Oliver Zeidler unterstreicht seine Favoritenstellung - und der Achter lebt: Die deutschen Vorzeigeboote sind bereit für die Finals.
Erst die Machtdemonstration von Oliver Zeidler, dann auch noch das erlösende Lebenszeichen des Achters: Die deutschen Ruder-Hoffnungen haben sich für die Medaillenjagd bei den Olympischen Spielen in Stellung gebracht.
Vor allem Zeidler untermauerte kurz vor dem Höhepunkt der Goldmission seine Favoritenstellung. Der dreimalige Weltmeister überwand sein Tokio-Trauma und flog mit einer Fabelzeit förmlich ins Finale - auf dem Weg zum Olympiasieg führt kein Weg an ihm vorbei.
Zeidler will Olympiasieger werden
"Es war ein sehr, sehr wichtiger Schritt. Ich kann sehr zufrieden sein und etwas erleichtert in das Finale gehen", betonte Zeidler, der zumindest laut eigener Aussage vor dem Endlauf keinen Druck verspürt. Er habe "eigentlich nichts zu verlieren. Ich bin nicht der Olympiasieger, ich kann es werden - das weiß ich. Ich werde alles dafür tun."
Anders als noch vor drei Jahren ließ der 28-Jährige der Konkurrenz im Halbfinale mit einer olympischen Rekordzeit (06:35,77) keine Chance. In Tokio war Zeidler an den Bedingungen, aber vielleicht auch an sich selbst gescheitert - diesmal behielt er die Nerven.
"Das Trauma von Tokio ist heute besiegt worden", frohlockte Vater und Trainer Heino Zeidler. Im Finale am Samstag (10.30 Uhr) kommt es zum Duell mit dem Niederländer Simon van Dorp, der Zeidler als einziger Ruderer in diesem Jahr einmal geschlagen hat.
Deutschland-Achter trotzt Ausfall
Nach dem enttäuschenden Vorlauf berappelte sich auch der angeschlagene Achter, der dem kurzfristigen Ausfall von Schlagmann Mattes Schönherr trotzte. Ausgerechnet in anderer Besetzung lieferte das Paradeboot im Hoffnungslauf das beste Rennen seit Jahren. Der starke zweite Platz reichte für den Endlauf am Samstag (11.10 Uhr), in dem der Achter trotz schwieriger Jahre mit leisen Medaillenhoffnungen antritt.
Sollte Schönherr rechtzeitig fit werden, kehrt er ins Boot zurück. Trotz der Umbesetzung habe das Team jedenfalls "nochmal bewiesen, dass wir es können", sagte Steuermann Jonas Wiesen: "Wenn wir das am Samstag wieder machen, bringen wir uns in eine Position, in der wir um etwas kämpfen können. Wir brauchen nicht davon zu träumen, es geht darum, dafür zu arbeiten in diesem Rennen."
Bei den vergangenen drei Sommerspielen hatte das einstige Erfolgsboot immer eine Medaille geholt (2012 Gold in London, 2016 in Rio und 2021 in Tokio jeweils Silber). 2008 in Peking war das Großboot zuletzt leer ausgegangen - zu den Favoriten gehört der Achter in Paris nicht, nachdem das Team infolge eines Umbruchs nach den Spielen in Tokio mit vielen Rückschlägen zu kämpfen hatte.
Einen Dämpfer musste Alexandra Föster hinnehmen, die 22-Jährige aus Meschede verpasste als Halbfinal-Vierte den Endlauf. Und dennoch liegt der Deutsche Ruderverband (DRV), der in Tokio zwei Medaillen geholt hatte, nach der Silberfahrt des Frauen-Doppelvierers auf Kurs, vier von sieben DRV-Booten qualifizierten sich für die Endläufe. Zwei Medaillen sind auch in Paris das Ziel - und die Hoffnung auf weitere Glücksmomente ist am Donnerstag gewachsen.