Olympiasieger Lukas Märtens erreicht erneut den Endlauf, Weltmeisterin Angelina Köhler verpasst eine Medaille.
Lukas Märtens kraulte nach seinem tränenreichen Goldcoup und einer kurzen Nacht in sein nächstes Olympiafinale, für Angelina Köhler platzte dagegen der Medaillentraum in Paris - wegen einer chinesischen Dopingsünderin.
Vor 17.000 Zuschauern im Rugbystadion La Defense schlug die Weltmeisterin im Endlauf über 100 m Schmetterling als Vierte an. 21 Hundertstelsekunden fehlten zu Bronze, das ihr Zhang Yufei wegschnappte. Die 26-Jährige gehört zu den elf Schwimmerinnen und Schwimmern, die trotz positiver Tests starten durften.
Die 23-jährige Berlinerin Köhler, die sich mit ihrem WM-Triumph im Februar in Katar ins Rampenlicht katapultiert hatte, weinte nach ihrem ersten Olympiafinale bittere Tränen. "Der Vierte ist immer der erste Verlierer, das ist ein bisschen scheiße", sagte Köhler am "ZDF"-Mikrofon. Bei Zhang war vor Olympia in Tokio ein verbotenes Herzmittel festgestellt worden, es gab aber keine Sperre, weil angeblich verunreinigte Speisen in einem Hotel der Grund waren.
Imoudu schrammt an Medaille vorbei
Eine Stunde später schrammte Melvin Imoudu im Finale über 100 m Brust sogar nur um sechs Hundertstel an einer Medaille vorbei. Der deutsche Rekordhalter schlug als Vierter an - einen Wimpernschlag hinter den zeitgleichen Silbermedaillengewinnern Adam Peaty (Großbritannien) und Nic Fink (USA). Lucas Matzerath folgte kurz dahinter auf Rang fünf.
Märtens dagegen hat nach Platz vier im Halbfinale am Montagabend über 200 m Freistil seine nächste Chance auf Edelmetall, obwohl er nach seinem historischen Sieg über die doppelte Distanz am Samstagabend kaum Schlaf und erst recht keine Zeit zum Genießen gefunden hatte.
"Zwei bis drei Stunden sind dabei rumgekommen, ein kleiner Mittagsschlaf", erzählte der erste deutsche Schwimm-Olympiasieger im Becken seit 1988 lachend, nachdem er nur 14 Stunden später schon wieder an den Start gegangen war.
Erst nach Mitternacht war der 22-Jährige im Olympischen Dorf eingetroffen, Massage und mentale Entspannung waren danach wichtiger als Feiern. Angestoßen wurde auf den historischen Triumph über 400 m Freistil "leider gar nicht", berichtete Märtens, "es war wirklich schon ewig spät, und ich musste schauen, dass ich irgendwie ins Bett komme." Um sieben klingelte der Wecker, um kurz nach elf sprang der Magdeburger schon wieder für den Vorlauf in den Pool.
Keine Zeit zum Feiern für Märtens
Zum Feiern keine Zeit - "das hebe ich mir alles für danach auf", sagte Märtens. Denn der deutsche Shootingstar, der die lange Durststrecke der Männer seit dem Olympiagold von "Albatros" Michael Groß vor 36 Jahren beendete, hat in Paris noch einiges vor. Auch über 200 m zählt er als Zweiter der Weltjahresbestenliste zu den Medaillenkandidaten. "Es ist noch nicht zu Ende. Ich habe noch die Chance auf das eine oder andere Edelmetall. Ich muss schauen, dass ich ein bisschen Schlaf nachhole."
Auch die emotionalen Momente nach seinem Goldrennen, als er ungläubig die Hände vors Gesicht geschlagen hatte, und bei der Siegerehrung, als er in Tränen ausgebrochen war, konnte Märtens noch nicht verarbeiten. "Ich brauche Zeit, ich kann es noch nicht in Worte fassen", sagte er.
Diese Einordnung übernahmen zunächst andere. Paul Biedermann, dessen Fabelweltrekord Märtens um 1,7 Sekunden verpasst hatte, war äußerst beeindruckt: "Er hat das Feld kontrolliert und sich nichts nehmen lassen. Cool, abgeklärt und souverän." Und der dreimalige Olympiasieger Groß sagte dem "SID": "Wirklich souverän, wohlverdient, perfekt."

