen zu können.
Das Ergebnis war eine 10:15-Niederlage, die in jedem Fall vermeidbar war. Doch die Patriots fanden Wege, sich immer wieder selbst ins Bein zu schießen. Es gab mehrere unnötige Strafen in der Defense, mit denen teils aussichtslose Drives der Gäste verlängert wurden. Es gab fallengelassene Pässe wie von Rookie-Receiver Ja'Lynn Polk oder Pop Douglas. Cornerback Christian Gonzalez hat eine mögliche Interception fallen gelassen. Und unterm Strich standen da eben zwölf Penalties für 105 Yards Raumverlust. Offensiv kam man insgesamt nur auf 299 Yards im Vergleich dazu.
Patriots brauchen perfekte Spiele
Es ist ziemlich klar, dass die Patriots nur dann eine kleine Chance haben, Spiele in dieser Saison zu gewinnen, wenn sie selbst ein im Grunde perfektes Spiel machen - und wie in Woche 1 der Gegner mitspielt. Doch davon waren sie in den vergangenen Wochen einfach meilenweit entfernt. Und so etwas fällt dann schnell auf den Coaching Staff zurück. Man kann vielleicht kein Talent hinzu coachen, aber man kann Disziplin, Spielverständnis und situativen Football coachen - Bill Belichick legte da immer sehr viel Wert drauf.
Head Coach Jerod Mayo hatte dies zu sagen nach Ende des Spiels: "Es ist keine Frage, dass wir hart sind, aber wir müssen besser werden, was die Execution angeht." Ja, unter anderem das. Unter der Woche machte derweil die Aussage von Evan Lazar, ein Reporter von "Patriots.com", die Runde, dass die Kabine New Englands nahe vor einer "Meuterei" stehe, weil Rookie-QB Drake Maye weiterhin nicht spielt. Anschließend musste er sich entschuldigen, das Video dieser Podcast-Aufnahme wurde gelöscht und die Audio-Ausgabe des Podcasts an besagter Stelle verändert.
Angesprochen darauf wollte Mayo davon Ende der Woche nichts wissen. Am Sonntag dann wurde er dazu gefragt, in wie weit sich Jacoby Brissett weiterhin von Maye absetze: "Ich will nicht auf darauf eingehen. Jacoby ist dort draußen und versucht das zu machen, was wir von ihm wollen, und er steckt harte Hits ein."
Korrekt, er steckt harte Hits ein. Und das ist auch schon der einzige Grund, warum er und nicht Maye spielt. Mit einem 1-4-Start ist das theoretische Thema Playoffs ohnehin im Grunde vom Tisch. Von nun an muss man realistisch schauen, ob man wenigstens die Fehler in den Griff bekommt und die Saison ordentlich beendet.
Falls nicht, müssen wir ernsthaft drüber nachdenken, ob Robert Kraft und Co. nicht vielleicht doch mal eine professionelle und ernsthafte Trainersuche durchführen müssen, um einen Schritt nach vorne zu machen. Mayo und Co. jedenfalls geben derzeit mit allem, was sie machen, keine souveräne Figur ab.
Zunächst muss es derweil auch mit Brissett weitergehen, denn will man wirklich seinen hochgehandelten Rookie-QB hinter eine Line stellen, die schon wieder zwei Sacks und neun Hits abgegeben hat?
NFL: Sean McDermott gibt zweimal keine gute Figur ab
Was auch immer das für eine merkwürdige Leistung der Bills in Houston war, die ultimativ zu einer Last-Second-Pleite durch ein 59-Yard-Field-Goal von Ka'imi Fairbairn geführt hat, sei dahingestellt. Doch wie dieses Spiel in den letzten Minuten oder gar Sekunden von Head Coach Sean McDermott gemanagt wurde, war problematisch.
Seine Entscheidungen in Schlüsselsituationen muss man per se seit Jahren hinterfragen. Ebenso seinen starken Glauben ans Run Game. Doch wie dieses Spiel ausging, sollte nochmal explizit thematisiert werden.
