Eine der am schwierigsten zu erlernenden Positionen im American Football ist die des Cornerbacks. Das sich ständige wechselnde Regelwerk und die Qualität der Receiver macht es zudem schwer, in der NFL auf Cornerback richtig abzuliefern. Umso wichtiger ist es für die Teams, im Draft die großen Talente zu finden.
sport.de zeigt euch im letzten Positions-Ranking vor dem NFL Draft die Top-Talente auf Cornerback!
Die 10 besten Cornerbacks im NFL Draft 2024
10. Max Melton - Rutgers
Vielleicht spielt in dieser Draft-Klasse kein Spieler mit so großer Ausdauer wie Max Melton. Unterschiedliche Coverages bespielt er mit klarer Selbstsicherheit und flüssigen Bewegungen. Er spielt sehr komfortabel.
Dabei spielt es keine Rolle, ob er eng an seinem Gegenspieler haftet oder in der Zone auf sein Matchup wartet, um dann abrupt zwischen Ball und Receiver zu springen. Sein Timing, wann er sich in die Richtung begeben muss, ist exzellent. Auch Routen, bei denen er mehrere Passempfänger lesen muss, bringen Melton nicht aus der Ruhe.
Vielleicht gibt es aber Cornerbacks, die mit reinen Speedstern besser zurechtkommen werden. Auf tiefen Routen und späten Comeback-Routen wurde er doch öfter geschlagen.
9. Cam Hart - Notre Dame
Cam Hart hat häufig einen physischen Vorteil, den er für sich zu nutzen weiß. In Press Man und im Run Support ist er eine sichere Bank am College gewesen. Wenn sein Spiel in Zukunft vor allem darauf reduziert wird, kann er Fähigkeiten entwickeln, die für eine erfolgreiche Karriere nötig sind. Gegen Marvin Harrison Jr. hat er bereits einmal bewiesen, dass er es mit aggressivem Spiel mit den härtesten Matchups durchaus aufnehmen kann. Denn er ist außerdem beweglich, spielt mit beweglichen Hüften und kann sich gut in Richtung Ort des Geschehens öffnen.
Aktuell hat er allerdings Probleme dabei, den Ball in der Luft zu lokalisieren und lässt Chancen für Interceptions liegen. Eigentlich sind seine Ball Skills völlig ausreichend, nur die Produktivität lässt er noch vermissen.
8. D.J. James - Auburn
D.J. James gilt im NFL Draft als einer der besten reinen Passverteidiger. Technisch ist er über die Jahre gereift und hat seine flüssigen und agilen Hüften mit einer exzellenten Beinarbeit verknüpft. Vielseitig kann er sowohl in Man als auch in Zone Coverage spielen. Denn er kombiniert eine hohe Beschleunigung nach Richtungswechseln mit einem sicheren Handeinsatz, der ihn trotz fehlender Physis sogar dazu befähigen sollte, gelegentlich Press Man gegen leichtere Matchups zu spielen.
Auch im Run Support ist er durchaus solide. Hier offenbart sich aber jedes fehlende Pfund, dass er nicht auf den Platz führt. Zuverlässig kann er deshalb nicht als Nickelback, sondern nur weiter außen eingesetzt werden. Dort hebt er sein Spielverständnis auf ein nächstes Level.
7. Caelen Carson - Wake Forest
In 36 Spielen erzielte Caelen Carson drei Interceptions und forcierte zwei Fumbles. Obendrein wehrte er 26 Pässe ab und landete 120 Total Tackles. Er ist gut gebaut, hat lange Arme und weiß seinen Körper in Pass Coverage und im Run Support einzusetzen.
Weil er das mit einer hohen Spritzigkeit verbindet, kann er häufig am Catch Point die Oberhand behalten und die Completion unterbinden. Vielseitig wird er zukünftig einsetzbar sein, wenn er seine Technik und Beinarbeit nicht mehr gelegentlich andeutet, sondern konstant in die Waagschale legt.
Grundsätzlich hat man bei Carson immer das Gefühl, er könnte noch mehr aus seinen Möglichkeiten und Anlagen machen. Deshalb bietet er hohes Upside für das nächste Level, wenn ein Team sein wahres Talent endlich entkorkt.
6. Kool-Aid McKinstry - Alabama
Kool-Aid McKinstry hat stets ein feines Näschen für den Ball, was gegnerische Quarterbacks auf der Rechnung haben müssen. Dabei verliert er nämlich weder den Receiver noch den Spielmacher aus den Augen. Sehr kontrolliert und in vollem Bewusstsein über seine sehr gute Athletik bewegt sich McKinstry sicher und ausbalanciert in Coverage und bleibt stets auf Tuchfühlung zu seinem Matchup.
Obendrein dürfte er sogar als Punt Returner eine gute Figur machen. Hat er allerdings das Gefühl, dass das nächste Play auf der anderen Seite gespielt wird, wirkt er schnell teilnahmslos. Das sollte er für die NFL abstellen, wo Quarterbacks auch einmal auf seinen Read zurückkommen. Genauso gilt es für den Allrounder, Kenntnisse für Zone Coverage zu entwickeln.
5. Kamari Lassiter - Georgia
Es hat nicht lang gedauert, bis der Vier-Sterne-Rekrut zu seinem ersten Einsatz bei den Georgia Bulldogs gekommen ist. Sein Timing ist dank großer Erfahrung gut. Er liest bereits sehr sicher das Spiel, kann sich aber genauso auf seine hervorragende Athletik verlassen. Im Run Support ist er deshalb eine verlässlichere Option als man es dem kleinen Leichtgewicht zutrauen möchte.
