Vor dem NFL Draft wird traditionell über die Quarterbacks der Zukunft diskutiert, die in fast jedem Jahr im Mittelpunkt der Talente-Auswahl stehen. Auch in diesem Jahr ist das so, zumal sich die Draft-Klasse auf Quarterback durchaus sehen lassen kann. Zumindest etwas im Schatten der Spielmacher steht Wide Receiver Marvin Harrison Jr., den aber doch irgendwie alle auf dem Schirm haben.
Das liegt unter anderem an seinem berühmten Vater, der ihm nicht nur den Namen, sondern vor allem auch das Talent vererbt hat.
Marvin Harrison Senior war nämlich von 1996 bis 2008 Receiver bei den Indianapolis Colts und wurde dort zum kongenialen Partner von Peyton Manning. Gemeinsam führte das Duo die Colts zum Super-Bowl-Titel.
Harrison stand in seiner zwölfjährigen Karriere acht Mal im Pro Bowl und ebenfalls acht Mal im All-Pro-Team der NFL (3x im First Team). Zudem war er 1999 und 2002 der Receiving Leader der National Football League. Seit 2016 ist Harrison Mitglied in der Pro Football Hall of Fame.
2002, inmitten seiner Karriere, wurde sein Sohn Marvin Harrison Junior geboren, wie sein Vater in Philadelphia.
Entscheidung für Ohio State
Dort wuchs MHJ auch auf und besuchte später zunächst die La Salle College High School und später die St. Joseph's Preparatory School. Dort gewann er drei Mal in Folge die State Championship und lieferte 2.625 Yards sowie 37 Touchdowns ab. Der spätere Ohio-State-Quarterback Kyle McCord war dabei sein kongenialer Partner.
Den Wechsel ans College trat Marvin Harrison Jr. als Vier-Sterne-Rekrut an, den die Experten als 14.-besten Receiver Recruit im Land sahen. Angebote hatte Harrison Jr. genug. Florida, Michigan, Penn State, LSU, Notre Dame, Texas A&M, sie alle wollten sich die Dienste des Passempfängers sichern.
Sein Vater hätte sich womöglich auch die Syracuse, seine Alma Mater, gewünscht, den Zuschlag bekam am Ende allerdings Ohio State.
Dort allerdings hatte MHJ einen schleppenden Start. In einer Offense mit Jaxon Smith-Njigba (Seattle Seahawks), Chris Olave (New Orleans Saints) und Garrett Wilson (New York Jets) spielte Harrison keine Rolle.
In seiner Freshman-Saison hatte er lediglich fünf Catches für 68 Yards. Allerdings konnte er zum Ende der Spielzeit dann doch noch zeigen, was er drauf hat. Weil sich Wilson und Olave für den NFL Draft 2022 angemeldet hatten, traten sie im Rose Bowl nicht mehr an. Der Weg war frei für MHJ, der sechs Pässe für 71 Yards und drei Touchdowns fing.
College-Karriere nimmt Fahrt auf
In der Folge ging es für den heute 21-Jährigen so richtig los. Fortan war Harrison einer der wichtigsten Receiver, und nach der Verletzung von Smith-Njigba sogar die klare Nummer eins. In seinem ersten Match als Top-Receiver des Teams legte MHJ sofort 184 Yards und drei Touchdowns auf.
Seine Sophomore-Saison schloss er schlussendlich mit 1.263 Yards und 14 Touchdowns ab. Er wurde von den Coaches und Journalisten zum besten Receiver der Big Ten gewählt.
Er bestätigte sein Talent auch in der Saison 2023, als er erneut 14 Touchdowns und mit 1.211 ähnlich viele Yards auflegte. Am Ende der Spielzeit wurde ihm der Fred Biletnikoff Award für den besten College-Receiver überreicht.
Als solcher galt Harrison auch vor der Saison bereits und zudem konnte sich MHJ bereits auf das Radar der Scouts bringen, als er beim Pro Day 2023 Pässe von C.J. Stroud fing, der am Ende bekanntermaßen als 2nd-Overall Pick zu den Texans ging.
Was Harrison fehlt zum vollkommenen College-Glück an der Ohio State, ist ein Titel.
Zuletzt scheiterte man 2023 mit der einzigen Saison-Niederlage in der Big Ten an den Michigan Wolverines, die später auch den College-Titel holten. "Es war wirklich hart, denn, wie ich bereits sagte, ist das das einzige Ziel, das man hat, wenn man an die Ohio State kommt", beschreibt Harrison den verpassten Big-Ten-Titel.
Diesen noch zu erlangen wäre für den noch jungen Wide Receiver womöglich ein Argument gewesen, noch ein viertes Jahr am College zu spielen. Am Ende entschied er sich dann aber, an der Talente-Auswahl teilzunehmen.
NFL Draft: Wo landet Harrison Jr.?
Und Harrison hat gute Gründe und vor allem eine ganze Menge Fürsprecher. Die meisten sehen in ihm einen absoluten Top-Pick. Wäre die Quarterback-Klasse zum einen nicht so stark und zum anderen nicht so dringend benötigt, wäre MHJ ein sicherer Top-Fünf-Kandidat. Solange sich keine weiteren quarterbacksuchenden Teams in die Top 5 traden, ist er es sogar immer noch.
Denn Harrison bietet viel Talent, herausragende Fähigkeiten und die körperlichen Voraussetzungen.
Mit 1,93 m ist er beispielsweise zehn Zentimeter größer als sein Vater. Zudem hat er lange Arme und dadurch eine enorme Reichweite. Ohnehin ist Harrison schon ein großes Target, durch seine Reichweite wird er noch größer.
Dennoch ist MHJ ein exzellenter Route-Runner, der über eine starke Fußarbeit und gute Technik verfügt. So kann er sich in Manndeckung lösen. Sein Instinkt hilft ihm zudem gegen Zone Coverage die Lücken in der Defense zu finden.
Dass er zudem viel Speed besitzt, gerade ob seiner Größe, schadet sicherlich auch nicht.
Alles in allem hat MHJ nun einmal eine ganze Menge Stärken und nur wenig Schwächen. Das wird ihn für die Teams mehr als interessant machen. Wem auch immer der 21-Jährige in einem womöglich chaotischen Draft in den Schoß fällt, die Freude wird groß sein.
Und vielleicht hat Marvin Harrison Jr. am Ende nicht nur das Talent und den Namen mit seinem Vater gemein, sondern auch eine glorreiche NFL-Karriere.
Marcel Schmidt




































