Die Rakete zündet nicht mehr - und denkt lauter denn je über einen Rücktritt nach: Snooker-Legende Ronnie O'Sullivan hat nach seinem desaströsen Aus bei den English Open angedeutet, dass er sein Queue früher als befürchtet in die Ecke stellen könnte.
Ronnie O'Sullivan hat (mal wieder) keine Lust mehr auf Snooker. Nach seiner überraschenden 2:4-Niederlage bei den English Open in Essex gegen den Weltranglisten-64. He Guogiang (China) erklärte "The Rocket", das Ende seiner Zeit im Profi-Sport stehe unmittelbar bevor.
"Ich habe nicht mehr lange. Das werde ich nicht abstreiten", sagte der 48-Jährige, der sich seit vielen Wochen in einer für ihn ungewöhnlichen Krise befindet. "Ich spiele einfach nicht gut genug und es ergibt überhaupt keinen Sinn, sich darüber Sorgen zu machen", erklärte er resignierend. Er habe es mittlerweile "akzeptiert" und sich damit auch angefreundet, meinte der siebenmalige Weltmeister.
Snooker: Ronnie O'Sullivan spielt nur noch für die Sponsoren
O'Sullivan spielt seit einigen Monaten weit unter seinem Niveau. Regelmäßig verabschiedete er sich schon im Viertel- und Achtelfinale, nicht selten sogar noch früher aus den Turnieren. Auf der anderen Seite sackte er zu Beginn des Jahres aber auch die Titel beim Masters, dem World Grand Prix und dem World Masters of Snooker ein. Ein typischer Ronnie. Ein moderates Mittel hat es bei ihm noch nie gegeben.
Sein aktuelle Formkrise hat ihm die Lust am Sport nun mal wieder verdorben. "Es interessiert mich nicht mal. Ich bin nur hier, um meine Verpflichtungen gegenüber den Sponsoren zu erfüllen, von Zuhause rauszukommen und zu reisen. Wenn ich noch ein paar Jahre rausquetschen kann, wäre das toll. Wenn nicht, dann nicht", gab er unmotiviert zu Protokoll.
Schon in den letzten vier, fünf Jahren habe er gemerkt, wie sein Spiel immer fehleranfälliger wurde. "Ab und an habe ich ein paar weniger Bälle verpasst und einige Ergebnisse geholt. Aber selbst in den Turnieren, die ich gewonnen habe, haben meine Gegner verrückte Möglichkeit ausgelassen, mich zu schlagen", sagte O'Sullivan, der dagegen laut eigener Aussage "nichts tun" kann.
"The Rocket" spielt nur noch mit der linken Hand
Um sich zumindest noch ein wenig Spaß bei der Arbeit zu bewahren, hat O'Sullivan bei den letzten Turnieren ausschließlich mit seiner schwächeren linken Hand gespielt, mit der er immer noch stark genug ist, um absolute Weltklasse-Spieler zu schlagen.
Er habe vor der Wahl gestanden, sagte er dazu: "Entweder ich spiele mit links und habe Spaß dabei, bin aber nutzlos. Oder ich spiele mit rechts, bin nutzlos und habe keinen Spaß dabei." Wenn er ohnehin schon schlecht spiele, "dann kann ich auch genauso gut mit links spielen".
Drei weitere Snooker-Jahre für Saudi-Arabien
Wie ernst es "The Rocket" mit einem zeitnahen Rücktritt meint, bleibt trotz seiner dramatischen Wasserstandsmeldung abzuwarten. Rücktrittsankündigungen haben beim Engländer ähnlich viel Tradition wie der Handshake vor und nach einem Spiel.
Zudem unterschrieb er erst in diesem Jahr einen Dreijahresvertrag als sportlicher Botschafter für Saudi-Arabien. Damit verpflichtete er sich, in diesem Zeitraum sämtliche Tour-Turniere im Wüstenstaat zu spielen.
Von der Bildfläche verschwinden wird der wohl beste Snooker-Spieler aller Zeiten demnach so schnell nicht - auch, wenn er es wieder einmal gerne würde.