Lassiter löst sich so sicher von Blocks, wie er in Pass Coverage an den Hüften seines Gegenspielers kleben bleibt. Seine spritzigen Bewegungen werden in der NFL weiterhin schwer von Receivern zu schlagen sein. Auch wenn er bereits einige Big Plays in seiner College-Karriere erzielte, würde man seine Ball Skills eher als moderat bezeichnen.
4. Quinyon Mitchell - Toledo
Quinyon Mitchell ist körperlich gebaut wie ein Runningback und verhält sich gegen den Lauf auch genauso, wie man es von einem so kompakten Spieler erwartet. Wenn ein solcher Spieler dann auch noch über überragende Ball Skills verfügt, ist der Hype für die erste Runde bei diesem Small-Schooler mehr als berechtigt.
Bei seiner Spielweise, die am ehesten vielleicht mit der von Charvarius Ward vergleichbar ist, wird sein neues Teams ihn wohl kaum in den Special Teams einsetzen. Obwohl er auch dort eine Bank ist.
Doch es gibt auch Kritikpunkte. Mitchell wird sein Spiel in Sachen Spielerkennung auf ein besseres Level heben müssen. Erfahrene Wide Receiver werden sonst mit ihm Katz und Maus spielen.
3. Cooper DeJean - Iowa
Cooper DeJean hat die Körpermaße und die nötige Mentalität, um an der Line of Scrimmage den Ton anzugeben. In Press Man wird er sofort harte Schläge an das gegnerische Pad setzen und sich dadurch als Manndecker einen wichtigen Vorteil verschaffen. Auch im Run Support dürfen wir mit krachenden Tacklings rechnen und erwarten, dass er sich auch im Zentrum nicht von Blockern aus der Run Lane schieben lässt.
Das Tape des athletischen Cornerbacks war zuletzt leider nur wenig aussagekräftig, was aber vor allem an seinem elitären Spiel lag. Kein Quarterback wollte in die Richtung des Ball-Hawks von Iowa werfen und ließ die Spielseite von DeJean komplett aus. Vielseitig wird er künftig auch als Safety und Nickel in der Box spielen können.
2. Nate Wiggins - Clemson
Nate Wiggins lässt mit 78 Kilogramm auf 1,86 Meter Körpergröße noch die Physis vermissen, die er für die NFL benötigt, dürfte das aber mit dem richtigen Gesundheitsmanagement sehr zügig hinbekommen. Was länger dauern wird, ist allerdings die Mentalität, die er für physischeres Spiel benötigt, zu entwickeln.
Sein Gefühl und Spielverständnis, auch für komplexere Routen und Konzepte, ist dafür außergewöhnlich. Zwei Pick Sixes und drei Interceptions insgesamt bescheinigen ihm außerdem hohe Ball Skills und athletische Fähigkeiten als Playmaker. Wenn man ihm auf tiefen Routen derzeit genauso wenig trauen will, wie in reiner Manndeckung, so schlummert eines der größten Talente für Cover-3-Defenses der letzten Jahre in dem 21-jährigen Cornerback.
1. Terrion Arnold - Alabama
In 25 Einsätzen am College erzielte Terrion Arnold sechs Interceptions und forcierte einen Fumble. Obendrein landete er insgesamt 108 Tacklings. Zuvor spielte er an der High School noch in verschiedenen Sportarten und probierte sich als exzellenter Athlet einfach aus. Auch in seinem Footballteam wurde er auf verschiedenen Positionen in der Offense, der Defense und in den Special Teams ausprobiert. Erst bei den Alabama Crimson Tide wurde er zum Spezialisten als Defensive Back ausgebildet, wo er sich zu einem der größten Talente seines Jahrgangs entwickeln konnte.
Er ist prototypisch gebaut und bewegt sich mit einem tiefen Körperschwerpunkt. Dabei kann er sich auch auf seine langen Arme und eine hohe Reichweite verlassen. Flüssige Bewegungen und eine hohe Agilität in den Hüften erlauben ihm, jedem Matchup sogar auf dem nächsten Level zu folgen. Aus der Rückwärtsbewegung heraus beschleunigt er sehr abrupt und explosiv an den Ort des Geschehens und schiebt sich raffiniert zwischen Ball und Receiver. Außerdem ist er mit seinen Anlagen in der Lage, zukünftig Press Man zu spielen, wo er übersichtlicher und geduldiger agieren kann.
Sollte Arnold technische Fähigkeiten erlangen, um in Zukunft auch Press Man Coverage zu spielen, wären seine Qualitäten als Allrounder nahezu perfekt. Aktuell wird er dort aber aufgrund der fehlenden Raffinesse über-aggressiv agieren und gelegentlich sein Matchup in die Tiefen des Feldes enteilen lassen. Vor allem erfahrene Receiver, die bereits mit allen Wassern gewaschen sind, werden ihm am Anfang Probleme bereiten.
Es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen und auch ein exzellentes Prospect hat noch einen Weg zur weiteren Entwicklung zu gehen. Arnold besitzt aber alle Anlagen für einen erstklassigen Cornerback. Er dürfte in Runde Eins früh vom Board sein.
Philipp Forstner