Auf der einen Seite - und da ist nicht nur McDermott gefordert - sollte man schon nochmal darüber reden, warum Quarterback Josh Allen nach einem harten Hit, bei dem er brutal mit dem Kopf auf den Boden aufgeschlagen war, so schnell wieder ins Spiel zurückkehren durfte. Gab es da in so kurzer Zeit einen ernsthaften Check auf eine Gehirnerschütterung? Die Antwort ist nicht klar, auch wenn er selbst sagte: "Harter Schuss gegen den Oberkörper und dabei knickte ich mit dem Knöchel um", um dann zu ergänzen: "Sie haben mich angehalten, will ich meinen Kopf angeschlagen hatte, aber ich fühlte mich gut genug, um wieder ins Spiel zu gehen." Er setzte letztlich nur ein Play aus und war dann wieder mit von der Partie.
Darüber wird noch zu reden sein, denn das Ganze dauerte vielleicht fünf Minuten. Das ist sehr wenig Zeit, um Knöchel, Oberkörper und vor allem den Kopf genau zu untersuchen. In der Regel werden Concussion-Checks zudem in einem ruhigen Teil der Kabine durchgeführt. Allen war nur im blauen Zelt.
Wenn man Allen danach gesehen hat, muss man zumindest mal hinterfragen, ob er da wirklich noch ganz fit war. Seine Pässe waren ungenau und er selbst wirkte nicht mehr ganz im Geschehen.
Bills schenken Spiel in Schlusssekunden her
Und dann wären da die letzten 32 Sekunden des Spiels. Die Bills bekamen den Ball mit einem Spielstand von 20:20 nochmal an der eigenen 3-Yard-Linie zurück. Was folgte, waren drei ziemlich deutliche Incompletions, sodass die Texans nicht mal ihre Timeouts nehmen mussten. Die Bills gaben den Ball per Punt mit 16 Sekunden zu spielen zurück und verloren schließlich das Spiel.
Ich verstehe, dass man bei 1st Down nochmal etwas tief versucht. Aber danach sollte es doch offensichtlich sein, dass die eigene Position zu schlecht ist, um hier noch den Sieg zu erzwingen. Doch genau das versuchten die Bills, was den Hausherren in die Karten spielte. McDermotts Game Management kostete den Bills dieses Spiel. Eine Woche, nachdem er half, mit konservativen 4th-Down-Entscheidungen seinem Team in Baltimore schnell ein tiefes Loch zu buddeln.
Und die Sahne auf der Torte war dann, dass er die Medienvertreter im Anschluss ans Spiel stundenlang warten ließ, was auch unprofessionell ist. Immerhin: Als er dann doch erschien, nahm er die Schuld für die Schlussphase auf sich.
Man geht als Team in dieser Liga nur so weit, wie es der eigene Coaching Staff zulässt. Für die Bills verheißt das nicht viel Gutes.
NFL: Bengals nach fahrlässigem Finish vor Scherbenhaufen
Mit einem 2-3-Start stehen die Chancen auf die Playoffs noch relativ gut, startet man jedoch mit 1-4, dann wird es langsam eng. Zuletzt gelang es den Ravens, nach so einem Start noch die Playoffs zu erreichen. Die Bengals stehen nun bei 1-4 und haben sich das durchaus selbst zuzuschreiben.
In einem sehenswerten Schlagabtausch ging es gegen jene Ravens mit 38:38 in die Overtime. In dieser gelang ein Strip-Sack gegen Lamar Jackson und die Bengals eroberten den Fumble in der gegnerischen Hälfte. Es brauchte also nur noch ein paar mehr Yards und eben ein Field Goal von Evan McPherson. Von der gegnerischen 38-Yard-Linie fiel ihnen, also Head Coach und Play Caller Zac Taylor, nichts besseres ein, als dreimal durch die Mitte zu laufen. Die Ravens stoppten ihren Division-Rivalen und so holte Cincy nur drei magere Yards heraus, um schließlich von der 35 zu einem 53-Yard-Field-Goal anzutreten.
An dieser Stelle sei betont, dass Joe Burrow für 392 Yards und 5 Touchdowns geworfen hatte. Ja'Marr Chase stand bei 10 Receptions für 193 Yards und 2 Touchdowns. Und auch Tee Higgins kratzte an den 100 Yards und erzielte ebenso zwei Touchdowns. Will sagen: das Passspiel funktionierte bestens in dieser Partie!
Was folgte, war ein fallengelassener Snap vom Holder und ein verschossenes Field Goal von McPherson, was den Ravens den Ball auf dem Silbertablett servierte. Wenig später traf Justin Tucker aus 24 Yards und ließ die Ravens jubeln. Sie stehen nun nach 0-2-Start bei 3-2 und sind eindeutig wieder in der Spur.
