Nach der Gold-Medaille bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro greift Laura Ludwig mit Partnerin Louisa Lippmann nun auch in Paris wieder im Beachvolleyball an. Vorab hat die 38-Jährige mit dem "SID" über ihre Erwartungen gesprochen.
SID: Laura Ludwig, Olympia, Beachvolleyball vor dem Eiffelturm, mitten in Paris. Wie klingt das nach der harten Qualifikationsphase für Sie?
Ludwig: Das hört sich sehr gut an, einfach mega. Die lange Qualifikationsphase und unsere Konstellation hat es noch einmal besonderer gemacht. Wir spielen seit eineinhalb Jahren zusammen, mussten zusammenwachsen und währenddessen auch noch Punkte für die Rangliste sammeln. Es war nicht ohne auf jeden Fall. Umso schöner, dass wir jetzt in Europa, in Paris, unter dem Eiffelturm spielen können, sodass auch Freunde und Familie kommen können und das miterleben dürfen. Besser geht es nicht. Als ich noch mit meiner ersten Partnerin Sara Goller zusammengespielt habe, haben wir schon einmal vorm Eiffelturm gespielt, und deshalb kann ich mir schon vorstellen, wie besonders das dort wird.
Am Ende gab es sogar das direkte Duell gegen Karla Borger und Sandra Ittlinger um das Olympia-Ticket. Wie erleichtert waren Sie, als klar war, dass Sie und Louisa Lippmann nach Paris fahren?
Ich war total erleichtert. Es sind viele Tränen geflossen. Ich glaube, ich habe schon lange nicht mehr so geschluchzt. Es war auch schwer, weil wir das Turnier noch weiterspielen mussten. Das war eine harte Nummer, auch für den Kopf. Man will sich einfach nur freuen und das alles zelebrieren, weil die ganze Anspannung von einem abfällt.
Für Sie werden es die fünften Olympischen Spiele. Was macht die Zahl mit Ihnen?
Da ist sehr viel Stolz. Stolz, das einfach noch einmal geschafft zu haben als zweifache Mama, mit zwei Pausen und wieder einer neuen Partnerin. Louisa und ich sind damals zu einer Challenge angetreten, die fast schon unmöglich ist. Natürlich kamen da auch mal Zweifel hoch, aber dass wir das alles als Team so zusammen durchgestanden haben, macht mich einfach stolz.
Gab es zwischendurch Momente, in denen Sie sich gefragt haben, warum Sie das alles noch einmal auf sich nehmen?
Ich glaube, dass sich Zweifel durch eine ganze Karriere ziehen. Zumindest ist das bei mir so. Es gibt immer mal wieder Wochen, in denen alles über einem zusammenfällt und alles zu viel wird. Vor allem, wenn man Hochleistungssport und Familie vereinen will. Aber ich habe ein tolles Umfeld, mit dem ich ganz offen kommunizieren kann und wo das Vertrauen sehr groß ist, sodass ich dort meine Ängste und Sorgen äußern kann und das nicht mit mir alleine ausmachen muss.
Sie kamen nach der Geburt Ihres zweiten Kindes zurück, Louisa Lippmann kam aus der Halle. Es gibt leichtere Startvoraussetzungen. Müssen Sie sich manchmal kneifen, dass dennoch alles so geklappt hat?
Auf jeden Fall. Wir mussten uns erst einmal kennenlernen, aber gleichzeitig Punkte sammeln. Louisa musste zudem neue Techniken lernen und verstehen, wie sie sich im Sand bewegt. Wir mussten auch herausfinden, wie wir uns gegenseitig unterstützen können, wer was auf dem Feld braucht. Das war schon eine echte Herausforderung, leicht war es nicht.
Wie sehen Sie ihre bisherige Entwicklung so kurz vor den Olympischen Spielen?
Wir sind irgendwo immer noch im Prozess. Wir müssen auch realistisch sein, dass wir nicht unbedingt von einer Medaille sprechen. Aber wir können auf jeden Fall den ein oder anderen Gegner ärgern und auch schlagen. Wir müssen schauen, wo die Reise hinführt in Paris.
Für Louisa werden es die ersten Olympischen Spiele. Erinnern Sie sich noch, wie es Ihnen vor Ihren ersten Spielen ging?
Oh ja. Vor Peking, aber auch vor London habe ich mich in der Saison super gefühlt. Da dachte ich, dass ich bei den Olympischen Spielen richtig performen werde. Dann war ich aber wie versteinert, wurde von den Eindrücken richtig übermannt und habe auf jeden Fall nicht zu meiner Performance gefunden (lacht). Mit meiner jetzigen Erfahrung würde ich sagen, dass ich ein bisschen mehr mentale Arbeit hätte machen müssen.
2016 waren Sie dann auf dem Höhepunkt und haben mit Kira Walkenhorst Olympia-Gold in Rio gewonnen. Wie oft denken Sie daran noch zurück?
Es gibt immer mal wieder Phasen, in denen ich mir das gerne noch einmal anschaue. Manchmal tauchen auch Videos bei Instagram auf. Dann kommen die Emotionen und Glücksgefühle schon wieder hoch, man vergisst das nicht. Gold wird immer da sein, Gold wird nicht vergehen. Es ist aber trotzdem eine neue Zeit. Ich habe danach schon Tokio erlebt, jetzt kommt Paris. Es ist ein neues Projekt, mit dem man auch für sich erfolgreich sein will. Ich möchte mich bestimmt nicht auf der Goldmedaille von damals ausruhen.
Die Spiele finden dieses Jahr in Paris statt, in der Nähe der Heimat. Wird die komplette Familie dabei sein?
Das ist schon schön, dass es nun einfacher ist. Mein Mann und die beiden Jungs kommen mit, wir haben erst einmal die erste Woche geplant. Auch eine Freundin wird dabei sein. Die Vorstellung, die beiden Jungs auf der Tribüne bei den Olympischen Spielen in Paris dabei zu haben, war meine Motivation. Das Bild hatte ich bereits vor der Qualifikationsphase im Kopf.
Was bedeutet es Ihnen, das Erlebnis nun mit Ihren Kindern teilen zu können?
Wir hatten in dieser Saison bei dem Turnier in Gstaad schon eine kleine Premiere. Das war sehr schön, die beiden da zu erleben. Wir waren auch ein bisschen überrascht, dass sie ein ganzes Spiel durchgehalten haben. Sie hatten Bock, bis zum Schluss zu gucken, auch wenn der Kleine in der Mittagsschlaf-Zeit einmal kurz eingeschlummert ist (lacht). Es ist cool zu sehen, wie sie mich anfeuern und wie sie mitfiebern.
Werden Ihre fünften auch Ihre letzten Spiele oder ist Los Angeles 2028 noch eine Option?
Ludwig: "Ich habe da schon meine Gedanken und Gespräche mit der Familie und dem Team dazu. Aber der große Fokus liegt jetzt erst einmal auf Paris. Ich will mich noch nicht dazu äußern, weil ich es auch einfach noch nicht weiß. Das hat bis nach Paris Zeit."

