Die Fahrerfrage bei Red Bull wird in der Formel 1 seit Monaten heiß diskutiert. Eine Entlassung von Sergio Pérez steht ebenso im Raum, wie ein möglicher Abschied von Max Verstappen. Helmut Marko erklärt im Exklusiv-Interview mit RTL/ntv und sport.de, warum theoretisch beide Szenarien eintreten könnten.
Nach einem starken Saisonstart ist Sergio Pérez schnell zum großen Sorgenkind der Fahrer-Familie von Formel-1-Rennstall Red Bull Racing geworden. Der Mexikaner funktioniert einfach nicht mehr und holt aus dem (schwer beherrschbaren) RB20 kaum noch das Optimum heraus.
"Pérez hat Schwankungen, das wissen wir. Vor allem, wenn das Auto kurzfristig umgebaut wird, braucht er längere Zeit, um sich zu adaptieren. Das ist sicher ein Faktor, warum McLaren derzeit bei der Fahrerpaarung stärker ist als wir", gab auch Helmut Marko im Interview mit RTL/ntv und sport.de offen zu, dass Checo zu einer Schwachstelle des Teams geworden ist. "Vom Speed her kann er es. Er hat einfach nur Schwankungen, die immer unberechenbarer werden."
Ob Pérez diese Schwankungen in den letzten sechs Rennen der Saison abstellen kann, lässt sich kaum vorhersehen. Er selbst ist laut Marko optimistisch, dass er es schafft. Allerdings bleibt die Frage, was passiert, wenn er es nicht schafft. In diesem Fall wird sich der Rennstall nach der Saison wohl von ihm trennen. Das zumindest deutete Marko an, der meinte: "Eine Garantie im Formel-1-Sport gibt es nur dann, wenn du entsprechende Leistungen bringst."
Verstappen-Rücktritt? "Die Gefahr ist da"
Ganz anders ist die Situation von Max Verstappen. Ihn will Red Bull um jeden Preis halten. Beim Niederländer stellt sich allerdings die Frage, ob er überhaupt bleiben will. Sollte ihm Red Bull kein siegfähiges Auto mehr hinstellen können und sich die Formel 1 weiter in eine Richtung entwickeln, die ihm nicht passt, könnte er laut Marko schnell die Reißleine ziehen.
"Diese Gefahr ist da. Max ist kein Typ, der die Rekorde von Schumacher oder Hamilton schlagen will. Wenn er im Auto sitzt, will er gewinnen. Aber das Umfeld muss passen. Wenn ihm das Ganze nicht mehr passt, kann man von ihm erwarten, dass er von heute auf morgen sagt: Das war's!", erklärte Marko.
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Verstappen wolle einfach dort fahren, "wo er die größten Erfolgschancen hat". Sollte ihm Red Bull diese nicht mehr bieten, kann er trotz Vertrag vorzeitig gehen. "Die meisten Top-Piloten haben Ausstiegsklauseln, die performancebezogen sind. Max hat sowas auch. Das heißt: Wenn wir ihm kein Auto hinstellen können, mit dem er vorne fahren kann, ist das sicher ein Punkt, den er sich überlegen wird", sagte Marko.
Daniel Ricciardo war zu langsam für Beförderung
Ein weiterer Red-Bull-Fahrer, über den in den letzten Tagen viel diskutiert wurde, ist Daniel Ricciardo. Der allseits beliebte Australier musste sein Cockpit bei den RacingBulls vorzeitig räumen und wurde durch Liam Lawson ersetzt. Am Ende hatte sich das der "Honigdachs" laut Marko selbst zuzuschreiben.
"Die Idee war: Wenn er sich [bei den RacingBulls] bewährt, steigt er zu Red Bull Racing auf. Das war leider nicht der Fall. Seine Leistung war zu durchwachsen. Dieses Hoffen auf ein Wiederauferstehen des verlorenen Sohnes hat nicht geklappt", sagte Marko über den Australier, dessen Entlassung "überhaupt nichts Persönliches" war, wie der Grazer versicherte. Letztlich sei der Speed bei Ricciardo einfach "nur ganz, ganz vereinzelt aufgeflackert".