Seit 1990 gab es 279 Teams, die eine NFL-Saison mit 0-2 gestartet haben. Nur 32 von ihnen haben es anschließend noch in die Playoffs geschafft. Das ist eine Quote von 11,47 Prozent. In dieser Saison kamen neun solcher Teams dazu. Doch wer hat von diesen noch Hoffnung und wer kann bereits die Draftplanungen beginnen?
Nicht alle 0-2-Teams sind gleich. Manche stehen bei dieser wenig beneidenswerten Bilanz durch Zufall, andere, weil genau das zu erwarten war. sport.de versucht, die neun sieglosen Teams in dieser noch jungen Saison zu beleuchten und sagte Euch, wer sich dennoch weiterhin Hoffnungen auf die Playoffs machen darf.
Ranking: Die neun sieglosen Teams der NFL
9. Carolina Panthers
Der hoffnungsloseste Fall in der derzeitigen NFL-Landschaft sind zweifelsohne die Carolina Panthers. Sie haben gerade erst Quarterback Bryce Young auf die Bank gesetzt und das nach gerade mal zwei Spielen. Die Verzweiflung muss also groß sein. Und das sicherlich zu recht.
Nicht nur rein oberflächlich sehen sie wie das schlechteste Team der NFL aus. Auch die Analytics sprechen dafür. Achtung, Momentaufnahme! Aber sie stehen gerade mit einem Wert von -80,5 Prozent DVOA (laut "FTNFantasy") abgeschlagen auf dem letzten Platz der NFL. Natürlich wird sich dieser Wert noch verbessern, denn niemand ist über eine komplette Saison so abgrundtief schlecht, aber so einen Wert überhaupt nach mehr als einem Spiel zu haben, ist bemerkenswert.
Abgesehen davon belegen sie auch den letzten Platz mit -0,480 EPA/Play in der Offensive. Das heißt, im Schnitt kostet sie nahezu jeder ihrer Spielzüge theoretisch einen halben Punkt. Immerhin kommen sie defensiv auf einen Wert von 0,155, was sie wenigstens auf Rang 28 der Liga platziert. Das Gesamtkonstrukt ist jedoch ein erschreckender Anblick.
Fazit: Sie haben gute Chancen, zum dritten Mal in Serie eine Saison mit der schlechtesten Bilanz abzuschließen.
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8. New York Giants
Wohlwollend muss man erwähnen, dass die Leistung gegen Washington am Sonntag zumindest mal als Lichtblick zu werten ist. Man erzielte Touchdowns, Daniel Jones fabrizierte keine Turnovers und Malik Nabers feierte seine Coming-Out-Party mit 10 Receptions für 127 Yards und einen Touchdown. Und das ist doch schon mal positiv.
Unterm Strich bewegen sich die Giants aber dennoch weiter in bedenklichen Gefilden. Mit -35 Prozent DVOA liegen sie auf Rang 29 und ihre -0,134 EPA/Play sind gut genug für Rang 25 der Liga. Mit 0,177 EPA/Play in der Defense langt es jedoch nur für Rang 30.
Die Tatsache, dass Nabers 10 Receptions auf 18 Targets kamen, zeigt zudem deutlich, dass er wohl der einzige brauchbares Offensivspieler in diesem Team ist - neben Running Back Devin Singletary, der ebenfalls ordentlich auftrat gegen die Commanders. Viel darf hier nicht schiefgehen, doch selbst wenn vieles richtig läuft - man ließ keinen Touchdown zu in Washington -, reicht das mitunter nicht, um Ergebnisse einzufahren - man verlor trotzdem.
Fazit: Das Team zeigte zumindest, dass Achtungserfolge an guten Tagen gegen schwache Gegner möglich sind. Aber auch hier muss man nicht mit Playoffs kokettieren, vielmehr sollte man schon jetzt den nächsten möglichen Franchise-Quarterback scouten.
7. Denver Broncos
Bo Nix wurde von einem Reporter auf der Pressekonferenz nach der Niederlage gegen die Steelers gefragt, was bei seiner Interception vor sich ging. Seine trockene Antwort: "Ja, ich ließ mich zurückfallen und warf den Ball zum anderen Team." Kurz, knapp, präzise. Noch Fragen?
Insgesamt führten auch seine Vorstellungen dazu, dass die Offense der Broncos, die angeleitet wird vom anerkannten Offensiv-Guru Sean Payton, bislang ein sehr trauriges Bild abgegeben hat. Mit -0,227 EPA/Play belegt sie Rang 32 der NFL und "FTNFantasy" hat das Team insgesamt bei -43,3 Prozent Total DVOA. Nur die Panthers sind schlechter.
