Bei der Kadernominierung für die letzten beiden EM-Härtetestes gegen Frankreich und die Niederlande trifft Julian Nagelsmann harte, aber nachvollziehbare Entscheidungen. Jetzt gibt es für den Bundestrainer keine Alibis mehr. Er muss liefern - oder seinen Posten noch vor dem Turnier räumen. Ein Kommentar.
Kein Mats Hummels, kein Leon Goretzka, kein Kevin Trapp: Mit seinen (im Vorfeld bereits durchgesickerten) Kader-Entscheidungen für die beiden Länderspiele in Frankreich und gegen die Niederlande hat Julian Nagelsmann für Wirbel gesorgt - und den ein oder anderen arrivierten Star vor den Kopf gestoßen.
Nachvollziehbar sind die Entscheidungen des Bundestrainers jedoch. Nagelsmann setzt jetzt auf Formstärke und Unbekümmertheit, statt auf Erfahrung und Verdienste aus der Vergangenheit. Das Leistungsprinzip steht im Vordergrund - und das ist gut so!
Die Überflieger vom Bundesliga-Überraschungsteam VfB Stuttgart oder Newcomer Aleksandar Pavlovic vom FC Bayern bringen nicht nur sportlich einiges mit.
Sie sollen auch einen neuen Spirit im Nationalteam entfachen, den die deutschen Fans und ganz offensichtlich auch Nagelsmann bei den desaströsen Auftritten gegen die Türkei (2:3) und in Österreich (0:2) im November vermisst haben.
Nationalmannschaft: Julian Nagelsmann geht ins (persönliche) Risiko
Der Bundestrainer geht mit seinem radikalen Kaderumbruch nur drei Monate vor der Heim-EM aber auch ins Risiko, vor allem ins persönliche Risiko. Alibis hat er nun keine mehr.
Sollte Nagelsmanns neu zusammengestellte DFB-Elf gegen die französische Weltauswahl und die ebenfalls stark besetzte Elftal nicht abliefern und verlieren, ist das Vorhaben, hierzulande Aufbruchstimmung für das Turnier zu entfachen, endgültig passé.
Die restlichen Wochen bis zur EM würden dann Skepsis und Kritik die deutsche Mannschaft begleiten - in der Regel keine gute Voraussetzung, um sportliche Höchstleistungen vor eigenem Publikum abzurufen.
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Gehen die Duelle mit Frankreich und den Niederlanden in die Hose, gibt es eigentlich nur noch eine Maßnahme, die das Emotionsruder noch einmal herumreißen könnte: die Trennung von Nagelsmann (beziehungsweise sein freiwilliger Rückzug aus dem Amt).
Nur eine denkbare Nachfolge-Lösung für die Nationalmannschaft
Den geeigneten und dann wohl einzig denkbaren Nachfolger hätte der DFB ja schon in den eigenen Reihen: Sportdirektor Rudi Völler.
Der 63-Jährige, der eigentlich nicht noch einmal die Verantwortung übernehmen will, es aber in einer echten Notsituation womöglich tun würde, bewies rund um Hansi Flicks Entlassung und den 2:1-Sieg gegen die Franzosen im vergangenen September, dass er Fußball-Deutschland mitnehmen kann.
Tobias Knoop













