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291-Meter-Flug sorgt für Schlagzeilen

Kobayashis Sprung für die FIS "ein Tritt in den Hintern"

Kobayashi sprang zu einem neuen (inoffiziellen) Skisprung-Weltrekord
Kobayashi sprang zu einem neuen (inoffiziellen) Skisprung-Weltrekord
Foto: © IMAGO/Andreas Stroh
01. Mai 2024, 14:45
sport.de
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Der französische Skisprung-Trainer Frédéric Zoz war Teil des Teams, das im April für die Umsetzung des Weltrekord-Sprungs von Ryoyu Kobayashi sorgte. Wie viel Aufwand dahinter steckte, was die ganze Aktion kostete und warum die FIS in seinen Augen der große Verlierer der ganzen Geschichte ist, erklärte er gegenüber dem "Nordic Magazine".

Schon vor 15 Jahren habe es die Idee zu einem derartigen Rekord-Sprung gegeben, damals mit dem Ziel, die 250 Meter zu überfliegen, sagte Zoz. "Aber das Projekt wurde von der FIS gestoppt. Sie haben damit gedroht, den Springer vom Weltcup, den Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften auszuschließen."

Im Jahr 2022 nahm Red Bull die Idee wieder auf. Wichtig war dabei die Geheimhaltung. "Der Plan war, einen Red-Bull-Athleten aus einer diskreten Nation zu finden. Japan und Kobayshi haben perfekt gepasst. Informiert wurde ich dann im Juni 2023, als sie den richtigen Ort [für den Sprung] fanden", blickte der französische Trainer auf die Anfänge zurück.

Kobayashi warf Pläne kurzfristig über den Haufen

Was danach folgte, war eine Planung, die Ihresgleichen sucht. Das Team diskutierte die Beschaffenheit der Schanze und dachte über zahlreiche Szenarien nach. Kobayashi warf diese Pläne plötzlich Ende März über den Haufen, als er keine künstliche, sondern eine natürliche Anlaufspur forderte. "Ich habe davon in Planica erfahren und war nicht seiner Meinung", erinnerte sich Zoz, in dessen Augen eine künstliche Spur besser gewesen wäre.

Kobayashi setzt sich am Ende aber durch und bekam seine natürliche Anlaufspur. Am ersten Tag in Island führte das noch nicht zum Erfolg. "Er ist erst 175 Meter weit gesprungen, dann 239 und dann 256. [...] Die Windverhältnisse waren nicht ideal. Trotzdem waren sie sich sicher, 300 Meter erreichen zu können", sagte Zoz.

Am Mittwoch wurde die Spur zusätzlich noch einmal extra mit Salz präpariert. Dazu waren auch Kobayashis Beine besser als am Vortag. Das Resultat war ein Flug auf sagenhafte 291 Meter. Weltrekord, auch wenn dieser offiziell nicht von der FIS anerkannt wird.

Kobayashis Rekord-Sprung kostete Millionen

Dass bei Kobayashis Material einiges nicht mit rechten Dingen zuging, dementierte Zoz. "Ich kann sagen, dass sein Anzug zu 98 Prozent dem Modell entsprach, das er im Weltcup gesprungen ist. Die Spekulationen dahingehend sind falsch. Wir wussten nicht, wie es um die Sicherheit des Schanzenprofils bestellt war und wollten zu dem Risiko kein zusätzliches Risiko eingehen."

Er habe viele Kommentare gelesen, in denen es hieß, es sei kein "echter Weltrekord" und am Ende lediglich eine PR-Aktion von Red Bull gewesen, meinte Zoz, der da jedoch nicht mitgeht. "So ein Projekt kostet fast zwei bis drei Millionen Euro, aber das ist nur ein Tropfen in den Ozean, wenn man sieht, wie viel die Renovierung der Schanzen vor die Olympischen Spiele 2026 kostet. Viele von meinen Kollegen sind der Ansicht, dass es eine Riesensache ist. Ein Event, das für unseren Sport zu einem Game-Changer wird."

FIS nur "ein Team von Dinosauriern"

Für den Weltverband FIS, so Zoz, sei Kobayashis Sprung nicht weniger als ein "großer Tritt in den Hintern".

"Das ist ein Team von Dinosauriern, die das Geschäft nicht voranbringen. Mit ihren Regeln für Wettkämpfe und Materialien haben sie schon die Nordische Kombination gekillt. Im Skispringen sind wir am Limit eines sehr fragilen Geschäfts. Vielleicht sorgt das [der Rekord] dafür, dass die FIS, vor deren Art, unseren Sport zu managen ich große Angst habe, sich selbst hinterfragt", hofft Zoz auf einen nachhaltigen Effekt des 291-Meter-Sprungs.

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