Die Baltimore Ravens haben sich mit einem 35:10-Kantersieg über die Buffalo Bills im Sunday Night Game von Woche 4 der NFL zurückgemeldet. Running Back Derrick Henry überragte mit einer historischen Vorstellung.
Bills @ Ravens: Auf einen Blick
- Derrick Henry legte eines seiner besten Spiele in der NFL hin und überrannte die Gäste aus dem Westen New Yorks regelrecht.
- Kontroverse Entscheidungen unter anderem über die Handhabung von vierten Versuchen von Bills-Coach McDermott wirkten sich negativ auf den Spielverlauf seines Teams aus und waren einer der Hauptgründe für die Niederlage.
- Jackson, der kaum gefordert war, spielte eine fehlerfreie Partie und war an drei Touchdowns direkt beteiligt.
Bills @ Ravens: Die Analyse
Die Bills eröffneten das Spiel mit einem Fingerzeig, wie ihre erste Hälfte laufen würde. Ihren ersten vierten Versuch spielten sie bei 4th&1 aus, beim zweiten (4th&2) entschied sich Head Coach Sean McDermott hingegen zu einem Punt. Keine sonderlich gute Idee, denn direkt im nächsten Play lief Derrick Henry zu einem 87-Yard-Touchdown. Es folgte ein 50-Yard-Field-Goal der Bills durch Tyler Bass, woraufhin die Ravens erneut aufs Tempo drückten.
Nach neun Spielzügen warf Lamar Jackson einen 5-Yard-Touchdown-Pass auf Henry und erhöhte damit den Vorsprung auf 14:3 zum Start des zweiten Viertels. Bemerkenswert: Nach zwei Drives und zwei Touchdowns sahen sich die Ravens noch keinem einzigen 3rd Down gegenüber. Die Bills wiederum hatten kurze Zeit später erneut einen 4th&1 zu überwinden, punteten jedoch einmal mehr.
Und wie schon beim letzten Mal wurde dies bestraft. Am Ende stand ein 19-Yard-Touchdown-Pass von Jackson auf Running Back Justice Hill, der sich aus dem Backfield davongeschlichen hatte. Dass es für die Gäste anschließend nicht noch schlimmer wurde, lag daran, dass Jackson bei einem Laufversuch zu viel Risiko ging und einen Fumble verlor. Daraus machten die Bills, bei denen sich Safety Taylor Rapp eine Gehirnerschütterung beim Versuch, Henry zu tackeln, zuzog, jedoch nichts mehr. Pausenstand indes: 21:3 Baltimore.
Die zweite Hälfte begann für die Bills dann jedoch mit neuem Schwung und einem Blitz, der Jackson zu einem Intentional Grounding zwang. Letztlich punteten die Ravens und Josh Allen erwachte. Nach einem Scramble feuerte er einen 52-Yard-Pass auf einen weit offenen Khalil Shakir, der die Bills erstmals in die Red Zone brachte. Kurz darauf lief Ty Johnson zu einem 3-Yard-Touchdown, der Buffalo wieder ins Spiel brachte.
Bills-Euphorie nicht von langer Dauer
Es folgte ein weiterer Stopp der Bills-Defense, was dem Team neuen Mut gab. Doch die Euphorie der Bills hielt nicht allzu lange an, denn kurze Zeit später verlor Allen einen Fumble nach Tackle von Kyle Van Noy während eines unnötigen Trickspielzugs, bei dem Wide Receiver Curtis Samuel einen Direct Snap nahm und den Ball dann zu Allen flippte, der von der Seite reingerannt kam, und die Ravens übernahmen nahe der Mittellinie.
Das hatte zur Folge, dass das Momentum wieder aufseiten der Ravens war, die nach einem längeren Run von Henry und einer 17-Yard-Completion zu Hill nach verpassten Tackles der Defense schnell wieder die Red Zone erreichten. Den Rest besorgte Jackson mit einem Option-Keeper von der 9-Yard-Linie selbst. Der alte Vorsprung war wieder hergestellt.
