Die San Francisco 49ers gelten auch 2024 wieder als einer der großen Favoriten der NFC auf den Einzug in den Super Bowl. Doch wie lange ist ihr Titelfenster noch offen?
Wenn das Monday Night Game von Woche 1 der neuen NFL-Saison gegen die New York Jets (32:19) eines gezeigt hat, dann, dass auch in diesem Jahr wieder mit den Niners zu rechnen ist. Doch wie lange wird das in der derzeitigen Konstellation noch der Fall sein? Diese Offseason hat gezeigt, dass das derzeitige Konstrukt durchaus fragil ist.
Left Tackle Trent Williams, seines Zeichens 36 Jahre alt, blieb den Trainings der 49ers in der Offseason weitestgehend fern, weil er kein garantiertes Geld mehr in seinem noch drei Jahre laufenden Vertrag übrig hatte und das Risiko einer Verletzung nicht eingehen wollte. Aus ähnlichen Gründen tat dies auch Wide Receiver Brandon Aiyuk monatelang, auch wenn er zumindest im Gebäude anzutreffen war.
Beide sind ein Reminder, wie schwierig es ist, ein erfolgreiches Team in der NFL zusammenzuhalten. Denn gerade sie beide sind elementar für den Erfolg dieses Teams. Bestes Indiz dafür? Im Vorjahr schloss San Francisco die Saison mit einer 12-5-Bilanz ab. Von ihren ersten 14 Spielen gewannen sie elf, die drei Niederlagen passierten in den Wochen 6 bis 8. Die Gemeinsamkeit bei diesen Pleiten? Williams verletzte sich am Ende des ersten Spiels und fehlte dann in den folgenden beiden.
49ers: Aiyuk und Williams unersetzlich
Aiyuk wirkte zwar mit, kam aber aufgrund von Williams' Fehlen wie der Rest seiner Offense nicht so recht zur Geltung. Ihn zeichnet allerdings aus, dass er in seiner Rolle als X-Receiver im Kader der Niners einzigartig ist. Den Großteil dieses Receiving Corps zieht es derweil eher Richtung Zentrum als nach außen. Die Wichtigkeit dieser beiden wurde dann durch die überarbeiteten oder gänzlich neuen hochdotierten Verträge unterstrichen, die beide am Ende eben doch erhalten haben.
Die 49ers jedoch bringt das so allmählich in eine nicht ganz so leichte Situation. Stand jetzt stehen sage und schreibe zehn Spieler für 2025 in den Büchern, die mindestens einen Cap Hit von 10 Millionen Dollar tragen. Superstar-Running-Back Christian McCaffrey liegt mit 9,8 Millionen nur knapp darunter. Das heißt auch, dass diese zehn Spieler, die mit circa 191 Millionen Dollar fast 70 Prozent des vorläufigen Salary Caps der kommenden Saison belegen würden. Jedenfalls dann, wenn dieser bei rund 280 Millionen Dollar läge, was momentan noch reine Spekulation, aber nicht so abwegig ist, wenn man die diesjährige Summe von 255,4 Millionen betrachtet, nachdem es 2023 noch 224,8 Millionen Dollar waren.
Und in diesem Rechenspiel fehlt noch der neue Vertrag, den Quarterback Brock Purdy unweigerlich bekommen wird. Nachdem Dak Prescott jüngst für im Schnitt 60 Millionen Dollar pro Jahr bei den Cowboys unterschrieben hat, spricht - sollte er nicht sportlich mächtig einbrechen in dieser Saison - wenig dagegen, dass Purdy diesen Betrag entweder ebenfalls erhält oder ihn sogar übertreffen könnte. Und spätestens dann stünden harte Entscheidungen für General Manager John Lynch und Head Coach Kyle Shanahan an.
Ein Kader besteht aus 53 Spielern - plus denen in der Practice Squad und solchen, die aufgrund von Verletzungen letztlich noch dazu stoßen. Selbst wenn die Salary Cap noch weiter als bislang vermutet steigt, wäre nicht mehr viel Spielraum übrig, um noch viele große Sprünge zu machen. Und sicher, man kann bei einigen dieser Verträge mit hohen Cap Hits die üblichen Tricks anwenden, um diese Cap Numbers zu senken, die tatsächlichen Ausgaben blieben dadurch aber unberührt.
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Und somit stellt sich ab dem kommenden Frühjahr deutlicher als bislang die Frage, ob wirklich alle Leistungsträger zu halten sind. Und wenn nicht, wer auf der Kippe stünde. Für konkrete Spekulationen ist es noch zu früh, doch ein Name, der spätestens seit der Verlängerung von Aiyuk immer wieder in den Sinn kommt, ist Deebo Samuel. Er hat derzeit den zweithöchsten Cap Hit für 2025, nämlich 28,29 Millionen Dollar. Tatsächlich verdient er 17,55 Millionen Dollar im kommenden Jahr und belegt damit Rang 6 im Kader.
Seinen potenziellen Nachfolger wiederum haben die Niners in Ricky Pearsall im Grunde schon im vergangenen Draft gezogen. Und das könnte ein wichtiger Faktor werden, schließlich sind diejenigen, die vor Samuel liegen in der Gehaltsliste, allesamt kaum zu ersetzen, allen voran Edge Rusher Nick Bosa, Aiyuk, Williams und Linebacker Fred Warner.
Bis März 2025 kann sich einiges ändern, doch die Natur der Sache in der NFL ist es eben, dass Teams nicht allzu lange ihre besten Spieler zusammenhalten können in der Free-Agent-Ära. Dass es den Niners bis hierhin gelungen ist, liegt hauptsächlich daran, dass sie den Luxus genossen, einen exorbitant günstigen Rookie-Quarterback zu haben, der trotz seines Status als Mr. Irrelevant zu den besseren Akteuren seines Fachs gehört.
Das erlaubte es Lynch und Co., zahlreichen Eigengewächsen ihre zweiten Verträge zu geben, die sie vielleicht sonst nicht bekommen hätten. Hinzu kommt, dass sie den Vorteil haben, dass Shanahans Scheme dazu da ist, etwaige Defizite auszubessern und für sich schon eine hohe Baseline zu liefern. Jedenfalls dann, wenn der QB halbwegs kompetent daherkommt.
Doch spätestens ab der kommenden Saison wird auch Purdy ziemlich sicher zu den absoluten Topverdienern der NFL zählen. Dann müssen andere kleinere Brötchen backen, um weiterhin einen schlagkräftigen Kader auf die Beine zu stellen. Und Purdy muss dann erst recht unter Beweis stellen, dass er tatsächlich ein elitärer Quarterback ist, der einen solchen Vertrag rechtfertigt. Denn nur dann bleibt das ominöse Titelfenster auch wirklich noch langfristig geöffnet.





