Die Bengals wiederum müssen sich nun schon fragen, was überhaupt noch möglich ist in dieser Saison. Der einzige Hoffnungsschimmer ist, dass sie erst ein Spiel in der Division absolviert haben, doch die Tatsache, dass sie 0-3 in der AFC sind, spricht nicht gerade dafür, dass in Sachen Playoffs noch viel drin ist. Und das war so nicht zu erwarten. Sie waren vielerorts ein möglicher Titelanwärter, doch nun wirkt dies in weiter Ferne. Der einzige Sieg gelang gegen die Carolina Panthers, was so ziemlich alles sagt, was man wissen muss.

Jets-Vikings: Zwischen den Zeilen
Unterm Strich hieß es beim ersten London Game der Saison 23:17 für die Vikings gegen die Jets. Nüchtern betrachtet setzte sich also der Favorit durch. Schaut man aber genauer hin, gibt es ein paar Aspekte, die den Jets Mut machen, den Vikings aber Angst bereiten sollten.
Die Vikings hatten am Ende sogar weniger Total Yards als die Jets (253:254) und kamen offensiv so gar nicht in Schwung. Sie erreichten nur einmal die Red Zone und erzielten da dann auch ihren einzigen Offensiv-Touchdown. Doch ansonsten mussten lange Field Goals herhalten. Sam Darnold kassierte vier Sacks und sieben Hits. Er warf eine Interception und brachte nur 29 von 54 Pässen an. Besonders die Connection mit Justin Jefferson stockte meist. Jefferson fing nur 6 seiner 14 Targets (92 YDS) und war damit zwar immer noch gut genug, aber nicht so effizient wie sonst unterwegs.
Alarmierend war zudem, dass das Run Game gegen eine Defense, die nicht für ihre stabile Laufverteidigung steht und noch dazu ohne CJ Mosley antrat, nicht funktionierte. Im Schnitt lief man für 2,7 Yards. Trotz des 5-0-Starts muss man nun durchaus die Frage stellen, wie lange diese Siegesserie noch anhalten kann, wenn der Offense womöglich langsam die Puste ausgeht, denn schon in der Vorwoche gegen die Packers hatte man erstmals wirklich zu kämpfen.
Und die Jets, die über weite Strecken der ersten Hälfte komplett verloren wirkten, setzten ab ihrem letzten Drive vor der Pause ein paar Ausrufezeichen und zeigten, dass womöglich doch noch mit ihnen zu rechnen ist. Gerade Aaron Rodgers begann das Spiel katastrophal mit einem Pick-Six und einer weiteren Interception in aufeinanderfolgenden Angriffsserien. Er wirkte komplett nicht auf einer Wellenlänge mit seinen Receivern und seine Offensive Line half ihm ebenso wenig. Unterm Strich waren es drei Sacks und elf Hits gegen den 40-Jährigen.
Rodgers findet endlich Wilson
Doch er berappelte sich und fand gegen Ende der ersten Hälfte im Hurry-up-Modus in einen zaghaften Rhythmus. Vor allem - und das ist der springende Punkt - fand er nun häufiger Garrett Wilson, mit dem die Connection gerade zu Beginn einmal mehr nicht passte. Dieses Mal fing Wilson 13 Pässe - ein Karrierebestwert. Es waren zwar nur 101 Yards (TD), die dabei herauskamen, doch lässt sich darauf aufbauen.
Das Run Game jedoch funktionierte erneut nicht, im Schnitt kam man nur auf magere 2,6 Yards. Und ganz am Ende warf Rodgers dann auf der Suche nach Mike Williams noch eine dritte Interception. Das war die Einstellung seines Karrierehöchstwerts - zum sechsten Mal warf er drei Picks in einem Regular-Season-Spiel.
Was beide Teams mit diesen Punkten machen werden, wird großen Einfluss auf den weiteren Verlauf ihrer jeweiligen Saison haben. Für den Moment aber dürfen die einen etwas optimistischer in die Zukunft blicken, die anderen aber müssen sich zumindest leichte Sorgen machen.




































