Die Stoppuhren stehen fürs Erste still, die Formel 1 macht Sommerpause. Zeit für ein Zwischenfazit. Formel-1-Experte und RTL-Kommentator Christian Danner zieht gemeinsam mit sport.de Bilanz. Teil 2 dreht sich um die Top 10 der Fahrer-Wertung. Ein vermeintlicher Top-Mann kommt besonders schlecht weg.
Platz 10: Lance Stroll, Aston Martin, 24 Punkte
Der Kanadier mit dem ewigen Sitz bei Aston Martin steht auch 2024 klar im Schatten von Altmeister Fernando Alonso, lieferte nach schwachem Beginn zuletzt aber einige solide Rennwochenenden ab und belohnte sich mit Punkten. "Er hat mal ganz ordentliche Rennen, dann wieder Fehler. Wirklich überzeugend ist er nicht. Prädikat mittelmäßig", urteilt Danner.
Platz 9: Fernando Alonso, Aston Martin, 49 Punkte
Punkte- und speedtechnisch auch mit 42 Jahren klar vor Stroll. Im Vergleich zum Vorjahr allerdings "ein bisschen schwankend", so Danner. "Er hängt natürlich auch davon ab, was das Auto kann, aber er ist halt einfach eine sichere Bank."
Platz 8: George Russell, Mercedes, 116 Punkte
"Hat sich als Spitzenfahrer etabliert", bilanziert der RTL-Experte. Ohne den Gewichts-Fauxpas von Spa hätte der Brite schon zwei Saisonsiege auf seinem Konto. Mit Rekordchampion Lewis Hamilton ist Russell absolut auf Augenhöhe, nicht selten sogar schneller.
Platz 7: Sergio Perez, Red Bull, 131 Punkte
Der Mexikaner darf trotz schwacher Leistungen auch nach dem Sommer im Red Bull Gas geben. Doch warum eigentlich, fragen sich viele Fans und Experten. "Er war eine absolute Katastrophe", kritisiert Danner die Vorstellungen Perez': "Ich persönlich hätte ihn nicht im Auto gelassen." Fährt Checo so weiter, könnte er Red Bull die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft kosten. In der Fahrer-WM liegt er als Siebter indiskutable 146 Zähler hinter Stallkollege Max Verstappen, patzt zudem immer wieder im Qualifying.
Platz 6: Lewis Hamilton, Mercedes, 150 Punkte
"Leute, die ihn abschreiben, machen einen Fehler. Er brennt nach wie vor und ist natürlich weiterhin ein Ausnahmefahrer", lobt Danner den Superstar. Als einziger Fahrer neben Verstappen hat Hamilton in diesem Jahr mehr als einen Grand Prix gewonnen. Ausgerechnet beim Heimspiel in Silverstone beendete er seine Durstrecke von fast 1000 sieglosen Tagen – beeindruckend.
Platz 5: Carlos Sainz, Ferrari, 162 Punkte
Der Spanier verpasste wegen einer Blinddarm-OP den Saudi-GP, liegt in der WM trotzdem nur 15 Punkte hinter Scuderia-Nachbar Charles Leclerc. "Sainz ist sehr gut gefahren, hat sich durch das Ferrari-Aus überhaupt nicht beirren lassen. Absolut schnell – ein großes Kompliment", würdigt Danner den Routinier.
Platz 4: Oscar Piastri, McLaren, 167 Punkte
Der 23-jährige Australier trumpft auch in seinem zweiten Jahr bei McLaren auf, macht Teamkollege Lando Norris zunehmende Feuer unterm Hintern. Beim Ungarn-GP wurde Piastri mit dem ersten Sieg seiner Karriere belohnt. "Absolut sagenhaft", lobt Danner: "Ein kommender Superstar. Er ist jetzt zwei Jahre gefahren und schon unglaublich reif – man muss das nur einmal mit anderen Einsteigern vergleichen. Das ist eine ganz andere Liga. Er ist absolut fantastisch."
Platz 3: Charles Leclerc, Ferrari, 177 Punkte
Der Monegasse erfüllte sich beim Heimspiel in Monte Carlo einen Kindheitstraum und triumphierte in den heimischen Gassen. "Er hat ja diese Genialität", bescheinigt Danner dem Ferrari-Mann das gewisse Extra. "Aber er kämpft schon auch mit den unangenehmen Dingen des roten Alltags. Wenn irgendwas nicht ganz so läuft, hat er Sainz vor der Nase. Ich halte ihn dennoch für sehr gut."
Platz 2: Lando Norris, McLaren, 199 Punkte
"Ein absoluter Spitzenfahrer", resümiert der RTL-Kommentator. "Es gibt aber schon einige Dinge, die er ändern muss. Also das Starten sollte er beispielsweise langsam mal lernen", spielt Danner auf die Stotter-Starts des Engländers an. "Wenn er so weiterfährt und Punkte wegwirft, wie er das bisher getan hat, ist er noch nicht titelreif."
Platz 1: Max Verstappen, Red Bull, 277 Punkte
Obwohl sein Auto nicht mehr haushoch überlegen ist, führt der Holländer die WM deutlich an, fährt unbeirrt seinem vierten Titel in Serie entgegen. "Absolut überragend, er führt verdient, ist in jeder Rennsituation und bei jedem Wetter exzellent. Und wenn er mal schimpft, ist das ganz bewusst so gewählt als Zuckerbrot und Peitsche dem Team gegenüber. Er hat das Ganze unglaublich im Griff und ist ohne Frage der beste Fahrer im Feld", adelt Danner den Titelverteidiger.
Zur Person:
Christian Danner (66) schaffte 1985 mit dem Gewinn der Formel-3000-Europameisterschaft den Sprung in die Formel 1. Bis 1986 fuhr er in der Königsklasse für mehrere kleine Teams und errang bei 36 Grand-Prix-Starts vier WM-Punkte. Danach fuhr er in der US-amerikanischen IndyCar-Serie und avancierte zum ersten deutsche Rennfahrer, der in Formel 1 und IndyCar Punkte holte. In der DTM gewann Danner zwischen 1988 und 1996 fünf Rennen, 1997 zog er sich aus dem Motorsport zurück. Von 1998 bis 2022 und wieder seit 2024 kommentiert der Bayer an der Seite von Heiko Waßer die Formel 1 bei RTL. Danner arbeitet als TV-Experte und Fahrsicherheits-Coach. Hier folgst du Christian Danner auf Instagram!



