Im Boxen hat es schon die absurdesten "WM"-Kämpfe gegeben, dieser gehört fraglos dazu: Mahmoud Charr verteidigt seinen sogenannten "regulären" WBA-Titel im Schwergewicht 2.331 Tage nach seinem Titelgewinn zum ersten (!) Mal. Am 30. März trifft der "Diamond Boy" aus Köln in Sofia auf keinen geringeren als den 42-jährigen Bulgaren Kubrat "die Kobra" Pulev - der in all seinen großen Kämpfen schwer k.o. ging.
Die Gaga-WM machten Charr und Pulev auf einer Pressekonferenz in Sofia öffentlich. Der Kampf um den WBA-Titel im Schwergewicht wird in der 12.000 Zuschauer fassenden Sofia Arena in der bulgarischen Hauptstadt stattfinden.
Der mittlerweile 39-Jährige Charr hatte den zweitrangigen und sportlich unbedeutenden Titel der WBA 2017 mit einem Sieg über den Russen Alexander Ustinov gewonnen, ihn danach aber nie verteidigt. Überhaupt bestritt der "Koloss von Köln" seither lediglich drei Kämpfe, zuletzt stand er Ende 2022 im Ring.
Weil Charr wegen Visa-Problemen den Titel zwischenzeitlich nicht gegen Don-King-Schützling Trevor Bryan verteidigen konnte (der US-Promoter hatte Charr aufs Kreuz gelegt), knöpfte die WBA dem Deutschen den Gürtel im Vorjahr ab. Charr ließ sich das nicht bieten, klagte vor Gericht gegen die Entscheidung und bekam Recht.
Aus Angst vor einer saftigen Entschädigungszahlungen erklärte die WBA Charr im Oktober wieder zu ihrem "regular Champion". Einzige Auflage: Der "Diamond Boy" müsse den Titel binnen 60 Tagen gegen einen Mann aus den Top 15 der WBA-Rangliste verteidigen. Anfang des Jahres tauchte Pulev freilich noch nicht in den Top 15 der WBA auf - mittlerweile haben ihn die WBA-Strippenzieher (warum auch immer) auf Rang zehn gesetzt.
Boxen: WBA setzt Pulev einfach mal so in ihre Top 15
Der 42-jährige Pulev boxte zuletzt im Dezember: In den USA besiegte er den völlig unbekannten Andrzej Wawrzyk aus Polen nach Punkten. Dieser "Triumph" reichte offenbar, um den Sprung in die WBA-Rangliste zu schaffen. Der Verband macht daraus auch gar keinen Hehl: "Kubrat Pulev kommt auf Position zehn, weil er am 30. März gegen Mahmoud Charr kämpfen wird", teilte die für ihre bizarre Ranglisten und Titel-Vergaben berüchtigte WBA lapidar mit.
Rechtmäßiger WBA-Weltmeister ist der Ukrainer Oleksandr Usyk, der als "Super Champion" firmiert, und am 18. Mai gegen Tyson Fury um alle anerkannten WM-Gürtel im Schwergewicht boxt. Laut WBA-Statuten steht dem Sieger zwischen Charr und Pulev ein Kampf gegen den Super Champion zu - also gegen Usyk oder Fury.
Pulev boxte in seiner Karriere zweimal um die Schwergewichtskrone: 2014 unterlag er Wladimir Klitschko durch K.o. in Runde fünf, 2020 hielt er gegen Anthony Joshua vier Runden länger durch, ehe er heftig auf die Bretter ging.
Auch Charr hat WM- und Klitschko-Erfahrung: 2012 forderte er Vitali erfolglos heraus, verlor den Kampf um dessen WBC-Krone in Moskau durch T.K.o. in Runde vier.

