Das Weltcupfinale in Riad brachte im Hinblick auf Olympia einige Erkenntnisse. Ein Vermächtnis hat Saudi-Arabien bei seinem millionenschweren Sportswashing nicht hinterlassen.
Sportliche Erkenntnisse gab es einige. Diese zum Beispiel: Bei den Olympischen Spielen in Paris wird der Weg zum Gold im Springreiten nur über die Schweden mit dem alten und neuen Weltcupsieger Henrik von Eckermann und seinem unfassbaren King Edward führen.
Und: Die deutsche Equipe von Bundestrainer Otto Becker wird im Schatten von Schloss Versailles ein paar perfekte Tage und viel Glück brauchen, um den angepeilten Platz auf dem Treppchen ins Visier zu nehmen.
Von Eckermann, stellte Becker fest, sei beim Weltcupfinale in Riad einmal mehr in einer eigenen Liga geritten. Das tut der Weltmeister seit ein paar Jahren, und es ist kaum zu erwarten, dass ihm in Paris jemand gefährlich werden könnte.
Das deutsche Trio in Riad weckte jedenfalls keine allzu großen Hoffnungen. Platz fünf für Hans-Dieter Dreher mit Elysium, Christian Ahlmann mit Mandato und der dreimalige Weltcupsieger Marcus Ehning mit Coolio abgeschlagen auf den Positionen 13 und 18. Gerade von diesen beiden, so Becker, habe er "sicherlich mehr erhofft, aber so ist halt der Sport".
Isabell Werth wirft Fragen auf
Sind die olympischen Vorzeichen im Springreiten sehr klar, so ließ die Dressur in Riad Platz für Spekulation. Der erste Weltcuperfolg von Schwedens Altmeister Patrik Kittel ist nicht unbedingt als Fingerzeig für Paris zu werten, der dritte Platz der siebenmaligen Olympiasiegerin Isabell Werth wirft zumindest ein paar Fragen auf.
In Abwesenheit von Titelverteidigerin Jessica von Bredow-Werndl und trotz der Disqualifikation von Weltmeisterin Lottie Fry schaffte es die erfolgreichste Reiterin der Geschichte gerade so auf das Treppchen.
Schon im Grand Prix, der Auftaktprüfung am Mittwoch, mochte sich Werths Hengst Quantaz nicht so recht mit der Atmosphäre im Stadion anfreunden. "Danach war es dann nicht mehr ganz leicht für uns", sagte Werth, die dank einer mit Höchstschwierigkeiten gespickten Kür am Freitag noch Platz drei hinter Kittel und der Dänin Nanna Skodborg Merrald retten konnte.
Die hochfavorisierte Fry war beim Einreiten abgeklingelt worden, als sich der Schaum am Maul ihres mächtigen Everdale rot färbte.
Medien verzichten auf Berichterstattung
Von Bredow-Werndl mit Dalera, Fry mit einem ihrer schwarzen Hingucker Everdale oder Glamourdale, ihre britische Teamkollegin Charlotte Dujardin mit dem mächtigen Imhotep und Nanna Skodborg Merrald an der Spitze einer starken dänischen Equipe - diese Namen dürften in Paris die Medaillen unter sich verteilen. Werth wird ein Wörtchen mitreden wollen und können, doch bleibt Quantaz, ihre Nummer eins im Stall, ein Unsicherheitsfaktor.
Die Gastgeber waren in Riad um Superlative bemüht, ein fröhliches Fest des Sports aber war es nicht. Angesichts der Menschenrechtssituation in dem islamischen Königreich verzichtete unter anderem das in Deutschland renommierte Fachmagazin "St.GEORG" auf eine Berichterstattung aus Saudi-Arabien.
Das Weltcupfinale war traditionell der alljährliche Schlusspunkt in der Halle, die deutschen Meisterschaften in Balve (6. bis 9. Juni) und der CHIO in Aachen (28. Juni bis 7. Juli) sind wichtige Meilensteine in der nun folgenden grünen Saison mit dem Höhepunkt Paris. "Olympische Spiele", sagt von Bredow-Werndl "sind Momente für die Ewigkeit". Riad dürfte bis dahin eine längst vergessene Momentaufnahme sein.