Die Carolina Panthers haben nach nur zwei Spielen der neuen NFL-Saison die Reißleine gezogen und einen Quarterback-Wechsel vorgenommen. Bryce Young ist raus, Andy Dalton übernimmt. Ein Schritt, der sich wie eine Bankrotterklärung anfühlt und den neuen Head Coach sofort unter Druck setzt. Ein Kommentar.
Als Dave Canales im Frühjahr als neuer Head Coach der Carolina Panthers vorgestellt wurde, war eine seiner wichtigsten Aussagen, dass er bei Bryce Young keinen großen Plan habe, ihn zu fixen. Es ging damals eher darum, seine Beinarbeit zu optimieren, Kleinigkeit eben. "Ich sehe einfach einen wirklich präzisen Spieler, einen wirklich entschlossenen Spieler", sagte Canales über Young.
Das war Ende Februar. Keine sieben Monate später hat Canales nun offenbar genug gesehen und Young auf die Bank gesetzt. Ein Schritt, der vor kurzem noch undenkbar schien, wenn man bedenkt, was die Panthers geopfert haben, um ihn zu bekommen. Unterm Strich waren dies zwei Erstrundenpicks 2023 und 2024 - unter anderem der First-Overall-Pick 2024 (Caleb Williams) - zwei Zweitrundenpicks 2024 und 2025 sowie Star-Receiver D.J. Moore, die allesamt nach Chicago wanderten. Und der Ertrag ist äußerst ernüchternd.
Nimmt man alle Quarterbacks seit Anfang der Saison 2023 (mit mindestens 400 Plays), belegt Young Platz 26 (von 27) mit -0,211 EPA/Play. Nur Ex-Jets-Fehlgriff Zach Wilson war noch schlechter in diesem Zeitraum.
Panthers: Tepper trug Young-Pick mit
Und an dieser Stelle sei erwähnt, dass Teameigner David Tepper die Entscheidung, Young und nicht etwa C.J. Stroud im Draft 2023 zu ziehen, ausdrücklich mitgetragen hat. Entsprechend ist das auch für ihn ein herber Schlag. Und Canales antwortete nicht wirklich auf eine Nachfrage eines Reporters, ob der Coach Tepper in die jetzige Entscheidung involviert habe.
Young hatte von Anfang an schlechte Voraussetzungen in Carolina, keine Frage. Die Offensive Line war nie gut, der beste Receiver des Teams, Moore, ging im Trade mit den Bears drauf, der Young überhaupt erst nach Charlotte brachte. Und die Ungeduld von Tepper, der Frank Reich im Vorjahr nicht mal eine ganze Saison zugestand, hat auch nicht geholfen.
Canales kam nun mit dem Ruf des Quarterback-Flüsterers, nachdem er 2022 und 2023 die Karrieren von Geno Smith und Baker Mayfield in Seattle und Tampa Bay wiederbelebt hatte. Es war also naheliegend anzunehmen, dass er nun auch Young auf Vordermann bringen könnte. Der nun erfolgte Schritt kommt daher trotz der schwachen Vorstellungen von Young in den ersten beiden Spielen der neuen Saison überraschend.
Zugleich muss man sich für den Moment wohl eingestehen, dass Young einfach nicht gut genug ist, selbst hinter einer verbesserten Line und mit besseren Receivern, in dieser Liga zu bestehen.
Es ist jedoch auch ein Zeichen dafür, dass Canales zum einen wohl die Hoffnung aufgegeben hat, zumindest kurzfristig mit Young erfolgreich sein zu können. Zum anderen aber auch dafür, dass ihm durchaus klar ist, wie schnell es gehen kann in Charlotte. Wenn ein erfahrener und durchaus erfolgreicher Mann wie Reich nicht mal eine ganze Saison bekommt, dürfte der Stuhl eines Rookie-Coaches noch schneller wackeln, wenn nicht zeitnah Besserung einkehrt und greifbare Erfolge eingefahren werden.
Die Panthers sind seit Teppers Übernahme im Mai 2018 31-68 und haben seit der letzten Saison unter dem umstrittenen Owner Jerry Richardson keine Winning Season mehr hingelegt. Da liegt die Vermutung also nahe, dass Tepper, der ohnehin eine kurze Zündschnur hat, womöglich auch in diesem Jahr nicht vor einer weiteren Trainerentlassung zurückschrecken würde. Canales ist bereits der vierte hauptamtliche Head Coach unter Tepper und vermutlich nicht der Letzte.