Der Frauen-Radsport boomt. Die Tour de France Femmes verfolgen immer mehr Menschen, doch auf der ersten Etappe in diesem Jahr gab es einen handfesten Skandal. Mehr als die Hälfte der Fahrerinnen eines Teams schieden nach wenigen Kilometern aus - weil sie schlicht zu langsam waren.
Für Charlotte Kool war es ein echter Traumtag. Nicht nur, dass die Tour de France Femmes mit einer Etappe von Rotterdam nach Den Haag durch ihr Heimatland führte - am Ende setzte sie sich im Sprint durch und eroberte so das Gelbe Trikot. Als der Auftakt zur Tour zum niederländischen Feiertag wurde, waren vier Fahrerinnen bereits ausgeschieden.
Mohinabonu Elmurodova, Madina Kakhkorova, Ekaterina Knebeleva und Asal Rizaeva - nach und nach stiegen sie auf der ersten, flachen und nicht sehr anspruchsvollen, Etappe vom Rad, weil sie die Pace des Pelotons nicht mitgehen konnten. Die vier Ubsekinnen starteten für das Ein-Nationen-Team Tashkent City. Ein Projekt, über dessen Bewertung stark gestritten wird.
Teamchef Volodymyr Starchyk sieht die Teilnahme seines Teams wenig überraschend sehr positiv. "Für ein Nationenteam aus einem Land, in dem nicht viele Frauen Rad fahren, ist die Teilnahme an der Tour eine große Sache. Auch wenn wir noch Zeit brauchen, um gute Ergebnisse einzufahren", sagte Starchyk "Cyclingnews".
Und genau im letzten Satz sehen Kritiker das Problem. Das Team sei nicht professionell genug, um an der Tour de France Femmes teilzunehmen. Wenn mehr als die Hälfte der Fahrerinnen einer Mannschaft bereits auf der ersten Etappe nicht mitkämen, würde dies ein schlechtes Bild auf den Sport werfen.
Tour de France Femmes: Tashkent City qualifizierte sich ganz normal
Tashkent City qualifizierte sich dabei ganz normal für die Tour - nämlich über die erzielten Punkte durch die Ergebnisse bei UCI-Rennen. Das Team setzte dabei aber vor allem auf viele, kleine nationale Events und trat bei größeren Rennen kaum in Erscheinung.
Deshalb befürchteten einige etablierte Teams bereits, dass Tashkent City nicht das Niveau für die Tour de France Femmes hätte. Und der Blick auf die Gesamtwertung nach der ersten Etappe bestätigt diese Befürchtungen. Für die UCI könnte das als Denkanstoß dienen, die bestehende Punkt-Regelung für Teams zu überdenken.
Teamchef Starchyk ist die Kritik egal: "Die Leute können denken, was sie wollen. Aber wir sind hier - und das ist etwas Großes, weil wir das erste rein usbekische Team sind und das erste asiatische, das bei der Tour de France dabei ist."