Was aber Hoffnung macht, zumindest für den Moment, ist die Tatsache, dass die Defense derzeit in guter Verfassung zu sein scheint. Auch das lässt sich an Zahlen festmachen: Hier liegt man bei -0,065 EPA/Play, was Rang 10 in der NFL bedeutet. Sie mögen auch hier nach nackten Zahlen nicht sonderlich gut dastehen, doch sie dämmen die Effizienz der Gegner ein. Hätte man nun noch eine brauchbare Offense, wäre das ein Plus.
Fazit: Playoffs waren in Denver ohnehin nie ein realistisches Thema. Nun sollte man diese Hoffnungen vollends begraben und sich darauf konzentrieren, Nix von Woche zu Woche besser zu machen.
6. Tennessee Titans
Hier wird es etwas komplizierter. Wäre dies ein Power Ranking, das sich nur aufs Kräfteverhältnis für den Moment beziehen würde, dann würde ich die Rams hinter den Titans sehen. Doch da wir Richtung Playoffs schauen, haben die Titans immer noch die schlechteren Karten - auch wenn ihre Division aus drei 0-2-Teams besteht und daher noch alles offen ist, was mindestens mal Rang 2 betrifft.
Die Titans haben beide Spiele verloren und in beiden Partien leistete sich Quarterback Will Levis schlimme Turnover in der Red Zone, was Head Coach Brian Callahan zuletzt auf die Palme brachte. Unterm Strich sind sie trotz verbesserter Offensive Line und besseren Waffen im Receiving Corps damit nur auf Rang 27 mit -0,161 EPA/Play anzutreffen. Ihre Offense muss sich noch finden, sollte dies aber zügig tun.
Defensiv jedoch hat man derzeit nach EPA/Play eine Top-10-Unit beisammen (-0,092, Rang 9), worauf sich aufbauen lässt. Doch - und da gehe ich jetzt mal weg von den Zahlen - solang es Levis nicht schafft, mal ein sauberes Spiel ohne haarsträubende Fehler hinzulegen, gibt es keinen Grund für Optimismus in Nashville. Dann geht es nur darum, das Gerüst zu etablieren für den nächsten Quarterback, der im kommenden Draft kommen würde.
Fazit: Auch hier sollte klar sein, dass Playoffs kein realistisches Szenario sind.

5. Los Angeles Rams
Wer hätte schon erwartet, dass die Rams die Saison mit zwei Niederlagen beginnen würden. Noch dazu mit einem Spiel gegen die Cardinals, in dem Kyler Murray aussah wie Steve Young in seinen besten Zeiten. Doch die sportliche Misere der Rams lässt sich recht schnöde erklären: Sie haben zahllose verletzte Leistungsträger, die man kaum auffangen kann. Nach Puka Nacua wird nun auch noch Cooper Kupp länger fehlen und zudem sind derzeit drei Starting Offensive Linemen verletzt, zwei davon stehen auf IR.
Hinzu kommen ein paar Defensivleistungsträger, die fehlen. All das führt zu einer für den Moment prekären Situation. Jedoch darf man die Hoffnung haben, dass es besser wird. Dafür sprechen Head Coach Sean McVay und Matthew Stafford, der immer noch einer der besten Quarterbacks der NFC ist. Die nächsten Wochen könnten schwierig bleiben, aber abschreiben sollte man die Rams aufgrund dieser stabilen Eckpfeiler eben noch nicht.
Fazit: Es wird schwierig, aber selbst die eigene Division wird vermutlich in diesem Jahr erst spät entschieden werden, da auch die 49ers mit großen Verletzungssorgen zu kämpfen haben. Gleiches gilt durch die Bank für die NFC, weshalb wohl niemand früh davonlaufen wird. Mindestens Außenseiterchancen auf die Playoffs sollten die Rams also noch haben.
4. Jacksonville Jaguars
Die Jaguars schießen sich dieser Tage gern ins eigene Bein und hatten zuletzt massive Probleme, das Passspiel ins Rollen zu bringen. Doch mit dem einen oder anderen Fehler hier und da wäre durchaus mehr drin gewesen. Trevor Lawrence ist vermutlich immer noch der zweitbeste Quarterback der AFC South und sein Receiving Corps gar nicht mal so schlecht.
Sicherlich haben die Jaguars in den ersten zwei Wochen einen katastrophalen Job "in the Trenches" gemacht, doch ist vieles davon in den Griff zu bekommen. Hier geht es vor allem um Coaching und Spielpraxis. Sie haben in beiden Spielen Ansätze gezeigt - ein Travis Etienne etwa zeigte sich durchaus dynamisch wie eh und je, warf jedoch das erste Spiel gegen Miami mit seinem Fumble auf dem Weg in die Endzone weg. Und die Defense steht derzeit auf neutral (0,00 EPA/Play), was zumindest mal hoffen lässt, dass es besser werden könnte.
