Doppelte Bestzeit für Mercedes im Abschlusstraining vor dem Qualifying in Silverstone: Auf nasser Strecke fuhr George Russell in 1:37.529 Minuten an die Spitze, 0,035 Sekunden vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton. Zeiten, die in der letzten Viertelstunde auch deshalb nicht mehr unterboten wurden, weil es wieder zu regnen begann.
Dementsprechend schwierig ist es, aus den erzielten Rundenzeiten seriöse Rückschlüsse für das Kräfteverhältnis zu ziehen. Zumal das Qualifying (Beginn: 16 Uhr deutscher Zeit) aller Voraussicht nach bei trockenen Bedingungen stattfinden wird.
Hinter Russell und Hamilton sicherten sich Lando Norris (McLaren/+0,185), der Schnellste vom Freitag, Carlos Sainz (Ferrari/+0,610), Max Verstappen (Red Bull/+0,864) und Charles Leclerc (Ferrari/+0,925) die Positionen 3 bis 6. Nico Hülkenberg (Haas), der als Spezialist für solche Streckenverhältnisse gilt, belegte Platz 10. Rückstand auf Russell: 1,811 Sekunden.
Trotz des schlechten Wetters wurde intensiv trainiert. Ganz ausgeschlossen werden kann Regen für das Qualifying nämlich nicht, und auch für den Rennsonntag liegt die Regenwahrscheinlichkeit insgesamt bei 60 Prozent. Wobei die Regenwahrscheinlichkeit zu Mittag, also vor dem Start, am höchsten ist.
Das dritte Freie Training begann auf komplett nasser Strecke. Die beiden Haas-Fahrer waren die Ersten, die sich auf Intermediates trauten rauszufahren. An Slicks war dabei nicht zu denken, schließlich hatte die Rennleitung am Vormittag wegen der widrigen Verhältnisse sogar das geplante Formel-3-Rennen auf den frühen Samstagabend verschoben.
Formel 1: Strecke in Silverstone "nasser als erwartet"
Es dauerte nur ein paar Minuten, bis Verstappen seinen astreinen "360" hinlegte, ohne allerdings einzuschlagen. Bei den Racing Bulls stellte man fest, dass die Strecke "nasser als erwartet" ist. Und nach siebeneinhalb Minuten musste unterbrochen werden, weil sich Pierre Gasly (20./Alpine) bei Vale im Kiesbett eingegraben hatte. Die Rotphase dauerte sechs Minuten.
Zu dem Zeitpunkt hatten einige Fahrer bereits ihre ersten Zeitrunden absolviert, und es zeichnete sich der nächste Regen am Wetterradar ab. Yuki Tsunoda (Racing Bulls) führte mit einer Bestzeit von 1:47.080 Minuten vor Leclerc und Fernando Alonso (Aston Martin). Zum Vergleich: Norris' Freitagsbestzeit auf trockener Strecke lag bei 1:26.549 Minuten.
Als die Session wieder freigegeben wurde, handelte sich Daniel Ricciardo (18./Racing Bulls/+3,294) eine Untersuchung der Rennkommissare ein. Er war in der Boxenstraße zickzack gefahren - angeblich, weil er ein Problem mit der Lenkung festgestellt hatte und diesem auf den Grund gehen wollte. Die Entscheidung ob Strafe oder nicht gibt's allerdings erst nach Ende des Trainings.
Weil dann - bis auf Gasly - alle Fahrer gleichzeitig auf der Strecke waren, trocknete der Asphalt relativ rasch ab. Nach 25 Minuten hatten die ersten fünf Fahrer die 1:40er-Barriere geknackt. "Die Strecke wird trockener, das Wasser geht weg, und die Piloten finden dann den Grip", meinte Alexander Wurz in der Phase im Live-Kommentar des ORF.
Etwa 20 Minuten vor Schluss nahm der Regen aber wieder zu, und so wurden die bis dahin aufgestellten Bestzeiten nicht mehr unterboten. Zu weiteren Unfällen kam es nicht. Regen und gerade mal elf Grad Lufttemperatur waren aber ein totales Kontrastprogramm zum Sommerwetter vor einer Woche beim Grand Prix von Österreich in Spielberg.

