Bei den Olympischen Spielen in Paris treten die US-Basketballer mit ihrem größten Star-Aufgebot seit dem legendären "Dream Team" von 1992 an. Gelegenheit für einen Vergleich:
Der "SID" stellt die gängige Starting Five des 1992er-Teams der wahrscheinlichen Startformationen der 2024er-Auswahl gegenüber - auch wenn dies aufgrund der Entwicklung im Basketball nicht vollendet positionsgetreu möglich ist.
Michael Jordan - LeBron James
Wenn es um den besten Basketballer der Geschichte geht, wird die Diskussion oft auf Jordan vs. James runtergebrochen. Hier ist der Vergleich allerdings fast unfair: Der Jordan von 1992 spielte mit 29 Jahren - ein Jahr vor seinem ersten Rücktritt - auf dem Höhepunkt seines Schaffens.
"His Airness" war eine Naturgewalt, ein von Ehrgeiz geradezu zerfressener Anführer mit einem Repertoire, das noch heute fassungslos macht, ein Jahrhundertsportler in seiner Prime Time, dazu ein popkulturelles Phänomen. Phänomenal ist auch, was der James von 2024 mit 39 Jahren noch zu leisten vermag. 21 Profi-Saisons haben allerdings Spuren hinterlassen. James ist ein großer Anführer, spielt aber nicht mehr auf altem Niveau.
Klarer Vorteil 1992.
Larry Bird - Kevin Durant
"Larry Legend" war 1992 35 Jahre alt - wie "KD" heute. Doch Bird, der in den 1980ern einen Basketball spielte, der einem Weißen schlichtweg nicht zugetraut worden war, befand sich damals in den letzten Zügen seiner Karriere.
Der Rücken war hin, Bird verfolgte die Spiele über weite Strecken bäuchlings liegend und war sportlich keine große Hilfe. Durant hatte jüngst auch mit Blessuren zu kämpfen, hat aber noch deutlich mehr im Tank als Bird damals - der baumlange Forward mit Guard-Ballgefühl ist kaum zu verteidigen.
Deutlicher Vorteil 2024.
Patrick Ewing - Joel Embiid
Zwei enorm physische Center, welche die notorische Titellosigkeit in der NBA eint. Knicks-Ikone Ewing, der einen Tag nach dem Barcelona-Viertelfinale 30 Jahre alt wurde, stand 1992 in der Vollblüte seines Schaffens, besaß sagenhafte Präsenz unter dem Korb, war ein Defensiv-Anker. Embiid ist der variablere und gefährlichere Shooter, hat offensive Vorteilen gegenüber Ewing.
Unentschieden.
Magic Johnson - Stephen Curry
Zwei Spieler mit Zauberhänden und traumhaftem Spielverständnis. Johnson, mit 2,06 m eigentlich viel zu groß für einen Guard, war einer der variabelsten Assistgeber der Geschichte, Curry ist der wohl historisch beste Distanzschütze.
Der Vergleich zwischen Johnson 1992 und Curry 2024 ist allerdings grenzwertig: "Magic" war nach Bekanntwerden seiner HIV-Infektion 1991 zurückgetreten, dennoch ins Dreamteam berufen worden, wo der Beitrag des knapp 33-Jährigen überschaubar war. Curry spielt nicht mehr ganz auf seinem früherem Level, schießt an guten Tagen aber immer noch alle Lichter aus.
Punkt für 2024.
Charles Barkley - Jayson Tatum
Barkley war 1992 der heimliche Herrscher im US-Team, mit durchschnittlich 18,0 Punkten Topscorer, ein Muskelpaket mit der Aggressivität eines Tasmanischen Teufels. Tatum, jüngst mit Boston NBA-Meister geworden, schlägt die feinere Klinge, ist offensiv als Forward variabler.
Dennoch: Punkt für das Dream Team.
Das weitere Personal...
Mit Ausnahme des College-Stars Christian Laettner strotze das Dreamteam auch hinter Jordan, Magic und Bird vor Star-Power. Ob Center David Robinson, der bullige "Mailman" Karl Malone, Jordans Wegbegleiter Scottie Pippen oder der elegante Clyde "The Glide" Drexler - die Bank besaß erlesene Qualität.
Die 2024er-Auswahl muss sich nicht verstecken: Anthony Davis, Devin Booker und Anthony Edwards sind Alphatiere, Tyrese Haliburton besitzt Riesenpotenzial, Bam Adebayo, Jrue Holiday und Derrick White sind sinnvolle Ergänzungen.
Trotzdem: 1992 liegt vorne.
Fazit: Auf sachlicher Ebene sind beide Teams schwer zu vergleichen. Das Dreamteam von 1992 aber war eine Sensation, etwas das es zuvor in dieser Form nie gegeben hatte, eine Show sondergleichen mit einigen der Allergrößten. Das Original bleibt unschlagbar - auch nostalgisch.