Deutschlands Schwergewichts-Hoffnung Agit Kabayel erwartet beim Duell der ungeschlagenen Weltmeister Tyson Fury und Oleksandr Usyk eine Mischung aus Ringschach und Spektakel.
"Die ersten drei, vier, fünf Runden werden ein Schachspiel sein. Da werden beide versuchen, sich abzutasten. Ich glaube, nach der fünften Runde geht es richtig zur Sache", prophezeite Kabayel im Interview mit RTL/ntv und sport.de.
WBC-Champion Fury und WBA/WBO/IBF-Weltmeister Usyk treffen nach einem langen Vorgeplänkel am Samstagabend in Riad (live auf DAZN) aufeinander. Der Sieger krönt sich zum ersten unumstrittenen Meister aller Box-Klassen seit Lennox Lewis vor 25 Jahren.
"Das wird ein Mega-Kampf", sagte Kabayel. Nach der ganzen Vorgeschichte mit zähen Verhandlungen zwischen beiden Lagern und einer zwischenzeitlichen Absage wegen eines Fury-Cuts im Februar "ist jetzt so viel Druck, dass beide abliefern müssen und auch Gas geben wollen", so der 31-Jährige: "Das wird ein spannender und heißer Kampf. Wer die bessere Tagesform hat, gewinnt."
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Fury habe "sehr gut abgespeckt", sagte Kabayel über den Briten, der auf Fotos deutlich schlanker und muskulöser zu sehen ist, als bei seiner Beinahe-Blamage gegen Box-Novize und Ex-UFC-Champion Francis Ngannou im vergangenen Herbst. "Aber Usyk fährt ein ganz anderes Tempo als das, was er bisher im Schwergewicht gewohnt ist", sieht Kabayel eine konditionelle Mammutaufgabe auf Fury zukommen.
Boxen: "Fury ist immer für eine Überraschung gut"
Furys Stärke sei, dass "er sehr unorthodox ist für einen Schwergewichtler. Man weiß nicht, was für Kombinationen er schlägt. Mal fängt er mit der Rechten an, mal mit seiner linken Führhand. Dann wechselt er seine Position, die Auslage. Fury ist immer für eine Überraschung gut", sagte Kabayel, der dem 2,06-Meter-Riesen 2016 einst als Sparringspartner gedient hatte.
Usyk sei auf der anderen Seite ein Boxer, "der mit allen Waffen bewaffnet ist. Er kann wie aus dem Lehrbuch boxen, bewegt sich sehr gut. Das macht den Kampf so spannend", sagte Kabayel über den Rechtsausleger aus der Ukraine.
Kabyel winkt WM-Chance gegen Fury oder Usyk
Der Deutsche selbst kämpft im Vorprogramm gegen den Kubaner Frank Sanchez, wie Kabayel in 24 Profikämpfen ungeschlagen. Der Sieger des Duells bekommt beim Weltverband WBC in naher Zukunft das Recht auf einen WM-Kampf gegen Fury oder Usyk. "Das sind die Kämpfe, die wir seit Jahren wollen. Ich will mich mit den Besten der Welt messen. Das ist eine Herausforderung. Ich will wissen, wo ich stehe. Darauf freue mich mich am meisten", betonte der "Junge aus dem Ruhrpott".
Sanchez gehöre für ihn "auf jeden Fall zu den Top fünf der Welt", lobte Kabayel seinen Kontrahenten. Dessen Stärken seien "die Beinarbeit, seine Schnelligkeit, das gute Auge. Seine Ausbildung, die kubanische Schule". Für ihn selbst sprächen "Herz, Wille, das Boxerische, das ich draufhabe - diese Kombination kann einen wahren Champion formen", so Kabayel.
Über Strategie und Taktik wolle er nicht allzu viel verraten, sagte der Mann aus Wattenscheid. "Der Game Plan ist das, was der Coach sagt."
"Die wollen uns ausboxen. Wenn man sie machen lässt, sind die Kubaner im Boxen wie die Brasilianer im Fußball – die können alles. Aber eines mögen sie nicht: Druck und Körpertreffer", deutete Kabayels Trainer Sükrü Aksu den Schlachtplan an. Sein Schützling dürfe allerdings nicht den Fehler machen, zu offensiv zu boxen und vor Sanchez stehen zu bleiben. "Dann ist es vorbei. Der kann hauen, der kann boxen, mehrere Hände, schnelle Kombinationen. Das ist schon ein Weltklasse-Mann", warnte Aksu.
Kabayel stand zuletzt kurz vor Weihnachten im Ring, ebenfalls in Riad. Im Rahmenprogramm der Superstars Anthony Joshua und Deontay Wilder schlug er den favorisierten Russen Arslanbek Makhmudov in der vierten Runde durch Technischen K.o.. Sanchez bezwang am gleichen Abend den Neuseeländer Junior Fa in der siebten Runde vorzeitig.
Martin Armbruster


