In sportlicher Hinsicht läuft auch die Formel-1-Saison 2024 mal wieder ganz nach dem Geschmack von Weltmeister Max Verstappen. Abseits der Strecke brodelt es allerdings bei Red Bull Racing, weil sich Teamchef Christian Horner und Motorsportkonsulent Helmut Marko überworfen haben. Eine Gemengelage, die noch für Ärger sorgen könnte, wie F1-Experte Felix Görner in seiner Kolumne bei sport.de betont. Laut dem RTL-Reporter herrscht lediglich ein Burgfrieden beim österreichischen Rennstall. Doch wie lange geht das noch gut?
Herzlichen Glückwunsch zum nächsten WM-Titel, Max Verstappen! Das kann man bereits nach dem vierten Rennen so sagen. Die Gegner hissen schon die weiße Flagge.
Mercedes-Teamchef Toto Wolf hat das ganz richtig erkannt: Niemand wird Max Verstappen und Red Bull in diesem Jahr aufhalten auf dem Wege zum vierten WM-Titel in Folge. Auch Sebastian Vettel muss stark sein, denn bald hat der Niederländer so viele Weltmeisterschaften wie er gewonnen.
Über dem Ganzen steht allerdings derzeit ein wackliger Burgfrieden bei Red Bull Racing. Nur der Erfolg hält dieses Team im Moment noch zusammen. Hätte es in Japan wie zuvor in Australien einen weiteren technischen Defekt gegeben, dann wäre die Situation ganz sicher schon deutlicher eskaliert. So aber kittet der Erfolg alle zusammen, auch Verstappen. Für ihn zählen nur Siege und Titel.
Deshalb bleibt der 26-Jährige auch so ruhig, weil er trotz der Aufregung weiter gewinnt und weil er jetzt schon weiß, dass er den vierten WM-Titel einfahren wird. Nur dieses Wissen kittet das Team zusammen. Im Hintergrund sind die Gräben derweil weiterhin tief.

Das merkt man auch am Auftreten von Red-Bull-Motorsportkonsulent Dr. Helmut Marko, der in die Defensive gegangen und vorsichtig geworden ist. Er sagt derzeit nichts zur allgemeinen Gemengelage.
Früher konnte Marko in der Fahrerfrage ganz allein entscheiden und Teamchef Christian Horner musste das dann abnicken. Jetzt spricht Marko davon, dass alles abgestimmt werden muss und er zu vielen Fragen nichts sagen könne. Es wird also taktiert.
Red Bull mit Fingerzeig an die Formel-1-Konkurrenz
Und Marko schaut sich das Ganze genau an: Welche Einflüsse gibt es von außen, gerade, was die Fahrerfrage angeht? Wie entwickelt sich das Team, wie steht es um einen Weggang von Technik-Guru Adrian Newey, der verantwortlich ist für die Weltmeister-Autos?
Gerade Neweys Präsenz hat eine enorme Wichtigkeit. Das von ihm gebaute Über-Auto ist in Normalform unschlagbar. Die Abstände zu Ferrari , Mercedes und Co. sind riesig. Wenn Verstappen sagt, dass er so schnell fahren konnte wie er wollte und sogar noch schneller gekonnt hätte, dann ist das ein Fingerzeig Richtung Konkurrenz. Der Weltmeister war noch gar nicht am Limit, sondern hat mit der Konkurrenz gespielt.
Interessant ist bei Red Bul Racing auch die Fahrerfrage. Sergio Pérez hat laut Marko noch eine realistische Chance auf eine Verlängerung, wenn er in diesem Jahr enger an Verstappen dran ist als in den Vorsaisons.
In dieser Hinsicht hat Pérez zuletzt einen guten Schritt gemacht, aber jetzt muss er das Ganze noch untermauern in den nächsten Rennen. Marko wird sich das ganz genau anschauen. Und: Gibt es dann einen Fahrer, der ihm gegen seine Überzeugung reingedrückt wird, dann wird das ein großer Konfliktpunkt sein.
Und wir wissen ja, dass die thailändische Seite bei im Getränkekonzern gerne auch Alex Albon im Red-Bull-Cockpit sehen würde. Der würde dann allerdings eine Ablösesumme kosten, die an Williams zu entrichten wäre. Das wird alles derzeit diskutiert.
"Silly Season" in der Formel 1 in vollem Gange
Das Wichtigste ist aber, dass Verstappen bleibt. Solange er da ist, bleibt dieser Burgfrieden, dieser gekittete Frieden, bestehen. Ansonsten bricht das Ganze auseinander.
Derweil befinden wir uns schon mitten in der "Silly Season". Alle bringen sich in Stellung. Mercedes hat sich beispielweise eine Deadline gesetzt, bis wann man eine endgültige Entscheidung von Verstappen will, ob er sich einen Wechsel zu den Silberpfeilen vorstellen kann oder nicht. Denn Toto Wolff muss spätestens im Sommer die Nachfolge von Lewis Hamilton planen.
Heißeste Kandidaten abseits von Verstappen wären dann Fernando Alonso oder Kimi Antonelli. Routinier oder waghalsige Lösung neben George Russell also. Aber das steht noch in den Sternen.
Fest steht nur das Sportliche: Der Red-Bull-Bolide ist auf schnellen und mittelschnellen Streckenteilen uneinholbar. Ob das auf Stadtkursen anders ist? Abwarten! Erneut meine Glückwünsche zum vierten Titel im vierten Rennen. Die Konkurrenz ist meilenweit abgehängt.
Felix Görner