In der Folge verschoss Bass auch noch einen Field-Goal-Versuch aus 48 Yards zum Start des vierten Viertels, was den Bills moralisch wohl den Rest gab. Zuvor hatte Allen nach einem langen Scramble einen tiefen Sack kassiert. Es folgte ein weiterer schneller Drive der Ravens bis kurz vor die Endzone. Henry versuchte das Leder über die Linie zu drücken, verlor jedoch den Ball, der zu seinem Glück in der Endzone bei Fullback Patrick Ricard landete, der ihn zum Touchdown eroberte.
Buffalo Bills (3-1) @ Baltimore Ravens (2-2)
Ergebnis: 10:35 (3:7, 0:14, 7:7, 0:7) BOXSCORE
Bills @ Ravens: Die wichtigsten Statistiken
- Der 87-Yard-Touchdown-Run von Henry zu Beginn war der längste Laufspielzug in der Geschichte der Ravens. Zugleich war es Henrys dritter Rushing Touchdown, der über mindestens 80 Yards ging - nur Chris Johnson (6) und Adrian Peterson (5) haben mehr.
- Henrys zweiter Touchdown im Spiel war ein 5-Yard-Touchdown-Catch. Einen Touchdown-Catch hatte er zuletzt in der Saison 2019 erzielt.
- Allen warf den Pass zur 52-Yard-Completion zu Shakir im dritten Viertel mit nur 0,9 Yards Abstand zur Seitenlinie. Seit seiner Rookie-Saison 2018 hat Allen nun 6 von 7 Pässen von so nah an der Linie für 118 Yards und 3 Touchdowns an den Mann gebracht. Alle anderen Quarterbacks sind aus dieser Position seit 2018 1-16 (Jalen Hurts).
Der Star des Spiels: Derrick Henry (Running Back, Ravens)
Derrick Henry war nicht zu halten. Er lief für 199 Yards (8,3 pro Carry) und erzielte zwei Touchdowns insgesamt. Unterm Strich stehen für ihn 209 Scrimmage Yards auf dem Zettel, was unterstreicht, wie wichtig er für sein Team war. Die 199 Rushing Yards sind indes die siebtmeisten, die er je in einem Spiel erlaufen hat.
Der Flop des Spiels: Sean McDermott (Head Coach, Bills)
Situative Entscheidungen können Spiele entscheiden und McDermott lag gleich mehrfach daneben in der ersten Hälfte. Das hatte großen Einfluss darauf, dass sich die Bills schon früh in einem tiefen Loch befanden. Besonders die zwei Punt-Entscheidungen bei 4th&2 und dann 4th&1 waren teuer, führten sie doch zu Touchdowns. Doch selbst wenn man diese Resultate außer Acht lässt, waren beide Entscheidungen aus analytischer Sicht falsch. Beides waren klare Go-Situationen. Abgesehen davon ist es unverständlich, warum seine Defense vor der Pause zu passiv war und erst nach dem Break anfing zu blitzen.
Analyse: Bills @ Ravens - das fiel taktisch auf
- Die Bills verzichteten darauf, gegen Henry die Box vollzustellen und setzten meist auf ihre Base-Formation mit drei Linebackern. Jedoch merkte man ihnen schnell an, dass mit Matt Milano und Terrel Bernard die zwei Top-Linebacker des Teams fehlten und Henry so nicht zu halten war. Auffällig war zudem, dass die Bills in der ersten Hälfte auf Blitzes verzichteten und erst nach der Pause damit anfingen, was direkt zu einer Intentional-Grounding-Strafe gegen Jackson führte.
- Die Ravens setzten häufig auf Pre-Snap-Motion und Misdirections an der Line, um sich zusätzlich - auch im Run Game - noch mehr Vorteile zu verschaffen. Gerade mit Jet-Motion zogen sie immer wieder Verteidiger aus der Mitte, um dann mehr Platz zum Laufen zu bekommen.
- Offensiv versuchten es die Bills früh mit dem Quick Game, dass jedoch von der schnellen Secondary der Ravens kompetent mit sicheren Tackles ausgehebelt wurde.
- Die Ravens-Offense setzte wie üblich auf sehr viel Option-Play auf dem Boden und durch die Luft. Zudem wurden gerade früh Screens als Mittel gegen etwaigen Pass Rush eingesetzt. Zudem wurde viel zwischen Run und Pass variiert, um die Bills nie in einen Rhythmus kommen zu lassen.




































