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Erkenntnisse der ersten Formel-1-Rennen

Horror-Auftakt für Hamilton, Raketen-Start für Ferrari

Schwacher Formel-1-Saisonauftakt für Lewis Hamilton
Schwacher Formel-1-Saisonauftakt für Lewis Hamilton
Foto: © IMAGO
26. März 2024, 15:35
sport.de
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Wer hätte das gedacht?! Nach drei Rennen geht es an der Formel-1-Spitze eng zu wie lange nicht. Erwartet die Fans 2024 also wirklich eine spannende Saison? sport.de fasst die wichtigsten Erkenntnisse des Saisonstarts zusammen.

  • Red Bull und Max Verstappen weiter das Maß der Dinge

Das Brems-Debakel an Max Verstappens RB20 in Melbourne sollte nicht darüber hinweg täuschen: Red Bull hat erneut das beste Auto gebaut, das perfekt auf den Weltmeister zugeschnitten ist. Trotz des Defekts beim Australien-GP spricht wenig dafür, dass die Bullen ein strukturelles Zuverlässigkeits-Problem haben. 

Vielmehr scheint es, als habe Verstappen ein Defekt ereilt, der alle F1-Jahre eben vorkommt. Down Under riss eine Serie von 43 Zielankünften des Holländers. Irgendwann musste diese reißen. Für die Konkurrenz ist ein anfälliger Red Bull die einzige Hoffnung auf Siege. Bremst Verstappens Bolide vorschriftsgemäß, ist er weiterhin kaum zu schlagen.

Melbourne hat aber gezeigt: Anders als im Vorjahr braucht Red Bull ein sauberes Wochenende, um locker vorne zu sein. Ein solches hatte das Team in Australien nicht - und kam direkt in Bedrängnis. Ob Verstappen ohne Defekt wie üblich einsam weggefahren wäre, darf bezweifelt werden. Zu chancenlos tuckerte Stallkollege Sergio Perez im Albert Park hinterher. 

"Wenn man in der Lage ist, Red Bull unter Druck zu setzen, dann kann man sie auch in Fehler hetzen", sagt Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur hoffnungsfroh. Diesen Druck aufzubauen scheint die für die Verfolger Ferrari und McLaren derzeit leichter als in der Vorsaison.

  • Ferrari auf dem Weg zu alter Stärke

Die Scuderia ist so gut in die Saison gestartet wie seit Jahren nicht. Charles Leclerc liegt in der Fahrer-WM nur vier Pünktchen hinter Verstappen, auch in der Team-WM sind die Roten Red Bull auf die Pelle gerückt. Mit dem SF-24 hat die Mannschaft aus Maranello ein grundsolides Auto fabriziert, die Schwächen der Vorgängerin ausgemerzt. 

Noch immer hat Ferrari Rückstand auf Red Bull, ist allerdings ganz klar zweite Kraft. Vielleicht noch wichtiger: Die unter Team-Capo Vasseur eingeführten Reformen beginnen zu greifen. Ferrari hat eine klare Struktur, die Abläufe passen. In dieser Form können die Roten sofort zubeißen, wenn Red Bull schwächelt. 

  • Mercedes völlig von der Rolle

Die Hoffnung war groß in Brackley. Nach den aerodynamischen Irrwegen habe man mit dem W15 endlich wieder ein "rundes", "normales" Rennauto gebaut, hieß es. Mag sein. Nur: Schnell(er) ist der Mercedes eben nicht. Vor allem Lewis Hamilton kommt mit dem Wagen überhaupt nicht zurecht, auch George Russell vermag keine Wundertaten zu vollbringen.

Sowohl im Qualifying als auch im Renntrimm hinken die Silbernen klar hinterher, sind derzeit nur noch vierte, vielleicht sogar nur fünfte Kraft. 

Bezeichnend: Mercedes fischt in puncto Ursachenforschung der Speed-Misere völlig im Trüben. "Keine Ahnung", sagte Teamchef Toto Wolff in Australien auf die Gretchenfrage "woran hat et jelejen?". Schlechte Aussichten für den weiteren Saisonverlauf.

  • Sainz eine Wucht, Hamilton eine Enttäuschung

Carlos Sainz ist in der Formel 1 der Mann der Stunde. Zwei Wochen nach einer Blinddarm-OP raste der Spanier Down Under ganz nach oben. Eine Leistung, die zeigt, mit welcher Hingabe Sainz bei der Sache ist. Beeindruckend auch, wie gut er sich schon samstags gegen Stallkollege Charles Leclerc - den vielleicht besten Qualifier im Feld - schlägt. 

