Während die Top-Edge-Rusher vor dem NFL Draft immer wieder im Spotlight stehen, fliegen die Defensive Tackles häufig ein wenig unter dem Radar. Die (Gehalts-) Entwicklungen in der NFL zeigten zuletzt aber, welch enormen Wert auch die Defensive Tackles haben können.
sport.de zeigt euch, welche zehn Top-Talente im kommenden Draft die besten in der Mitte der Defensive Line sind!
Die 10 besten Defensive Tackle im NFL Draft 2024
10. Michael Hall - Ohio State
Michael Hall kommt explosiv aus seinem Stance und bewegt sich unaufhörlich und sehr agil in Richtung Quarterback. Dabei besitzt er außerdem die nötige Körperkraft, um es mit jedem Offensive Linemen aufzunehmen. An seinem Handeinsatz lässt sich bei seiner Athletik sicherlich arbeiten. Hier dürfte er Techniken zu seinem Repertoire hinzufügen und verfeinern.
Derzeit spielt er noch zu hoch und setzt seine Hände nicht konstant ein, was das Potential seiner puren Kraft und Energie teilweise verpuffen lässt. Fraglich ist auch, wo er in der NFL spielen wird. Für die 3-Technique ist er zu klein und um weiter außen zu spielen, muss er seinen Pass Rush weiterentwickeln. Allein mit Bull Rush und Hebelkraft wird er dort nicht gewinnen.
9. Brandon Dorlus - Oregon
Drei Jahre lang war Brandon Dorlus nun vollwertiger Starter bei den Oregon Ducks. In 39 Spielen bestritt er 1.819 Snaps, womit er eine hohe Ausdauer bewies. In dieser Zeit generierte er 89 Total Tackles, 23 Tackles for Loss, zehn Sacks und 128 Pressures.
Er ist in Zukunft vielseitig einsetzbar, spielt mit einer sehr guten Körperbeherrschung und weiß jeden Zentimeter von der Fußsohle bis in die Fingerspitzen einzusetzen. Für Außen auf Edge fehlt ihm allerdings die nötige Körperbeuge, weshalb er in Zukunft weiter innen aufgestellt werden dürfte. Seine Technik, mit der Dorlus überzeugend viel Kraft und Energie in seine Aktionen legen kann, ist gut entwickelt. Gegner haben eine Aktion erst mit dem Abpfiff gegen ihn gewonnen.
8. Kris Jenkins - Michigan
Kris Jenkins erhielt nach dem Abgang von Aidan Hutchinson ab 2022 die volle Starterrolle auf Defensive End. Seine Stärken in Hebelkraft und Beweglichkeit wird er in Zukunft aber etwas weiter innen zum Tragen kommen lassen müssen. Ausdauernd kann er dort dafür regelmäßig die Pocket mit scharfen Gap Shoots penetrieren. Vor allem seine Technik ist dafür bereits gut entwickelt.
Doch um konstant Erfolg zu haben und bei jedem Down eine Rolle zu spielen, muss er schneller aus seinem Stance kommen. Allein mit Technik, Spielerkennung und Kraft wird er professionelle Offensive Guards nicht aus der Ruhe bringen. Hierzu ist ein höheres Maß an Energie und Quickness nötig.
7. Darius Robinson - Missouri
Zwei Jahre lang führte Darius Robinson seine Missouri Tigers als Team Captain aufs Feld. Er wird in Zukunft vielseitig einsetzbar sein und hat sich über die Jahre prächtig entwickelt. Mit seiner unbändigen Kraft kann er Gegenspieler einfach in den Quarterback pressen oder die Run Lanes für Ballträger zuschieben. Dazu ist er sehr agil und kann anschließend auch das Play zum Sack oder Tackle for Loss machen.
Auch technisch hat er seine Fähigkeiten ausgearbeitet und lässt keinen Funken seiner gewaltigen Energie verpuffen. Snatch und Swim Moves zählen bereits zu seinem Repertoire. In den Interviews hat er sich zusätzlich als Führungsspieler präsentiert, was NFL-Teams gefallen dürfte.
6. Fabien Lovett - Florida State
Erst nach seinem Wechsel von der Mississippi State an die Florida State begann Fabien Lovett sein volles Potential auszuschöpfen. In seinen letzten 20 Spielen erzielte der 24-jährige Defensive Tackle zwei Sacks, sechs Tackles for Loss und 32 Total Tackles. Er scheint natürliche Instinkte dafür zu besitzen, wohin sich ein Play entwickelt und wie er sich dann gegen die bevorstehenden Blocks wehren muss.
Das ist aber alles harte Arbeit gewesen. Beeindruckend ist, wie er sich auch dann mit seinen kräftigen Armschlägen in einen Spielzug zurückkämpft, den er scheinbar bereits verloren hat. Außerdem ist er relativ flink auf den Beinen und sollte mit einer gewissen Arbeit an seinem Finish auch für mehr Plays in Zukunft sorgen.
5. Ruke Orhorhoro - Clemson
Ruke Orhorhoro ist ein Name, der in den letzten Jahren immer wieder fiel, wenn es sich um die besten Defensive Tackles dieses Jahrgangs drehte. Der 22-jährige Defensive Tackle spielte für Clemson überall an der Line und wurde sogar innerhalb eines einzelnen Spiels dorthin rotiert, wo sein schwerer Anker gerade benötigt wurde.