Fazit: Sie spielen in der AFC South, also haben sie per se eine Chance, einen gewissen Run zu starten, wenn sie schnell ein paar Dinge fixen. Macht das die Playoffs wahrscheinlich? Nicht unbedingt, aber dadurch sind sie durchaus möglich.
3. Indianapolis Colts
Auch die Colts legten einen holprigen Start hin, doch gibt es durchaus Grund zur Hoffnung. Allen voran ist hier Anthony Richardson zu nennen, der bereits gezeigt hat, dass er zu großartigen Dingen in der Lage ist. Ihm fehlt jedoch die Konstanz, um das auch über ein ganzes Spiel hinweg zu zeigen. Aber die Grundlagen sind da.
Hinzu kommt, dass er mit Jonathan Taylor einen der besten Running Backs der Liga an seiner Seite hat. Und: Laut "ESPN" führen die Colts die NFL nach zwei Spielen in Run Block Win Rate (77 Prozent) an, während sie in Sachen Pass Block Win Rate (74 Prozent) immerhin Dritter sind. Diese Offense sollte also theoretisch durchaus funktionieren. Entsprechend belegen sie immerhin Rang 18 nach EPA/Play, was unterstreicht, dass mehr drin wäre, wenn man die eigenen Fehler minimieren würde.
Fazit: Die Colts spielen in einer überschaubaren Division, in der Rang 2 und eine Wild Card durchaus im Bereich des Möglichen wären. Sie müssen dazu vor allem an der eigenen Execution arbeiten, doch ausgeschlossen ist ein Wild-Card-Run nicht.
2. Baltimore Ravens
Dass die Ravens die Saison 0-2 starten würden, ist eine große Überraschung. Sicherlich war eine Auftaktniederlage in Kansas City immer denkbar, doch das Heimspiel gegen die Raiders hätte man nicht verlieren müssen - oder dürfen. Ernüchternd ist vor allem, dass man es nach zwei Wochen noch nicht geschafft hat, seinen Star-Einkauf Derrick Henry gewinnbringend einzusetzen. Die erdachte Super-Kombo im Backfield mit einer Vielzahl von Read-Options mit ihm und Lamar Jackson hat sich bislang noch nicht bemerkbar gemacht.
Hinzu kommen die wie üblich wackligen Receiver, die Lamar, der ebenfalls teils noch zu zögerlich ist, das Leben zusätzlich schwer machen. Dennoch sind die Ravens offensiv im Plus, was die Effizienz angeht (0,014 EPA/Play), was zumindest mal zeigt, dass die Tendenz stimmt. Die Defense bekleckerte sich bislang allerdings nicht mit Ruhm. Doch trotz der zwei Niederlagen belegen sie bei "FTNFantasy" immerhin Platz 9 mit 14,2 Prozent Total DVOA, was darauf schließen lässt, dass am Ende vielleicht nur etwas Glück fehlte - es waren zwei Niederlagen mit je einem Score Unterschied.
Fazit: Mit Lamar Jackson als Quarterback ist man grundsätzlich konkurrenzfähig. Und die Tatsache, dass man mit zwei Niederlagen gestartet ist, sagt gerade in der AFC North noch nicht viel aus. Erstens werden die Steelers (2-0) nicht davonlaufen mit ihrer QB-Situation und zweitens kann hier jeder jeden schlagen. Ein Durchmarsch von irgendeinem dieser Teams ist somit nicht zu erwarten. Die Ravens sind weiter mittendrin im Playoff-Rennen.
1. Cincinnati Bengals
Am Ende war er nur ein dummes Play eines Rookie-Cornerbacks, das die Bengals von einem Sieg in Kansas City getrennt hat. Oder ein Schiedsrichter, der das eklatante Holding vom permanenten Regelverstoß auf zwei Beinen der Chiefs, Jawaan Taylor, bei besagtem Play gesehen und geahndet hätte. In jedem Fall hätten die Bengals gut und gerne 1-1 stehen können. Oder 2-0, wenn sie sich nicht mehrach selbst gegen New England ins Bein geschossen hätten.
Trotz des Ausfalls von Tee Higgins war dieses Team zweimal drauf und dran, zu gewinnen. Higgins wird irgendwann demnächst zurückkehren und Ja'Marr Chase wird man auch bald wieder vernünftig ins Spiel integrieren. Und dann stehen Joe Burrow und einer Defense, die nachweislich über starke Playmaker verfügt, nicht mehr viele Dinge im Weg.
Bonuspunkt: Die Offensive Line sah bislang gut aus und belegt in Pass Block und Run Block Win Rate jeweils Rang fünf laut "ESPN".
Fazit: Am Ende wird es in der AFC North vermutlich wieder ein Zwei- bis Vierkampf um die Spitze. Die Bengals werden sicherlich bis zum Schluss dabei sein und haben immer noch gute Chancen auf die Playoffs.





