Es scheint, als wolle der 29-Jährige allen zeigen, dass Ferrari einen Fehler gemacht hat, 2025 nicht mehr auf ihn, sondern Lewis Hamilton zu setzen. Zugleich fährt sich Sainz in den Fokus von Top-Teams wie Red Bull und Mercedes. Klar ist: Ein Pilot dieser Güte hat eine Zukunft in der Königsklasse.

Ganz anders die Form von Rekordchampion Hamilton. Es wirkt, als habe der 39-Jährige analog zu Mercedes sein "Mojo" komplett verloren. Jedenfalls fährt Sir Lewis im Niemandsland herum, war in den ersten Rennen teils deutlich langsamer als Silber-Nachbar Russell. Die Mercedes-Abschiedstour könnte eine ganz zähe Nummer werden. 

Für RTL-Kommentator Heiko Wasser steht fest, dass die Künste des Briten ganz wesentlich von seinem Auto abhängen: Hamilton zeige "wieder mal, dass er mit einem schlechten Auto - und das ist der Mercedes im Moment einfach - nicht gut klarkommt", schreibt die "Stimme der F1" in ihrer Kolumne für sport.de.

  • Hülkenberg endlich nicht mehr wehrlos

Ferrari-Kunde Haas profitiert vom Aufschwung in Maranello, hat die Rote Laterne vorerst abgegeben. Schon zweimal schaffte es Nico Hülkenberg in die Punkte, in Australien fuhr auch Kevin Magnussen einen Zähler für das US-Team nach Hause - bemerkenswert. Haas hat sein Reifenfresser-Problem gelöst, wird im Rennen von der Konkurrenz nicht mehr mühelos geschluckt. 

Hülkenberg und Magnussen schafften es in den ersten Rennen vielmehr gekonnt, ihre Pneus am Leben zu halten und Positionen zu verteidigen. Der Deutsche tritt zwar die Euphoriebremse. Aber: Macht Haas so weiter, werden weitere Punkte folgen.

  • Große Namen, große Trauerspiele

Alpine/Renault hat sich von seinen einstigen Zielen in der Formel 1 vollends verabschiedetet, dümpelt 2024 am Ende des Feldes herum, ist gar ein Kandidat für die Rote Laterne. Zuletzt schien es einen ganz zarten Aufschwung zu geben - aber s'il vous plaît: Der Anspruch Alpines kann es nicht sein, sich von ganz hinten auf P12, 13, 14 oder 15 zu verbessern und mit etwas Glück mal an den Punkten zu schnuppern. Fraglich, wie lange sich Renault ein derart peinliches F1-Projekt noch leisten will.

Auch Williams - neunmaliger Konstrukteurs-Weltmeister - bleibt ein Schatten früherer Tage. Rein sportlich geht es bei den Briten zwar in Trippelschritten voran. Melbourne hat aber gezeigt, vor welchen Herausforderungen Williams weiterhin steht. Nach dem (zugegebenermaßen happigen) Unfall von Alex Albon im Training schaffte es das stolze Team nicht, das Wochenende mit zwei Autos fortzuführen. Logan Sargeant musste sein Cockpit räumen - eine Demütigung für Fahrer und Rennstall.

  • Sauber ist anders 

"Wir Schwyzer sind ein bisschen langsaaaam." Sauber bestätigt das von den Eidgenossen gerne selbst gepflegte Stereotyp. Und das nicht nur auf der Strecke, sondern vor allem in der Box. Gurkenstopps mit klemmenden und davon rollenden Radmuttern ruinierten Valtteri Bottas und Zhou Guanyu in Australien das Rennen. Dabei wären zumindest für Bottas bei günstigen Rennverlauf Punkte drin gewesen. 

Sauber - wegen seiner guten Struktur trotz knapper Ressourcen jahrelang im Mittelfeld unterwegs - gibt zurzeit ein Hühnerstall-Bild ab.

Martin Armbruster

Fahrerwertung

#FahrerTeamPunkte
1AustralienOscar PiastriMcLaren324
2GroßbritannienLando NorrisMcLaren299
3NiederlandeMax VerstappenRed Bull Racing255
4GroßbritannienGeorge RussellMercedes AMG F1 Team212
5MonacoCharles LeclercFerrari165

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