Denn Orhorhoro verfügt über eine bemerkenswerte Hebelkraft, mit der er sich nicht aus den Gaps schieben lässt und auch außerhalb der Tackles den Run sehr leicht stoppt. Im Pass Rush fehlt es aber derzeit an der nötigen Technik und einem schnellen Get-Off. Manchmal bringt er sich mit unsauberem Handeinsatz sogar gegen den Lauf unnötig in die Bredouille.
4. Braden Fiske - Florida State
Braden Fiske hat zum richtigen Zeitpunkt im Draftprozess noch einmal eine Schippe nachgelegt. Erst landete er zum Saisonabschluss im ACC Championship Game drei Sacks und 4,5 Tackles for Loss. Im Anschluss überzeugte er die Scouts mit seiner Präsenz in den Trainings rund um den Senior Bowl.
Der energische Techniker zählt damit zu den Aufsteigern der letzten Wochen. Obwohl ihm die reine Kraft und Hebelwirkung fehlt, kann er mit seiner Beinarbeit und sauberem Handeinsatz trotzdem gegen Double Teams sein Gap halten. Im Pass Rush versucht er mit seinen Aktionen unter das Pad des Gegenspielers zu kommen, was ihm sehr gut gelingt, weil er dabei nicht etwa die Körperkontrolle verliert.
3. T'Vondre Sweat - Texas
Das College-Tape von T'Vondre Sweat ist beeindruckend und vielversprechend im Hinblick auf seine NFL-Karriere. Mit Masse und Größe erzeugt er sehr viel Hebelkraft und baut vor seinen Gegenspielern praktisch eine unüberwindbare Mauer auf. Zusätzlich hat er einen kräftigen Swim Move seinem Repertoire hinzugefügt, um konstant durch die Gaps zum Ballträger zu kommen. Das macht seinen Bull Rush nur noch effektiver.
Wenn er jetzt noch schneller aus seinem Stance herauskommt und keinen Moment seiner ohnehin eher soliden Quickness verliert, dürfte er auf dem nächsten Level das Zeug zu einem vollwertigen Starter haben. Derzeit gibt es allerdings viele Themen abseits des Feldes, die seine Bewertung bis zum Draft nochmal negativ beeinflussen werden. So kämpft er immer wieder mit Gewichtsproblemen und vor wenigen Tagen wurde er sogar wegen Trunkenheit am Steuer zwischenzeitlich inhaftiert.
2. Byron Murphy II - Texas
Byron Murphy erzielte in 2023 insgesamt fünf Sacks und 8,5 Tackles for Loss. Doch das beschreibt nicht einmal ansatzweise, welchen Einfluss der Defensive Tackle von Woche zu Woche auf das Spiel der Defense seiner Texas Longhorns genommen hat.
Seine Pfunde sind gut verteilt und er weiß seinen Körper mit viel Hebelkraft einzusetzen. Damit kann er sich auch in Reps zurückkämpfen, die bereits verloren zu sein scheinen. Er kombiniert Beweglichkeit mit einem sehr schnellen ersten Schritt und erzeugt damit viel Energie unmittelbar nach dem Snap. Gegen den Lauf setzt er das ein, um sich nicht verdrängen zu lassen. Im Pass Rush baut er damit seinen Bull Rush auf oder schießt beinah unberührt durch die Gaps hindurch.
1. JerZhan "Johnny" Newton - Illinois
Jer’Zhan Newton hat am College die Zahlen eines potentiellen Firstrounders aufgelegt. In seinen letzten zwei Jahren brachte es der Defensive Tackle auf 13 Sacks, 22,5 Tackles for Loss und 114 Total Tackles. Dies brachte ihm mehrere Auszeichnungen in der Big Ten Conference zum besten Verteidiger des Jahres ein, obwohl Newton an der University of Illinois im Vergleich zu den großen Powerhouses an einer eher unscheinbaren Schule der elitären Conference im Norden des Landes spielte. Das will auch im Hinblick auf den kommenden Draft etwas bedeuten.
Wie entfesselt schießt er aus seinem Stance und gewinnt häufig bereits mit dem ersten Schritt. Doch wenn er einmal auf einen besseren Offensive Linemen traf, konnte er sich auch im engen Fight mit Hebelkraft und Technik durchsetzen. Meistens erkennt er bereits sehr gut, wie die Blöcke der Gegner sich aufbauen und wohin das Run Play erfolgt oder wo er die Lücken für seinen Pass Rush findet. Weil er gleichzeitig relativ agil auf den Beinen ist und seine unbändige Energie in jeden Snap legt, muss er zwangsläufig als echter Erstrundenpick gelten. Schließlich kann sich auch die daraus resultierende Produktion sehen lassen.
Was "Johnny" Newton einschränken könnte, ist die Tatsache, dass es krassere Athleten auf seiner Position in Zukunft geben wird und er es in der NFL auch mit besseren Spielern zu tun bekommt als am College. Wer jedoch so viele Wege findet, um effektiv zu sein, sollte auch bei den Profis Möglichkeiten finden. Nur darf er nicht aufhören, an sich zu arbeiten. Newton verfügt nicht über das Profil, mit dem man sich eine Offseason einmal ausruhen kann. Im Gegenteil, mit dem richtigen Defensive-Line-Coach an seiner Seite können sogar noch weitere Entwicklungssprünge möglich sein.
Wer Jer’Zhan Newton in Runde Eins draftet, wird sehr wahrscheinlich für viele Jahre keine Baustelle mehr auf Defensive Tackle haben. Die Vielseitigkeit und das Talent sind ihm förmlich ins Gesicht geschrieben.
Philipp Forstner




































