Das Wettbewerbskomitee der NFL tagt dieser Tage am Rande der NFL Combine in Indianapolis und diskutiert potenzielle Regeländerungen. Ein möglicher Vorschlag würde dabei sogar einer Revolution in der Liga gleichen.
Noch wurden keine konkreten Vorschläge formuliert, die den Teameignern bei einem späteren Meeting im Frühjahr offiziell zur Abstimmung vorgelegt werden, doch gibt es bereits klare Tendenzen zu vermelden. Wie "The Athletic" berichtet, stand unter anderem das Thema Kickoffs im Fokus. Laut dem Komitee ist die Quote von Kickoff-Returns in der Saison 2023 auf 22 Prozent gesunken (2022: 38 Prozent). Ansonsten ging der Ball entweder durch die Endzone oder jemand zeigte innerhalb der 25-Yard-Linie einen Fair Catch an, wodurch der Ball seit einer entsprechenden Regeländerung automatisch an die 25 ging.
Die gute Nachricht: Die Zahl der bei Kickoff-Returns erlittenen Gehirnerschütterungen ging von 20 (2022) auf nur noch acht (2023) zurück. Doch scheint es allen Beteiligten nicht genug zu sein, um den Status Quo aufrecht zu erhalten. Vielmehr sieht man den Kickoff als ein "totes" oder "zeremonielles" Play an, das man gewissermaßen wiederbeleben will.
Noch wurde keine bessere Lösung präsentiert, diskutiert wurden jedoch Varianten wie das System der XFL, in der der Kicker von der 35-Yard-Linie kickt, während der Rest seines Teams weiter vorne platziert ist und nur fünf Yards vom Receiving Team entfernt, um Hochgeschwindigkeitskollisionen zu vermeiden. Auch eine Idee ist es, zwei Returner zu postieren, um nicht mehr so leicht vom einen Returner weg zu kicken.
NFL: Werden First Downs bald automatisch erkannt?
Zudem dürfte abermals das Thema 4th-and-Long-Play als Alternative zum nahezu aussichtslosen Onside-Kick auf den Tisch kommen.
Weitaus relevanter und spektakulärer wäre derweil die Einführung eines Systems zur automatischen Down-and-Distance-Erkennung. Mithilfe von Kameras und einem Tracking-System, das die Position des Balls und der Spieler zu jeder Zeit kontrolliert, würde damit die traditionelle Chain Gang obsolet werden bei der Frage, ob die Offense ein neues First Down erzielt hat. Zusätzlich soll es hochauflösende Kameras an den Goal Lines, End Lines und den Seitenlinien geben. Unklar ist allerdings, wie hoch die Mehrkosten zur Installation dieses Systems und dessen Wartung aussehen und wie Teameigner dazu stehen.
Weitere Punkte, die thematisiert wurden:
- Die viel diskutierten Hip-Drop-Tackles sollen verboten werden. Hierzu ist eine Abstimmung der Owner wahrscheinlich.
- Das kontroverse "Tush-Push-Play", das besonders die Eagles meist erfolgreich nutzen, wird entgegen früherer Spekulationen wohl nicht abgeschafft.
- Überlegungen zur Abschaffung des Touchbacks bei einem Fumble der Offense durch die gegnerische Endzone wurden beendet. Untersuchungen ergaben, dass das Play nur äußerst selten zum Tragen kommt und wenn, dann nur, wenn entweder der Offensivspieler den Ball nicht angemessen sicherte oder die Defense ein gutes Play machte.
- Intentional Grounding wurde 2023 59-mal geahndet - 2022 war es 44-mal und 2021 nur 31-mal. Zudem dauerte die Beurteilung dieser Penalty durch die Schiedsrichter unverhältnismäßig lange. Daher ist die Intention, hier mithilfe von Video-Replays schneller zu entscheiden, ob es sich um eine Strafe handelt oder nicht. Auch scheint es möglich, die Regel anzupassen, sodass ein Quarterback den Ball nur noch zur Line of Scrimmage werfen muss, egal wo er sich auf dem Feld bewegt. Letzteres wäre jedoch eine weitere enorme Benachteiligung der Defense.
Das NFL Competition Committee besteht aus folgenden Protagonisten: Rich McKay (CEO der Atlanta Falcons), Katie Blackburn (EVP der Cincinnati Bengals), Chris Grier (GM der Miami Dolphins), Stephen Jones (VP der Dallas Cowboys), John Mara (Owner der New York Giants), Sean McDermott (Head Coach der Buffalo Bills), Sean McVay (HC der Los Angeles Rams) und Mike Tomlin (HC der Pittsburgh Steelers).
Das nächste League Meeting findet vom 24. bis 27. März in Orlando/Florida statt. Hier könnten entsprechende Regeländerungen erstmals zur Abstimmung kommen.
