Jakob Johnson schaffte vor fünf Jahren über das International Pathway Program den Sprung in die NFL. Auch, wenn der Fullback aktuell ohne Team dasteht, hat er es deutlich weiter gebracht, als er es sich zu seinen Football-Anfängen je hätte ausmalen können.
Über diese Anfänge, den Schritt in die USA und das Ankommen in der brutalen Realität spricht Johnson nun mit dem Sportbusiness-Experten Mark Hartmann ausführlich im Podcast "Behind the Athletes".
Angefangen hat für ihn einst alles mit Flag Football, der Wechsel zum Kontakt-Football stellte dann jedoch die erste große Hürde dar.
"Ich war immer der Jüngste, durfte aber auf Grund meiner Größe sogar ein Jahr eher mittrainieren beim Tackle-Football. Bei den Kontakt-Drills habe ich mich dann aber immer hinten angestellt und es vermieden, gegen gute Gegner zu trainieren," erklärt Johnson, der dennoch mit einer ungewöhnlichen Erwartungshaltung von Außen zu kämpfen hatte.
"Wenn es um amerikanische Sportarten geht, dann wirst du als dunkelhäutiges Kind sozusagen mit diesem Reverse-Racism konfrontiert. Jeder erwartet, dass du gut bist. Als ich zum Beispiel beim Basketball war, dachte jeder: 'Der muss ja gut sein, denn der ist Schwarz'. Aber über einen Korbleger mit Rechts ging es bei mir nicht hinaus," sagt der 29-Jährige lachend.
"Und beim Football war es genauso. Ich habe mich in meinen ersten beiden Jahren nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. In den ersten 1,5 Jahren habe ich kräftig auf den Deckel bekommen, habe nicht gespielt und auch im Training nicht mehr so viel Spaß gehabt."
Als Reaktion darauf schloss sich Johnson mit einigen anderen jungen Spielern zusammen, um in der Offseason den Grundstein für mehr Spielzeit zu legen.
Über viel Fitnesstraining konnten Johnson und Co. tatsächlich einen großen Sprung nach vorne machen und sich einen Platz in der Mannschaft sichern. "Ich habe zum ersten Mal gemerkt, dass man sich verbessern kann, wenn man einen Plan hat und viel Arbeit reinsteckt", blickt Johnson zurück.
Der Weg ging in der Folge steil bergauf. Über die Baden-Württemberg-Auswahl ging es in die Nationalmannschaft.
"Und zu dieser Zeit hat es angefangen, dass die amerikanischen Import-Spieler in den deutschen Mannschaften auf uns aufmerksam wurden und gesagt haben, wir hätten das Potenzial, auch in den USA zu spielen."
400-600 Bewerbungs-Mails für den NFL-Traum
Für Johnson waren diese Aussagen der Grund, sich erstmals so richtig mit dem Traum vom US-Football zu beschäftigen.
"Vorher hat man irgendwie 'American Pie' oder 'Blue Mountain State' und diese ganzen Shows geschaut und sich gedacht: 'College wäre schon cool.' Aber so richtig hat sich niemand getraut, wirklich daran zu denken."
Der heutige Fullback begann sich im Internet über mögliche Schulen in den USA zu informieren. Er setzte derweil Football auf der Prioritäten-Liste auf den ersten Platz, vernachlässigte die Schule, kam unter anderem zu spät, weil er im schuleigenen Kraftraum noch Extra-Schichten schob.
Mit einem Highlight-Tape nahm er das Heft schlussendlich selbst in die Hand. "Es gibt knapp 125 FBS-Division-1-Schulen. Ich habe mir alle Namen rausgesucht, in eine Tabelle gepackt. Ich habe mir die Namen der Trainer, der Position-Trainer etc. von den Websites gesucht und am Ende knapp 400-600 personalisierte Mails rausgehauen."
Geantwortet haben lediglich drei Schulen. Um seine Chancen weiter zu steigern, machte Johnson zusätzlich auch noch die College-Aufnahme-Tests an internationalen Schulen.
Bandenkonflikte und Morde rund um die High School
Am Ende landete Johnson an der Jean Ribault High School in Jacksonville, wo bereits Familie von ihm lebte. Auf Grund seines jungen Alters durfte er noch zwar noch an die High School gehen, sein Schulabschluss allerdings hätte das Ganze noch verhindern können.
"Das Abschlusszeugnis ist dann einfach mal verloren gegangen und ich bin offiziell schon zum Halbjahr in Deutschland fertig gewesen und muss in den USA noch ein halbes Jahr dran hängen", sagt Johnson augenzwinkernd.
Offen spricht Johnson über die schrecklichen Zustände an und rund um die Schulen des "Murder Capital", wie die Gegend zeitweise auf Grund ihrer hohen Kriminalitätsrate genannt wurde.
Täglich seien an der Schule Schlägereien gewesen bis hin zu Bandenkonflikten.
"Gelegentlich wurden sogar Jungs erschossen. Es wurden zum Beispiel Mitschüler von der High School erschossen und dann dort liegen gelassen, wo die Kids morgens in den Bus steigen. Dem Freund von meiner Cousine wurde auch in den Kopf geschossen."
"Ich war völlig naiv und war mir nicht bewusst, dass ich mitten in der Hood lande. Doch ich hab den Jungs gesagt: 'Hey ich bin aus Deutschland, wir gewinnen dieses Jahr die Championship und gehen alle ans College.' Ich habe die Jungs mitreißen wollen mit dem gleichen Workout, was unsere Jungs in Deutschland auch nach vorne gebracht hat. Am Anfang wurde ich belächelt, später nicht mehr."
Den Traum vom College erfüllte sich Johnson später tatsächlich, an der University of Tennessee.
Um zu erfahren, was der Fullback über den Status eines Football-Athleten am College, seinen verpatzten Pro Day und den schmerzhaften Weg zurück nach Deutschland sagt, hört in die Folge von "Behind the Athletes" rein, die ab Mittwoch auf allen gängigen Plattformen sowie unter www.bta-pod.com zu finden ist.
Behind the Athletes vereint Sport, Business und Technologie. Uns fasziniert, wie Top-Performer in Sport, Wirtschaft und Technologie ticken, wir entschlüsseln wie man sportliche Prinzipien auf das tägliche Leben anwenden kann und beleuchten die spannendsten Stories des Sport Business.



































